Wer die Nachtigall stört
21
„Kein Lüftchen rührt sich“, sagte Jem. „Seht mal da drüben.“Er deutete nach Osten. Hinter Miss Maudies Pecanbäumen ging ein riesiger Mond auf. „Da kommt es einem gleich noch heißer vor.“
„Ist heute ein Kreuz drin?“, fragte Dill, ohne aufzusehen. Er drehte sich gerade eine Zigarette aus Hanf und Zeitungspapier.
„Nein, nur die Frau. Zünd das Ding bloß nicht an, Dill, du verstänkerst ja die ganze Gegend.“
In Maycomb gab es eine Frau im Mond. Sie saß an einem Frisiertisch und kämmte ihr Haar.
„Du wirst uns fehlen“, sagte ich. „Wie ist’s, wollen wir nicht Mr. Avery beobachten?“
Mr. Avery wohnte gegenüber von Mrs. Henry Lafayette Dubose. Sonntags ging er in der Kirche mit dem Sammelteller herum, und im Übrigen saß er jeden Abend bis neun Uhr auf der Veranda und nieste. Einmal waren wir Zeugen eines erstaunlichen Schauspiels geworden, vermutlich eine Art Abschiedsvorstellung, denn es wiederholte sich nie mehr, sooft wir auch auf der Lauer lagen. Eines Abends hatten Jem und ich uns gerade von Miss Rachels Haustreppe erhoben, um heimzugehen, als Dill uns zurückhielt. „Donnerwetter, seht euch das an!“Er zeigte auf die andere Straßenseite. Zunächst sahen wir nichts als eine belaubte Vorderveranda, doch bei näherer Betrachtung entdeckten wir einen Wasserstrahl, der in hohem Bogen aus dem Laub in den gelben Lichtkreis der Straßenlaterne spritzte. Die Entfernung von der Quelle bis zum Erdboden betrug schätzungsweise dreieinhalb Meter. Jem sagte, Mr. Avery müsse sich wohl vertan haben, und Dill meinte, dass er wohl mindestens vier Liter am Tag tränke. Die anschließende Diskussion, in der die beiden ihre jeweilige Reichweite und Kapazität zu bestimmen suchten, brachte mir erneut zum Bewusstsein, dass ich ausgeschlossen war, denn auf diesem Gebiet konnte ich nicht mithalten.
Dill reckte sich und gähnte. „Wisst ihr was, wir machen ’nen kleinen Spaziergang“, sagte er ein wenig zu beiläufig.
Ich schöpfte sofort Verdacht. Kein Mensch in Maycomb ging einfach so spazieren. „Wohin, Dill?“
Dill deutete mit dem Kinn in südliche Richtung.
„Einverstanden“, sagte Jem und fügte auf meinen Protest honigsüß hinzu: „Brauchst ja nicht mitzukommen, Unschuldsengel.“
„Und ihr braucht nicht hinzugehen. Du weißt doch …“
Jem gehörte nicht zu denen, die sich lange über ihre Niederlagen grämen. Man konnte glauben, Atticus hätte ihm lediglich einen Einblick in die Kunst des Kreuzverhörs gegeben. „Scout, wir tun ja gar nichts. Wir gehen bloß bis zur Laterne und wieder zurück.“
Wir schlenderten schweigend die Straße hinunter, lauschten dem sanften Nachtgemurmel der Erwachsenen auf den Veranden und dem Ächzen, das die Schaukelstühle unter dem Gewicht ihrer Besitzer von sich gaben. Bisweilen erklang das Lachen von Miss Stephanie Crawford.
„Na?“, fragte Dill.
„In Ordnung“, sagte Jem und fügte hinzu: „Scout, warum gehst du nicht lieber nach Hause?“
„Was habt ihr denn vor?“
Dill und Jem wollten nur durch das Fenster mit dem losen Laden schauen, ob sie vielleicht Boo Radley zu sehen bekämen. Und wenn mir das nicht passte, sollte ich mich nach Hause scheren und meinen dicken Schlabbermund halten, das wäre alles. „Ja, um Himmels willen, warum habt ihr denn damit bis heute Abend gewartet?“
Weil nachts niemand sie sehen könnte, weil Atticus so sehr in sein Buch vertieft wäre, dass er nicht mal die Posaunen des Jüngsten Gerichts hören würde, und weil sie statt der Ferien lieber die Schule versäumten, wenn Boo Radley sie umbrächte. Außerdem wäre es leichter, im Dunkeln in ein dunkles Haus zu sehen als bei Tageslicht. Verstanden?
