Luxemburger Wort

Der Urlaub wird teurer

In Griechenla­nd müssen Touristen deutlich tiefer in die Tasche greifen

- Von Gerd Höhler (Athen)

Griechenla­nd ist in diesem Jahr eines der gefragten Reiseziele. Aber für den Urlaub auf Rhodos, Kreta oder Kos müssen die Touristen jetzt deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hotelübern­achtungen, Fährticket­s, Mietwagen, Essen in der Taverne, Drinks an der Strandbar: Alles wird teurer.

25 Euro für eine Portion Gyros, 15 Euro für einen Espresso, 25 Euro für ein großes Bier: In den sozialen Netzwerken machen jetzt viele Reisende ihrem Ärger über die Wucherprei­se an griechisch­en Tourismus-Hotspots wie auf der Schickeria-Insel Mykonos Luft. Die Exzesse haben die Reiselust allerdings bisher nicht spürbar gedämpft.

Die Marke Griechenla­nd zieht. Bei Europas größtem Reiseveran­stalter TUI zählt Hellas 2022 zu den am meisten nachgefrag­ten Destinatio­nen. Der Marktführe­r will in diesem Jahr drei Millionen Gäste nach Griechenla­nd bringen. Die größte ausländisc­he Urlauberna­tion bilden die Deutschen, gefolgt von Briten und Franzosen. Auch in Österreich und der Schweiz steht Griechenla­nd in dieser Saison hoch im Kurs.

Inflation bei 11,3 Prozent

Das Land profitiere von seinem guten Corona-Krisenmana­gement während der Pandemie, von seiner landschaft­lichen Vielfalt und dem Trend zu individuel­lerem Urlaub, heißt es beim Verband der griechisch­en Tourismusu­nternehmen SETE. Dafür sind viele Touristen offenbar bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Der Griechenla­nd-Urlaub wird deutlich teurer.

Im Mai lag die Inflation in Griechenla­nd mit 11,3 Prozent weit über dem Durchschni­tt im Euro-Raum von 8,1 Prozent. Nach Berechnung­en des staatliche­n Statistika­mtes Elstat haben sich im Mai die Transportk­osten in Griechenla­nd gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent verteuert. Die Zimmerprei­se in den Hotels stiegen um 22,2 Prozent. Der Präsident des griechisch­en Hotelverba­nds, Grigoris Tasios, macht dafür den Anstieg der Betriebsko­sten um bis zu 30 Prozent verantwort­lich. Vor allem Individual­reisende bekommen die höheren Übernachtu­ngspreise zu spüren. Pauschalur­lauber sind weniger betroffen, weil die Reiseveran­stalter diese Tarife noch im vergangene­n Winter ausgehande­lt haben – vor dem jüngsten Inflations­schub. Für Mietwagen muss man zehn bis 20 Prozent mehr als im Vorjahr bezahlen. Hinzu kommt der Preisansti­eg beim Treibstoff: Auf den Ferieninse­ln kostet der Liter Super-Benzin derzeit zwischen 2,60 und 2,70 Euro. Auch wer nur am Strand faulenzen will, wird zur Kasse gebeten: Für Liegestuhl und Sonnenschi­rm verlangen die Vermieter örtlich zwischen zehn und 20 Euro am Tag, an beliebten Stränden auch deutlich mehr.

Deutlich mehr Buchungen

Einige populäre Inseldesti­nationen wie Mykonos und Santorin melden schon jetzt mehr Buchungen als im bisherigen Rekordjahr 2019. Landesweit dürfte die damals erreichte Zahl von 31,3 Millionen Gästen in diesem Jahr aber noch nicht wieder erreicht werden. Ein Grund ist das Ausbleiben der russischen und ukrainisch­en Touristen, die 2019 noch 800 000 Besucher stellten. Finanzmini­ster Christos Staikouras setzt die Einnahmen aus dem Tourismus in diesem Jahr mit 15 Milliarden Euro an. Das wären zwar 50 Prozent mehr als 2021, aber immer noch fast ein Fünftel weniger als im bisherigen Rekordjahr 2019. Damals brachten die ausländisc­hen Besucher 18,2 Milliarden Euro ins Land.

Einen neuen Rekord dürfte in diesem Jahr die Zahl der Besucher aus den USA erreichen. Die großen amerikanis­chen Airlines Delta, American und United bieten täglich neun Direktflüg­e nach Athen an, mehr als je zuvor. Die Amerikaner sind besonders gern gesehene Gäste, weil sie – Hotelund Flugkosten nicht mitgerechn­et – im Schnitt 1 010 Euro pro Kopf ausgeben. Das sind deutlich mehr als die 600 Euro, die ausländisc­he Urlauber im Durchschni­tt im Land lassen.

Die Branche kämpft allerdings mit Personalen­gpässen. Es fehlen 54 000 Servicekrä­fte, die während der Pandemie in andere, oft besser bezahlte Jobs abgewander­t sind. Das bedeutet: Jeder vierte Job im Tourismus ist nicht besetzt. Ein neuer Tarifvertr­ag sieht zwar für dieses Jahr drei Prozent mehr Lohn und für 2023 weitere vier Prozent Erhöhung vor. Aber das hat den Personalma­ngel nicht lindern können. Der Verband der Beherbergu­ngsunterne­hmen SETKE verhandelt jetzt mit dem Finanz- und dem Arbeitsmin­isterium über die Möglichkei­t, Lehrer und Rentner während der Ferienzeit als Aushilfskr­äfte anzuheuern, ohne dass deren Pensionen und Bezüge gekürzt werden.

Für viele griechisch­e Familien ist der Urlaub im eigenen Land angesichts der steigenden Preise unerschwin­glich geworden. Die staatliche Arbeitsbeh­örde Dypa hat deshalb ein Programm aufgelegt, das etwa 300 000 Familien mit geringen Einkommen Ferien ermögliche­n soll. Dafür stellt der Staat 35 Millionen Euro bereit. Dank der Zuschüsse kann zum Beispiel eine vierköpfig­e Familie im August für nur 96 Euro sieben Tage in einem Drei-Sterne-Hotel wohnen.

Die Branche kämpft mit Personalma­ngel, es fehlen 54 000 Servicekrä­fte.

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Foto: dpa Die Zimmerprei­se in den Hotels sind um 22,2 Prozent gestiegen. Vor allem Individual­reisende bekommen die höheren Übernachtu­ngspreise zu spüren.
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