Banken und ihre Herausforderungen
Während und nach der Pandemie
Nach 2020 wird auch 2021 als weiteres Jahr, welches von der Corona-Pandemie geprägt wurde, in Erinnerung bleiben. Nachdem das Corona-Virus am 11. März 2020 offiziell durch den Direktor der WHO als Pandemie erklärt wurde, hat sich das bisher bekannte Leben und die Arbeitswelt komplett auf den Kopf gestellt. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet bis heute der überwiegende Teil der Belegschaft der Luxemburger Banken aus dem Homeoffice. Im Folgenden wird analysiert, wie sich diese Situation auf die Kennzahlen der Banken auswirkt und welche Veränderungen es während der Pandemie im Jahr 2021 gab, verglichen sowohl zum Vorjahr, als auch zum Vor-Krisen-Niveau und welche Herausforderungen auf die Banken warten.
Wie bereits im Jahr 2020 stellte das Provisions-Ergebnis im Jahr 2021 die Haupteinkommensquelle der Banken in Luxemburg dar. Das Provisionsergebnis konnte 2021 nochmals um 17,7 Prozent gesteigert werden. Diese Steigerung resultiert im Wesentlichen aus der positiven Entwicklung der Börsen und der sich daraus ergebenden Erhöhung der verwalteten beziehungsweise verwahrten Vermögenswerte im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, einschließlich Investmentfonds. Die verwalteten Einlagen der Investmentfonds erreichten ebenfalls einen neuen Rekordwert per 31. Dezember 2021 von 5,9 Billionen Euro. (+ 886 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr).
Das Zinsergebnis ist weiterhin rückläufig und weist einen Wert von 4,9 Milliarden Euro aus. Dies stellt einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 3,4 Prozent dar und bestätigt den Abwärtstrend, der seit dem Jahr 2019 anhält, was insbesondere durch das weiterhin niedrige Zinsniveau begründet.
Auf der Kostenseite hat sich der kontinuierliche Anstieg der Personalund sonstigen Aufwendungen auch 2021 fortgesetzt beziehungsweise weiter verstärkt. Während sich die gesamte Mitarbeiterzahl auf dem Niveau des Vorjahres stabilisiert hat, sind die Personalaufwendungen um 4,6 Prozent gestiegen. Neben der zum 1. Oktober 2021 erfolgten Indexanpassung ist der Trend zu höher qualifizierten Mitarbeiterprofilen sowie die generelle Erhöhung der Durchschnittsgehälter hierfür die Ursache. Darüber hinaus weisen die sonstigen Aufwendungen einen signifikanten Anstieg von 15,3 Prozent im Jahresvergleich aus. Ursache hierfür stellen weitere Investitionen in die IT- Infrastruktur, Restrukturierungen sowie Kosten für regulatorische Projekte dar.
Insgesamt ergibt sich beim Nettoergebnis 2021 ein deutliches Plus
gegenüber dem Vorjahr von 30,8 Prozent. Hierbei gilt es jedoch den Sondereffekt der Wertberichtigungen zu beachten. Im Jahr 2020 kam es pandemiebedingt zu einem signifikanten Anstieg der Wertberichtigungen, wobei 600 Millionen Euro zusätzliche Abschreibungen auf Kredite im Vergleich zu 2019 gebildet wurden. Dieser Effekt hat sich 2021 relativiert, sodass die Wertberichtigungen von 922 Millionen Euro 2020 auf 254 Millionen Euro gesenkt werden konnten. Bereinigt um diesen Effekt sowie der abzuführenden Steuern der Banken, ergibt sich 2021 ein Ergebnis vor Steuern und Wertberichtigungen von 5,1 Milliarden Euro, was ein Anstieg von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Somit wird ersichtlich, dass, trotz der oben beschriebenen hohen Kosten, die Banken ihre vorsteuerlichen Gewinne während der Corona-Pandemie steigern konnten und in etwa auf dem Vor-Krisen-Niveau liegen. Dennoch zeigt sich an dieser Stelle die große Herausforderung der Banken: Wie kann die Profitabilität weiter gesteigert werden vor dem Hintergrund der Tatsache, dass wichtige Einkommensquellen
wie beispielsweise das Zinsniveau seit Jahren stagnieren und das Provisionsergebnis sehr stark von der Entwicklung der Börsen abhängig ist? Die Cost-Income Ratio weist mit 60 Prozent weiterhin ein nahezu unverändert hohes Verhältnis aus und bereits jede fünfte Bank in Luxemburg weist einen Verlust aus.
