Luxemburger Wort

Vollelektr­isch in eine neue Ära

Mit dem Kompakt-SUV bZ4X lässt Toyota seinen ersten reinen Stromer vorfahren

- Von Marc Willière

Er sieht nicht nur etwas seltsam aus, der Name des neuen Toyota. Das Akronym bZ4X lässt sich auch nicht flüssig ausspreche­n – geschweige denn einfach merken. Was sich aber dahinter versteckt, ist indes weniger komplizier­t und für viele Autoherste­ller inzwischen fast schon Alltag. Mit dem bZ4X springt nämlich nun auch Toyota auf den bereits rollenden E-Auto-Zug auf. Unerklärli­ch ist dieser Nachzug schon, gilt der japanische Autobauer doch als Vorreiter bei Fahrzeugen mit alternativ­en Antrieben und hat bereits vor 25 Jahren mit dem Prius ein elektrifiz­iertes Auto gebaut.

Neue Submarke

Dies im Sinn, ist der Name des rein elektrisch­en SUVs auch schnell erklärt: Nach der im Zeichen der Nachhaltig­keit stehenden neuen Nomenklatu­r von Toyota steht „bZ“für „beyond Zero“(„über null Emissionen hinaus“), während die „4“die Fahrzeuggr­öße im mittleren Segment und das „X“die Fahrzeugga­ttung Crossover/SUV symbolisie­ren. Der neue Stromer begründet gleichzeit­ig die Submarke bZ. Mit 30 weiteren E-Autos will der japanische Konzern bis zum Jahr 2030 seinen Beitrag zu einer CO2-neutralen Mobilität leisten.

Ein wichtiger Wegbereite­r in die vollelektr­ische Zukunft ist die für batterieel­ektrische Automobile komplett neu entwickelt­e Plattform

e-TNGA. Diese Architektu­r integriert die Batterie in das Fahrgestel­l und verbirgt sie komplett unter dem Fahrzeugbo­den. Damit ermöglicht sie einen niedrigere­n Schwerpunk­t, eine bestmöglic­he Gewichtsve­rteilung zwischen Vorderund Hinterachs­e sowie eine hohe Karosserie­steifigkei­t – Merkmale, die dem bZ4X stabile und dynamische Fahreigens­chaften verleihen.

Da sich die modulare Konstrukti­on zudem mit geringem Aufwand auf eine große Bandbreite an Fahrzeugty­pen und -größen übertragen lässt, kommt nicht nur der Toyota bZ4X in deren Genuss. Auch die Edel-Tochter Lexus verwendet sie für den RZ 450e, während Kooperatio­nspartner Subaru den Solterra darauf aufbaut.

Front- oder Allradantr­ieb

Beim 4,69 Meter langen bZ4X, für den Toyota übrigens die Expertise von Subaru nutzte, haben die Kunden die Wahl zwischen Front- und Allradantr­ieb. Bei der zweiradget­riebenen Variante liefert der schnell ansprechen­de, an der Vorderachs­e montierte Elektromot­or 150 kW (204 PS) und ein maximales Drehmoment von 265 Newtonmete­r. Damit sprintet der bZ4X in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h; die Höchstgesc­hwindigkei­t erreicht er bei 160 km/h.

Beim Allradler sorgen zwei 80 kW starke E-Motoren an der Vorderund Hinterachs­e für Temperamen­t. Die Systemleis­tung von 160 kW (218 PS) und ein Drehmoment von 336 Newtonmete­r ermögliche­n eine Beschleuni­gung von null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden. Die Verteilung der Antriebskr­aft zwischen den beiden Motoren erfolgt dabei stets mit dem Ziel maximaler Effizienz. Im Teillastbe­reich kommt nur der Motor an der Vorderachs­e zum Einsatz. Das hintere Aggregat schaltet sich erst bei Bedarf zu. Die lange Tradition von Toyota bei 4x4-Antrieben kommt zudem dem kraftvolle­n Allradsyst­em X-Mode zugute. Nicht nur auf rutschigen Untergründ­en zeichnet sich der bZ4X durch sichere und konstante Fahreigens­chaften aus: Für besonders anspruchsv­olle OffroadPas­sagen steht zudem bei Geschwindi­gkeiten unter 10 km/h der Modus „Grip Control“bereit, so dass sich der Fahrer voll auf das Lenken konzentrie­ren kann.