„Jem, bitte …“
„Scout, ich sag’s dir zum letzten Mal, halt die Klappe oder geh nach Hause. Meine Güte, du wirst aber auch jeden Tag mehr wie ein Mädchen!“
Daraufhin blieb mir nichts anderes übrig, als mitzumachen. Wir beschlossen, unter dem hohen Drahtzaun hinter dem RadleyGrundstück durchzuschlüpfen – da war die Gefahr geringer, gesehen zu werden. Der Zaun grenzte den großen Garten ab, an dessen Ende ein Klohäuschen aus Holz stand. Jem zog den untersten Draht hoch, und Dill kroch als Erster hindurch. Ich folgte ihm und hielt den Draht für Jem, der um ein Haar stecken geblieben wäre. „Seid bloß leise“, flüsterte er. „Und passt auf, dass ihr nicht in den Grünkohl geratet, das Rascheln weckt Tote auf.“
Eingedenk dieser Warnung machte ich etwa einen Schritt je Minute und bewegte mich erst schneller, als ich Jem weit vorn im Mondlicht winken sah. Wir gelangten an das Tor, das den Garten vom Hinterhof trennte.
Jem fasste es an. Das Tor quietschte.
„Spuck drauf“, flüsterte Dill.
„Da hast du uns was Schönes eingerührt, Jem“, murrte ich. „Hier kommen wir nicht so leicht wieder raus.“
„Pst! Spuck drauf, Scout!“
Wir spuckten, bis wir keine Spucke mehr hatten, dann stieß Jem das Tor langsam auf, hob es zur Seite und lehnte es an den Zaun. Wir waren im Hof.
Die Rückseite des Radley-Hauses war noch weniger einladend als die Vorderseite. Eine baufällige Veranda lief die ganze Breite entlang. Es gab zwei Türen und dazwischen zwei dunkle Fenster. Das Vordach ruhte auf der einen Seite statt auf einer Säule auf einem rohen Balken.
In einer Ecke der Veranda stand ein alter Franklin-Ofen, daneben glitzerte der Spiegel einer Kleiderablage gespenstisch im Mondschein.
„Pfui Spinne!“, zischte Jem und hob den Fuß.
„Was ist los?“
„Hühner“, flüsterte er.
Dass wir auf Schritt und Tritt Unsichtbarem auszuweichen hatten, bestätigte sich, als Dill, der voranging, leise „G-o-t-t“buchstabierte. Wir schlichen uns an das Seitenfenster mit dem losen Laden heran. Das Sims befand sich eine Spanne über Jems Kopf.
(Fortsetzung folgt)
Ball in einer Halle gespielt wird und alle Sportler kurze Hosen anhaben“, argumentierte der FLAMPräsident.
Er führte zudem an, dass die Zahl von Veranstaltungen in der Coque sowie die Subventionen pro Verband begrenzt seien. Juristisch ist die aktuelle Organisation der FLAM nach Ansicht von Schaul auch problematisch. Da der Dachverband als asbl (association sans but lucratif) registriert ist, die einzelnen Sportarten als Untersektionen nicht, müsse er diese im Fall des Falles gerichtlich vertreten. Die Arbeitsbelastung als Präsident nannte er ebenfalls als gewichtigen Grund: „Ich habe in den vergangenen vier Jahren gesehen, dass es nicht zu schaffen ist.“
Defizit von 40 000 Euro
Karate-Präsident Leo Salvatore unterstützte die Argumente des FLAM- und Judo-Chefs. „Eine Eigenständigkeit hätte für die großen Sektionen den Vorteil, dass Entscheidungen schneller getroffen werden und dass wir selbstständiger arbeiten könnten“, sagte er. In der Generalversammlung wurden Unstimmigkeiten innerhalb seiner Sektion deutlich. Vertreter der Clubs hinterfragten ein Defizit von 40 000 Euro im Jahr 2021. Salvatore begründete dies unter anderem mit coronabedingt gestiegenen Kosten.
„Die FLAM ist riesengroß geworden und wir stehen uns manchmal selbst auf den Füßen“, sagte
Taekwondo-Präsident Norbert Welu, der den Weg in die Eigenständigkeit mitgehen möchte. Er hofft dabei auch auf eine ganze Stelle für einen Nationaltrainer, momentan hat das Taekwondo eine halbe.
Die Vorsitzenden der drei großen Disziplinen gehören auch dem neuen FLAM-Vorstand an. Welu ist Vizepräsident, Salvatore Generalsekretär. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Nico Christmann gewählt, zum Schatzmeister Denis Barboni. Der bisherige Vizepräsident Norbert Baecker kandidierte nicht mehr.
Über die NeustrukturierungsIdee wurde am Mittwoch jedoch nicht abgestimmt, dies soll laut Schaul erst in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Jahresende geschehen. Der gesamte Vorgang würde viel administrative Arbeit bedeuten. So müssten etwa Konventionen mit dem Ministerium und dem COSL neu geschrieben werden. „Ein Zeitraum von ein bis zwei Jahren wäre realistisch“, so Schaul.
Zumindest von Seiten des COSL scheinen dem Vorhaben nicht allzu hohe Hürden im Weg zu stehen. Generalsekretär Ralf Lentz ließ durchblicken, dass man es schätze, von Anfang an über die Idee informiert worden zu sein, und stellte eine weitere Kooperation in Aussicht: „Wenn wir uns an einen Tisch setzen, werden wir die beste Lösung für den Sport finden.“