An dieser Stelle gilt es für Banken anzusetzen und Lösungen zu finden, wie zukünftig die Kosten gesenkt werden können bei gleichzeitigem Wachstum und Steigerung der Erträge - insbesondere aus dem Provisionsgeschäft.
Ein wichtiges Thema hierbei ist und bleibt die Digitalisierung der Banken, die auch aufgrund der
Corona-Pandemie weiter an Bedeutung zugenommen hat. Hierbei setzen die Banken zunehmend auf automatisierte Dienstleistungen, beispielsweise die Kundenidentifizierung per „Video Ident“. Die Themen Automatisierung oder auch Cloud Computing haben dabei das Potenzial, die Effizienz zu steigern und damit die Kosten langfristig zu senken, um dem vorher beschriebenen Trend der Kostensteigerungen entgegenzuwirken. Auch auf Kundenseite hat sich die ohnehin schon starke Akzeptanz digitaler Kanäle durch die Pandemie noch weiter verstärkt; für die Banken besteht hier die Chance durch neue, innovative Vertriebskanäle, Produkte und Dienstleistungen zu profitieren.
Eine wesentliche Rolle spielt in vielen Banken das Thema Outsourcing, um zum Beispiel Teile der IT-Landschaft und somit auch Maßnahmen im Zusammenhang mit IT-Sicherheit an externe Einheiten auszulagern. Dazu hat die Aufsichtsbehörde CSSF im April das Rundschreiben 22/806 zwecks lokaler Implementierung der Anforderung der EBA veröffentlichtet. Für die Banken in Luxemburg kommt es dadurch erneut zu steigenden Anforderungen, welche zumeist im Rahmen von Projektarbeiten umgesetzt werden und nochmals einen kurzfristigen Effekt auf die Kosten haben werden.
Eine weitere Herausforderung stellt zudem die Frage nach dem zukünftigen „way of work“dar. In vielen Banken hat sich die Maßnahme des Homeoffices bewährt. Während die CSSF mit dem veröffentlichten Rundschreiben 21/769 zur Telearbeit die rechtlichen Rahmenbedingungen konkretisiert hat, kommt es aufgrund der steuerlichen Vereinbarungen zwischen Luxemburg und den Nachbarländern zu dem Effekt, dass sämtliche vorübergehenden Vereinbarungen
per Ende Juni 2022 auslaufen, sodass der „Vor-Krisen-Stand“wiederhergestellt wird. Dies bedeutet konkret, dass Grenzgänger nur eine gewisse Anzahl an Tagen aus dem Homeoffice arbeiten dürfen, bevor diese Tage im jeweiligen Land versteuert beziehungsweise sozialversichert werden müssen. Laut aktuellen Umfragen und Einschätzungen dürfte diese Tatsache eine nachhaltige negative Auswirkung auf die Attraktivität des Standorts Luxemburg für Arbeitnehmer aus dem Ausland haben.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Banken die Krise bis zum jetzigen Zeitpunkt gut überstanden haben. Dennoch gibt es einige Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Cybersicherheit, Regulatorik und Personal sowie der Druck, die Profitabilität nachhaltig steigern zu müssen. Die während der Corona-Pandemie eingeleiteten Maßnahmen inklusive zielgerichteter Investitionen könnten den Grundstein zur Bewältigung dieser Herausforderungen legen.