Vollelektrisch in eine neue Ära
Mit dem Kompakt-SUV bZ4X lässt Toyota seinen ersten reinen Stromer vorfahren
Er sieht nicht nur etwas seltsam aus, der Name des neuen Toyota. Das Akronym bZ4X lässt sich auch nicht flüssig aussprechen – geschweige denn einfach merken. Was sich aber dahinter versteckt, ist indes weniger kompliziert und für viele Autohersteller inzwischen fast schon Alltag. Mit dem bZ4X springt nämlich nun auch Toyota auf den bereits rollenden E-Auto-Zug auf. Unerklärlich ist dieser Nachzug schon, gilt der japanische Autobauer doch als Vorreiter bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und hat bereits vor 25 Jahren mit dem Prius ein elektrifiziertes Auto gebaut.
Neue Submarke
Dies im Sinn, ist der Name des rein elektrischen SUVs auch schnell erklärt: Nach der im Zeichen der Nachhaltigkeit stehenden neuen Nomenklatur von Toyota steht „bZ“für „beyond Zero“(„über null Emissionen hinaus“), während die „4“die Fahrzeuggröße im mittleren Segment und das „X“die Fahrzeuggattung Crossover/SUV symbolisieren. Der neue Stromer begründet gleichzeitig die Submarke bZ. Mit 30 weiteren E-Autos will der japanische Konzern bis zum Jahr 2030 seinen Beitrag zu einer CO2-neutralen Mobilität leisten.
Ein wichtiger Wegbereiter in die vollelektrische Zukunft ist die für batterieelektrische Automobile komplett neu entwickelte Plattform
e-TNGA. Diese Architektur integriert die Batterie in das Fahrgestell und verbirgt sie komplett unter dem Fahrzeugboden. Damit ermöglicht sie einen niedrigeren Schwerpunkt, eine bestmögliche Gewichtsverteilung zwischen Vorderund Hinterachse sowie eine hohe Karosseriesteifigkeit – Merkmale, die dem bZ4X stabile und dynamische Fahreigenschaften verleihen.
Da sich die modulare Konstruktion zudem mit geringem Aufwand auf eine große Bandbreite an Fahrzeugtypen und -größen übertragen lässt, kommt nicht nur der Toyota bZ4X in deren Genuss. Auch die Edel-Tochter Lexus verwendet sie für den RZ 450e, während Kooperationspartner Subaru den Solterra darauf aufbaut.
Front- oder Allradantrieb
Beim 4,69 Meter langen bZ4X, für den Toyota übrigens die Expertise von Subaru nutzte, haben die Kunden die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb. Bei der zweiradgetriebenen Variante liefert der schnell ansprechende, an der Vorderachse montierte Elektromotor 150 kW (204 PS) und ein maximales Drehmoment von 265 Newtonmeter. Damit sprintet der bZ4X in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 160 km/h.
Beim Allradler sorgen zwei 80 kW starke E-Motoren an der Vorderund Hinterachse für Temperament. Die Systemleistung von 160 kW (218 PS) und ein Drehmoment von 336 Newtonmeter ermöglichen eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden. Die Verteilung der Antriebskraft zwischen den beiden Motoren erfolgt dabei stets mit dem Ziel maximaler Effizienz. Im Teillastbereich kommt nur der Motor an der Vorderachse zum Einsatz. Das hintere Aggregat schaltet sich erst bei Bedarf zu. Die lange Tradition von Toyota bei 4x4-Antrieben kommt zudem dem kraftvollen Allradsystem X-Mode zugute. Nicht nur auf rutschigen Untergründen zeichnet sich der bZ4X durch sichere und konstante Fahreigenschaften aus: Für besonders anspruchsvolle OffroadPassagen steht zudem bei Geschwindigkeiten unter 10 km/h der Modus „Grip Control“bereit, so dass sich der Fahrer voll auf das Lenken konzentrieren kann.
Die Lithium-Ionen-Batterie besteht aus 96 wassergekühlten Zellen und besitzt eine Kapazität von 71,4 kWh. Mit einer maximalen WLTP-Reichweite von 500 Kilometern für den Fronttriebler und 411 Kilometern für die Allradvariante zeigt sich der bZ4X für jeden Einsatzzweck gerüstet. Dank seiner Schnellladefähigkeit (150 kW) kann er in nur 30 Minuten bis 80 Prozent der Gesamtkapazität der Batterie nachladen. Der bZ4X startet mit einem 6,6 kW starken Onboard-Ladegerät in die Märkte.
Voraussichtlich ab Ende 2022 sollen auch Fahrzeuge mit einer 11kW-Einheit vom Band laufen, die ein noch schnelleres Aufladen erlauben. Nächstes Jahr will Toyota zudem ein Solardach anbieten, das etwa 1 800 Kilometer im Jahr spendieren soll.
Robuste Züge und viel Platz
Optisch ähnelt der Stromer mit seinem kantigen Auftritt dem RAV 4, wirkt aber etwas geduckter. Breite Radhäuser, bis zu 20 Zoll große Räder und markante Lichteinheiten verleihen dem stylishen Outfit des Fahrzeugs bewusst robuste Züge. Dass der Dachspoiler kein Mittelteil besitzt, dürfte indes den Allerwenigsten auffallen. Wie für Elektroautos typisch, entfällt auch beim Japan-Stromer der klassische offene Kühlergrill.
Bei dem beachtlichen Radstand von 2,85 Metern wartet der bZ4X vorne wie hinten mit reichlich Platz auf bequemen Sitzen auf. Zahlreiche Ablageflächen sind vorhanden, ein Handschuhfach sucht man allerdings vergebens. An seiner Stelle hat Toyota die serienmäßige Wärmepumpe als Heizung verbaut. Eine weitere Eigenart ist das oben aus dem Armaturenbrett mit viel Hartplastik ragende, sieben Zoll große Zentraldisplay. Weil es weit an die Frontscheibe gerückt ist, ist wohl ein Head-up-Display überflüssig. Einzelnen Fahrern verdeckt das Lenkrad allerdings etwas den Blick auf die notwendigen Informationen.
Den Vergleich mit anderen Herstellern braucht Toyota nicht zu scheuen. Seine Elektromotoren ziehen spontan und kräftig los, so dass auch im bZ4X für reichlich E-Fahrspaß gesorgt ist. Die Lenkung ist leichtgängig, das Fahrwerk sanft abgestimmt und dank des tiefen Fahrzeugschwerpunkts halten sich die seitlichen Karosseriebewegungen in Grenzen. Beim Preis ist dies aber nicht der Fall. 49 920 Euro kostet der Toyota bZ4X mit Frontantrieb. Für die Allradvariante werden weitere 10 560 Euro fällig.
2023 will Toyota ein Solardach anbieten, das etwa 1 800 Kilometer im Jahr spendieren soll.