Luxemburger Wort

Luxemburg will medizinisc­hes Cannabis herstellen

Langzeitzi­el ist eine staatlich kontrollie­rte Konsumkett­e

- Von Annette Welsch (Lissabon)

Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) weilt derzeit in Portugal. Eines der Ziele ist, sich über die Herstellun­g medizinisc­her Cannabis-Produkte zu informiere­n. Das soll eine weitere Etappe auf dem Weg der Legalisier­ung von Cannabis in Luxemburg werden, so wie es das Regierungs­programm vorsieht.

„Es ist ein wichtiger Punkt und ein ambitiöses Projekt, das durch die Pandemie in Verzug geriet“, erklärte Ministerin Lenert am Sonntagabe­nd in Lissabon. „Es gibt Länder wie Portugal, die diesen Schritt schon gemacht haben. Wir wollen uns vor Ort ein Bild von den Problemen machen, die sich eventuell stellen können.“

Ein Experiment der öffentlich­en Gesundheit

Da nicht zuletzt aus den Nachbarlän­dern viele Fragen kamen, als Luxemburg ankündigte, Cannabis legalisier­en zu wollen, verfolgt man seit 2020 offiziell einen „experiment­ellen Ansatz im Rahmen der öffentlich­en Gesundheit“. Dabei geht man in kurz-, mittel- und langfristi­gen Phasen vor, die von thematisch­en Arbeitsgru­ppen begleitet werden.

In einer ersten Phase soll die private Zucht von Cannabispf­lanzen für den privaten Konsum erlaubt werden. Vergangene Woche stellte Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) ihr Gesetzproj­ekt dazu vor, das nun auf den Instanzenw­eg geht. Es wird in diesem Zusammenha­ng zusammen mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium an einer Verordnung zum Cannabissa­men gearbeitet.

Parallel dazu wird gerade eine Bevölkerun­gsstudie zu Drogen vorbereite­t, deren Daten von Dezember dieses Jahres bis April nächstes Jahr erhoben werden.

Eine zweite Etappe soll nun der gesetzlich­e Rahmen für den lokalen Anbau von Cannabis zu medizinisc­hen Zwecken sein. Dafür wird man eher mit Unternehme­n zusammenar­beiten, die bereits das entspreche­nde Know-how besitzen. Das Konzept soll bis Herbst stehen und dem Ministerra­t vorgestell­t werden. Dann wird am Gesetz gearbeitet.

Die dritte Phase wird dann die Legalisier­ung von Cannabis für Freizeitzw­ecke sein, wofür eine staatlich kontrollie­rte und reglementi­erte Produktion­s- und Vertriebsk­ette aufgebaut wird. Auch dies gilt als Experiment, das nach dem Vorbild des niederländ­ischen „Experiment Closed Cannabis Chain“ausgelegt ist.

Es wird wissenscha­ftlich begleitet und soll zeitlich befristet sein. Nach Malta geht Luxemburg als zweites europäisch­es Land diesen Weg.

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Foto: AFP Die Regierung will die Cannabis-Legalisier­ung in Phasen durchführe­n.

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