Immer besser
Das Niveau der Luxemburger Leichtathleten ist vor den nationalen Meisterschaften weiter gestiegen
Nationale Meisterschaften sind in der luxemburgischen Sportlandschaft eine Tradition. So treffen sich auch die Leichtathleten Jahr für Jahr, um die besten Sportler des Landes zu küren. Von heute bis Sonntag messen sie sich im Stade Jean Jacoby in Schifflingen unter freiem Himmel.
Was die Titelkämpfe in diesem Jahr trotz aller Gewohnheit besonders macht, ist das Niveau. Denn die Luxemburger Leichtathleten werden immer besser – vor allem in der Breite. „Es ist das Erwachsenwerden einer ganzen Generation“, erläutert Jean-Sébastien Dauch, Generalsekretär des Verbandes FLA.
Neben den etwa gleichaltrigen Dauerbrennern wie Olympia-Finalist Charel Grethen, Kugelstoßer Bob Bertemes, 800-m-Läuferin Charline Mathias und Speerwerferin Noémie Pleimling haben auch die Jüngeren mittlerweile ein sehr gutes Niveau erreicht. Dauch denkt dabei nicht nur an Sprinterin Patrizia van der Weken, Mittelstrecklerin Vera Hoffmann sowie die beiden Hürdensprinter Victoria Rausch und François Grailet, sondern auch an Fanny Arendt, Ruben Querinjean und Vivien Henz, die ebenfalls auf den Mittelstrecken zu Hause sind.
Doppelte Staatsbürgerschaft
So knackten beispielsweise van der Weken, Hoffmann, Grailet und Rausch in den vergangenen beiden Jahren mehrere Landesrekorde. „Unser Verband wird immer strukturierter“, erklärt Dauch.
„Wir versuchen, die Athleten bestmöglich zu unterstützen – ob sie nun im Verband oder im Verein trainieren, in Luxemburg oder im Ausland.“Teil dieser „High Level Strategie“sei auch, dass die Leichtathleten schon in jungen Jahren zahlreiche Wettkämpfe im Ausland bestreiten.
Die Tatsache, dass einige der Vorzeigesportler außerhalb der
Landesgrenzen geboren sind und mit doppelter Staatsbürgerschaft für das Großherzogtum starten, ist für den FLA-Funktionär ein Vorteil. „Luxemburg ist ein multikulturelles Land mit vielen Menschen aus der ganzen Welt. Die Zahl der Athleten mit doppelter Staatsbürgerschaft wird mit der Zeit noch zunehmen.“So sind Grailet und Querinjean beispielsweise in Belgien geboren, Henz ist sowohl Luxemburger als auch Franzose.
Es leuchtet somit ein, dass bei den Landesmeisterschaften am Wochenende der Fokus nicht nur auf den Seriensiegern der vergangenen Jahre liegt. Vor allem, weil mit dem Sportler des Jahres, Charel Grethen, der große Star fehlen wird. Der 30-Jährige widmet sich voll und ganz der Vorbereitung auf die beiden großen Ziele seines Jahres:
der WM in Eugene (15. bis 24. Juli) und der EM in München (15. bis 21. August). „Seine Zeiten erlauben ihm diesen Luxus“, erklärt Dauch.
Technische Disziplinen
Der Blick auf die kommenden Spiele 2024 in Paris sorgt bei den Nachwuchsathleten für zusätzliche Motivation. Auch wenn die Auswahlkriterien von den internationalen Verbänden sowie dem Internationalen Olympischen Komitee stark verschärft wurden, hofft Dauch darauf, dass das FLAAufgebot bei den Sommerspielen in zwei Jahren größer sein wird. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Luxemburg in Paris mit vier bis sechs Athleten teilnehmen wird.“
Doch während die Läuferinnen und Läufer im Spitzenbereich überrepräsentiert sind, sieht Dauch vor allem in den technischen Disziplinen (Springen und Werfen) Nachholbedarf. „Der Verband hat damit begonnen, sich anders zu strukturieren“, kündigt er an. Weitere Experten sollen den Athleten dabei helfen, in diesen Bereichen das Leistungsniveau anzuheben.
Der positive Trend wird jedoch voraussichtlich auch bei den Landesmeisterschaften nicht zu übersehen sein. In mehreren Disziplinen werden harte Kämpfe um den Titel erwartet. „Das Niveau der nationalen Meisterschaften hängt aber auch von allen anderen Athleten ab“, stellt Dauch klar. „Ich bin optimistisch, dass die Qualität der Wettkämpfe sehr hoch sein wird und die Zuschauer starke Leistungen zu sehen bekommen.“
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Luxemburg in Paris mit vier bis sechs Athleten teilnehmen wird. Jean-Sébastien Dauch