„Die Arbeit geht uns nie aus“
Seniorenangebot Escher BIBSS erfreut sich einer hohen Nachfrage
Esch/Alzette. Sechs Über-100-Jährige leben in Esch/Alzette, 300 Einwohner der Südgemeinde sind älter als 90, etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist älter als 50. Trotz des hohen Einwohneranteils werden Senioren und ihre Bedürfnisse im öffentlichen Diskurs jedoch oft vernachlässigt. Um dieses Defizit zu beheben und älteren Menschen eine zentrale Anlaufstelle für ihre Anliegen zu geben, entschloss sich die Gemeinde 2019 dazu, das Büro des kommunalen Dienstes BIBSS (Bureau d'information pour personnes à besoins spécifiques et seniors) am Brillplatz einzurichten.
Informieren, bei der Orientierung im immer stärker digitalisierten Alltag helfen oder die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen: Die Hilfeleistungen, die das BIBSS anbietet, sind breit gefächert und reichen weit über das Veranstalten von Seniorenfeiern hinaus, wie der zuständige Schöffe der Stadt Esch für das Dritte Alter, André Zwally (CSV), sowie die beiden BIBSSVertreterinnen Romaine Wener und Nadine Villaume im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“erklären.
Große Nachfrage, breites Angebot
Das vielseitige Angebot des Dienstes passt sich somit der ebenfalls breit gefächerten Nachfrage der Senioren an. Die Anliegen, mit denen sich diese an die Informationsstelle wenden, reichen nämlich von kleineren Problemen, wie dem Installieren einer App auf dem Smartphone über die Gestaltung der Freizeit bis hin zu Fragen rund um die Gesundheit oder das Wohnen.
Die Pandemie hat indes für eine steigende Nachfrage an den Angeboten des BIBSS gesorgt, wie Werner erzählt. Ein Grund hierfür: Das Büro am Brillplatz war während der gesamten beiden durch Corona geprägten Jahre nie geschlossen. Vor allem die Reservierung von Impfterminen, die lediglich über Internet möglich war, habe viele Senioren zum BIBSS geführt: „Da standen die Menschen teilweise in der Schlange“, so Werner.
Pandemie sorgt für Rückenwind
Mit der Unterstützung bei der Terminnahme endete die Hilfe jedoch nicht. Um Senioren auch zu ihrem Termin ins Impfzentrum zu bringen, hat die Gemeinde den Impfbus eingerichtet. Aus dieser Idee heraus ist dann im Juli 2021 der PlusBus ins Leben gerufen worden. Dieser Rufbus richtet sich an alle Bewohner, die älter als 65 Jahre sind oder aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung nicht in der Lage sind, sich zum Einkauf, zum Arzt oder zu einem Freizeittermin zu begeben.
Zwei elektrisch betriebene Busse fahren daher abwechselnd auf dem Stadtgebiet der Südgemeinde. Nachfrage am Angebot gibt es reichlich. Mehr als 400 Menschen sind mittlerweile für den RufbusDienst eingeschrieben, wie Werner erläutert.
Dieser ist jedoch nur eines von zahlreichen Angeboten, die das BIBSS anbietet. Auch das Programm „Essen auf Rädern“, welches darauf abzielt, Senioren mit einem vollwertigen Mittagessen zu beliefern, wird von einer wachsenden Kundschaft in Anspruch genommen. „2018 waren es 55 Kunden, heute sind es 169“, schildert Werner den deutlichen Anstieg im Verlauf der vergangenen Jahre.
Senioren fit fürs Internet machen
Auch bietet das BIBSS in Zusammenarbeit mit der Escher Bibliothek das Programm „E Buch op Rieder“an. Das ermöglicht es Senioren, die älter als 60 sind, einmal im Monat kostenlos mit einer individuell zusammengestellten Auswahl an Büchern beliefert zu werden. Bis zu drei Bücher können pro Lieferung bestellt werden.
Das Programm E-Senior 2.o zielt indes darauf ab, Nachhilfe im Umgang mit dem Internet und elektronischen
Die Hilfeleistungen, die das BIBSS anbietet, sind breit gefächert.
Geräten zu geben. Um Senioren bei der Orientierung in der digitalen Welt zu unterstützen, fand das BIBSS mit dem StartUp GoldenMe einen wichtigen Partner. Aus der Zusammenarbeit folgten unter anderem mehrere Videoclips, die Senioren darüber aufklären, wie sie Smartphone oder Tablet nutzen können. Die Videos wurden unter anderem über den stadteigenen Fernsehkanal EschTV ausgestrahlt. Darüber hinaus wurden auch die SmartphoneCafés ins Leben gerufen, die in mehreren Restaurants oder Cafés in Esch veranstaltet werden und Kurse zum Umgang mit Smartphone und Tablet anbieten.
Pläne für die Zukunft
Mit dem „Leitfaden Sterbefall“wurde zudem ein Dokument ausgearbeitet, das Unklarheiten im
Zusammenhang eines Todesfalles aus dem Weg räumen soll und Auskunft über Behördengänge oder das Organisieren einer Bestattung gibt.„Es sind kleine Dinge, die viele Menschen aber oft nicht wissen“, erklärt Zwally. Mit dem Leitfaden habe man ein Tabuthema in der Gesellschaft aufgegriffen, ergänzt Werner. Der Leitfaden, der zunächst in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, soll künftig überarbeitet werden und auch in französischer Sprache erscheinen.
Dies ist somit eines von mehreren Vorhaben, die für die Zukunft geplant sind. Ein weiteres Projekt: Kurse zur Prävention von Stürzen anbieten. Die Sturzgefahr und die damit verbundenen Folgen stellen nämlich vor allem für Senioren eine nicht zu unterschätzenden Gesundheitsgefahr dar. Darüber hinaus sind auch Angebote zum Gedächtnistraining in Planung.