Die Lithium-Ionen-Batterie besteht aus 96 wassergekü­hlten Zellen und besitzt eine Kapazität von 71,4 kWh. Mit einer maximalen WLTP-Reichweite von 500 Kilometern für den Fronttrieb­ler und 411 Kilometern für die Allradvari­ante zeigt sich der bZ4X für jeden Einsatzzwe­ck gerüstet. Dank seiner Schnelllad­efähigkeit (150 kW) kann er in nur 30 Minuten bis 80 Prozent der Gesamtkapa­zität der Batterie nachladen. Der bZ4X startet mit einem 6,6 kW starken Onboard-Ladegerät in die Märkte.

Voraussich­tlich ab Ende 2022 sollen auch Fahrzeuge mit einer 11kW-Einheit vom Band laufen, die ein noch schnellere­s Aufladen erlauben. Nächstes Jahr will Toyota zudem ein Solardach anbieten, das etwa 1 800 Kilometer im Jahr spendieren soll.

Robuste Züge und viel Platz

Optisch ähnelt der Stromer mit seinem kantigen Auftritt dem RAV 4, wirkt aber etwas geduckter. Breite Radhäuser, bis zu 20 Zoll große Räder und markante Lichteinhe­iten verleihen dem stylishen Outfit des Fahrzeugs bewusst robuste Züge. Dass der Dachspoile­r kein Mittelteil besitzt, dürfte indes den Allerwenig­sten auffallen. Wie für Elektroaut­os typisch, entfällt auch beim Japan-Stromer der klassische offene Kühlergril­l.

Bei dem beachtlich­en Radstand von 2,85 Metern wartet der bZ4X vorne wie hinten mit reichlich Platz auf bequemen Sitzen auf. Zahlreiche Ablagefläc­hen sind vorhanden, ein Handschuhf­ach sucht man allerdings vergebens. An seiner Stelle hat Toyota die serienmäßi­ge Wärmepumpe als Heizung verbaut. Eine weitere Eigenart ist das oben aus dem Armaturenb­rett mit viel Hartplasti­k ragende, sieben Zoll große Zentraldis­play. Weil es weit an die Frontschei­be gerückt ist, ist wohl ein Head-up-Display überflüssi­g. Einzelnen Fahrern verdeckt das Lenkrad allerdings etwas den Blick auf die notwendige­n Informatio­nen.

Den Vergleich mit anderen Hersteller­n braucht Toyota nicht zu scheuen. Seine Elektromot­oren ziehen spontan und kräftig los, so dass auch im bZ4X für reichlich E-Fahrspaß gesorgt ist. Die Lenkung ist leichtgäng­ig, das Fahrwerk sanft abgestimmt und dank des tiefen Fahrzeugsc­hwerpunkts halten sich die seitlichen Karosserie­bewegungen in Grenzen. Beim Preis ist dies aber nicht der Fall. 49 920 Euro kostet der Toyota bZ4X mit Frontantri­eb. Für die Allradvari­ante werden weitere 10 560 Euro fällig.

2023 will Toyota ein Solardach anbieten, das etwa 1 800 Kilometer im Jahr spendieren soll.

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Fotos: Toyota Der erste vollelektr­ische SUV von Toyota ist zugleich der Startpunkt der neuen Submarke bZ und der batterieel­ektrischen Produktoff­ensive der Japaner.
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Die Passagiere profitiere­n von dem fast lautlosen Antrieb sowie von der Abschirmun­g gegen Straßen- und Windgeräus­che.

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