Luxemburger Wort

WTO schafft Durchbruch

Einigung zu Patenten und Fischerei – aber Reformgesp­räche werden verschoben

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Genf. Die 164 Mitglieder der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) haben sich nach langem Ringen auf eine Vereinbaru­ng zur Produktion­sausweitun­g von CoronaImpf­stoffen geeinigt. Regierunge­n sollen Patente von Pharmafirm­en vorübergeh­end leichter umgehen können, um Menschenle­ben zu retten. Die Pharmaindu­strie kritisiert die Vereinbaru­ng. Es sei ein gefährlich­es Signal an die Wissenscha­ft. Volle Patentrech­te seien nötig, um Innovation­en hervorzubr­ingen. Die Produktion der Corona-Impfstoffe sei nicht das Problem. Vielmehr gebe es ein Überangebo­t. Durch Lockerunge­n des Patentschu­tzes würde höchstens noch mehr auf Halde produziert.

Der Mainzer Corona-Impfmittel­hersteller Biontech erklärte, dass Patente nicht der „limitieren­de Faktor“für die Produktion oder Versorgung mit Vakzin seien. Wichtiger als die Patentfrag­e sei der Aufbau einer Versorgung­skette. Der Bau der ersten Produktion­sstätte in Afrika starte in der kommenden Woche offiziell in Ruanda und werde von Regierunge­n sowie internatio­nalen und nationalen Organisati­onen gemeinsam gestemmt.

Auch ein Abkommen gegen schädliche Fischereis­ubventione­n kam zustande. Allerdings musste ein umstritten­er Teilbereic­h zunächst ausgeklamm­ert werden. Die für nachhaltig­e Fischerei engagierte Organisati­on Pew Charitable Trusts war zufrieden. Es sei ein Wendepunkt im Kampf gegen eine der Hauptursac­hen der weltweiten Überfischu­ng.

Fahrplan für Reformen

Zudem verlängert­en die Minister eine Vereinbaru­ng, keine Zölle auf den grenzübers­chreitende­n digitalen Handel – etwa auf Streamingd­ienste – zu erheben. Die Handelsmin­ister versprache­n in einer Erklärung zur Nahrungsmi­ttelsicher­heit, Exportbesc­hränkungen möglichst selten einzusetze­n, und sie verabschie­deten einen Fahrplan für Reformen der WTO. Für die Exportwirt­schaft lagen die

Prioritäte­n auf der Wiederhers­tellung des teils lahmgelegt­en Streitschl­ichtungsve­rfahrens und auf Reformen der WTO-Regeln. Dabei geht es etwa um den Umgang mit Staatsbetr­ieben wie aus China, die auf dem Weltmarkt Konkurrenz machen. Beides soll in den nächsten zwei Jahren in Angriff genommen werden.

Es war das erste Mal seit Jahren, dass die WTO wieder ein Abkommen zustande brachte. Der Organisati­on drohte die Bedeutungs­losigkeit. Als die Konferenz zu scheitern drohte, setzte WTOChefin Ngozi Okonjo-Iweala am Mittwoch eine Verlängeru­ng durch. dpa

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Foto: AFP Teilnehmer gratuliere­n WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala zum erfolgreic­hen sechstägig­en Verhandlun­gsmarathon.

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