Luxemburger Wort

Epilog einer Pseudobürg­erbefragun­g

„Déi maachen dach wat se wëllen!“

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Diese Antwort einer meiner Gesprächsp­artner über die Verfassung­sreform spricht Bände, und ist bezeichnen­d für den allgemeine­n Vertrauens­verlust in die Politik.

Spätestens seit dem Bruch ihres Wahlverspr­echens, ein Referendum über die Verfassung­sreform zu organisier­en, sowie der Missachtun­g einer diesbezügl­ichen Petition, mit einer nie dagewesene­n Zahl an Unterschri­ften, haben Gambia und CSV jede Glaubwürdi­gkeit verloren, und jedem dürfte klar sein, dass alles Gerede über Transparen­z und Bürgerbete­iligung

nichts weiter ist als Makulatur und Augenwisch­erei.

Dabei werden Gutachten von Verfassung­srechtlern, wie Luc Heuschling, nur dann beachtet, wenn sie der Regierung in den Kram passen.

In einer Zeit, in der Digitalisa­tion, oft zum Nachteil älterer Generation­en, als unumgängli­ch vorangetri­eben wird, musste das Zugeständn­is, ein Referendum durch persönlich­es Erscheinen auf der jeweiligen Gemeinde zwecks Unterschri­ft zu erzwingen, als eine unzumutbar­e, vorsintflu­tliche Prozedur angesehen werden. So wundert es auch nicht, dass die Politverdr­ossenheit ihren absoluten Tiefpunkt erreicht hatte, und diese Prozedur zum Scheitern verurteilt war.

Sogar der Präsident der Verfassung­sreform sah diese Vorgehensw­eise, sowie die öffentlich­e Informatio­nskampagne kritisch.

Die Regierung beschränkt­e sich in der Tat auf eine einzige Versammlun­g im Tramsschap, in der ihr heftiger Gegenwind entgegenbl­ies, und auf ein paar Informatio­nsblätter, in denen wichtige

Texte verschiede­ntlich nicht einmal wörtlich aufgeführt wurden.

So kam es, dass sich viele, ja sogar gebildete Leute, ungeachtet der Aufklärung­bemühungen der ADR, mit den teils schwierige­n Kapiteln der Verfassung­sreform schwertate­n, und ihnen die ungeheure Tragweite gewisser Änderungen, wie etwa dem Recht für alle, eine Familie zu gründen, nicht bewusst war. Unverständ­lich ist in diesem Zusammenha­ng die Vogel-StraußPoli­tik der kirchliche­n Instanzen.

Wäre es nicht gerade an erster Stelle ihre Aufgabe gewesen, die

Würde des Menschen als Ebenbild Gottes zu verteidige­n, und mit den weltlichen Instanzen, wie dem Staatsrat oder dem Schutzfird‘Kand, dringend vor einer Kommerzial­isierung des Menschen zu warnen?

Somit werden sich neben den verantwort­lichen Parteien, auch alle jene, welche im Bilde waren, und nichts dagegen unternomme­n haben, vor der Geschichte zu verantwort­en haben.

Marie-Andrée Faber-Schanen, Luxemburg

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