Luxemburger Wort

Rasanz, Glamour und Sex-Appeal

„Elvis“ist in Gold und Glitzer gegossenes Adrenalin für alle Sinne, offenbart aber leider wenig Tiefe

- Von Patrick Heidmann

Der King of Rock’n’Roll. Der erfolgreic­hste Solo-Musikkünst­ler aller Zeiten. Über lange Jahre der bestverdie­nende Schauspiel­er in Hollywood. Elvis Presley war und ist vieles, doch dass er – zumal verglichen mit anderen verstorben­en Popstars – als cool und angesagt gilt, lässt sich eigentlich nicht unbedingt behaupten. Daran will nun, passend zum 45. Todestag Presleys im August, Baz Luhrmann mit seinem Film „Elvis“etwas ändern.

Werk von „Strictly Ballroom“über „Moulin Rouge“bis hin zur Serie „The Get Down“nur ein wenig verfolgt hat. Als Regisseur zielt der Australier nicht aufs Hirn und auch nicht aufs Herz, sondern auf die Augen und immer auch die Lendengege­nd. Luhrmann ist ein Regisseur der Oberfläche­n, der sich eher weniger fürs Schürfen in der Tiefe interessie­rt als für Rasanz, Glamour und Sex-Appeal.

Rastlos und prunkvoll inszeniert

Was Schauwerte und Tempo angeht, überzeugt „Elvis“dann auch wie kein Luhrmann-Werk seit „Moulin Rouge!“. Der Film ist in Gold und Glitzer gegossenes Adrenalin für alle Sinne, rastlos und prunkvoll inszeniert, in Kulissen und Kostümen prächtigst ausgestatt­et von Catherine Martin, der Ehefrau des Regisseurs, und über zweieinhal­b Stunden keine Minute langweilig.

Dass Luhrmann ausgerechn­et den Ausbeuter Parker zum Erzähler dieser Geschichte über Ruhm als goldenen Käfig macht, ist dabei ein geschickte­r Kniff. Denn auch der, so scheint es, interessie­rte sich stets mehr für den Showman Elvis als die Psychologi­e des Menschen dahinter.

Solch eher flaches Überwältig­ungskino kann schnell öde sein, und dass es das hier nicht ist, hat neben all der Optik zwei Gründe. Zum einen legt Austin Butler, der bislang vor allem als Teenie-Star bekannt war und für die Titelrolle sogar Harry Styles ausstach, eine Tour de Force hin, die nicht zuletzt auch stimmlich und tänzerisch überzeugt. Und zum anderen geht es Luhrmann, auch wenn er anderes behauptet, eben doch auch um die Musik. Nicht zuletzt die diversen Konzertauf­tritte und Showeinlag­en sind in „Elvis“so mitreißend, dass man auch das Rock’n’Roll-Vermächtni­s des Kings plötzlich ganz neu zu schätzen weiß.

Seit vergangene­m Mittwoch in den Kinos.

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