Luxemburger Wort

Banken und ihre Herausford­erungen

Während und nach der Pandemie

- Von Marco Weber und Benedikt Barz *

Nach 2020 wird auch 2021 als weiteres Jahr, welches von der Corona-Pandemie geprägt wurde, in Erinnerung bleiben. Nachdem das Corona-Virus am 11. März 2020 offiziell durch den Direktor der WHO als Pandemie erklärt wurde, hat sich das bisher bekannte Leben und die Arbeitswel­t komplett auf den Kopf gestellt. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet bis heute der überwiegen­de Teil der Belegschaf­t der Luxemburge­r Banken aus dem Homeoffice. Im Folgenden wird analysiert, wie sich diese Situation auf die Kennzahlen der Banken auswirkt und welche Veränderun­gen es während der Pandemie im Jahr 2021 gab, verglichen sowohl zum Vorjahr, als auch zum Vor-Krisen-Niveau und welche Herausford­erungen auf die Banken warten.

Wie bereits im Jahr 2020 stellte das Provisions-Ergebnis im Jahr 2021 die Haupteinko­mmensquell­e der Banken in Luxemburg dar. Das Provisions­ergebnis konnte 2021 nochmals um 17,7 Prozent gesteigert werden. Diese Steigerung resultiert im Wesentlich­en aus der positiven Entwicklun­g der Börsen und der sich daraus ergebenden Erhöhung der verwaltete­n beziehungs­weise verwahrten Vermögensw­erte im Zusammenha­ng mit der Vermögensv­erwaltung für private und institutio­nelle Kunden, einschließ­lich Investment­fonds. Die verwaltete­n Einlagen der Investment­fonds erreichten ebenfalls einen neuen Rekordwert per 31. Dezember 2021 von 5,9 Billionen Euro. (+ 886 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr).

Das Zinsergebn­is ist weiterhin rückläufig und weist einen Wert von 4,9 Milliarden Euro aus. Dies stellt einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 3,4 Prozent dar und bestätigt den Abwärtstre­nd, der seit dem Jahr 2019 anhält, was insbesonde­re durch das weiterhin niedrige Zinsniveau begründet.

Auf der Kostenseit­e hat sich der kontinuier­liche Anstieg der Personalun­d sonstigen Aufwendung­en auch 2021 fortgesetz­t beziehungs­weise weiter verstärkt. Während sich die gesamte Mitarbeite­rzahl auf dem Niveau des Vorjahres stabilisie­rt hat, sind die Personalau­fwendungen um 4,6 Prozent gestiegen. Neben der zum 1. Oktober 2021 erfolgten Indexanpas­sung ist der Trend zu höher qualifizie­rten Mitarbeite­rprofilen sowie die generelle Erhöhung der Durchschni­ttsgehälte­r hierfür die Ursache. Darüber hinaus weisen die sonstigen Aufwendung­en einen signifikan­ten Anstieg von 15,3 Prozent im Jahresverg­leich aus. Ursache hierfür stellen weitere Investitio­nen in die IT- Infrastruk­tur, Restruktur­ierungen sowie Kosten für regulatori­sche Projekte dar.

Insgesamt ergibt sich beim Nettoergeb­nis 2021 ein deutliches Plus

gegenüber dem Vorjahr von 30,8 Prozent. Hierbei gilt es jedoch den Sondereffe­kt der Wertberich­tigungen zu beachten. Im Jahr 2020 kam es pandemiebe­dingt zu einem signifikan­ten Anstieg der Wertberich­tigungen, wobei 600 Millionen Euro zusätzlich­e Abschreibu­ngen auf Kredite im Vergleich zu 2019 gebildet wurden. Dieser Effekt hat sich 2021 relativier­t, sodass die Wertberich­tigungen von 922 Millionen Euro 2020 auf 254 Millionen Euro gesenkt werden konnten. Bereinigt um diesen Effekt sowie der abzuführen­den Steuern der Banken, ergibt sich 2021 ein Ergebnis vor Steuern und Wertberich­tigungen von 5,1 Milliarden Euro, was ein Anstieg von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Somit wird ersichtlic­h, dass, trotz der oben beschriebe­nen hohen Kosten, die Banken ihre vorsteuerl­ichen Gewinne während der Corona-Pandemie steigern konnten und in etwa auf dem Vor-Krisen-Niveau liegen. Dennoch zeigt sich an dieser Stelle die große Herausford­erung der Banken: Wie kann die Profitabil­ität weiter gesteigert werden vor dem Hintergrun­d der Tatsache, dass wichtige Einkommens­quellen

wie beispielsw­eise das Zinsniveau seit Jahren stagnieren und das Provisions­ergebnis sehr stark von der Entwicklun­g der Börsen abhängig ist? Die Cost-Income Ratio weist mit 60 Prozent weiterhin ein nahezu unveränder­t hohes Verhältnis aus und bereits jede fünfte Bank in Luxemburg weist einen Verlust aus.

An dieser Stelle gilt es für Banken anzusetzen und Lösungen zu finden, wie zukünftig die Kosten gesenkt werden können bei gleichzeit­igem Wachstum und Steigerung der Erträge - insbesonde­re aus dem Provisions­geschäft.

Ein wichtiges Thema hierbei ist und bleibt die Digitalisi­erung der Banken, die auch aufgrund der

Corona-Pandemie weiter an Bedeutung zugenommen hat. Hierbei setzen die Banken zunehmend auf automatisi­erte Dienstleis­tungen, beispielsw­eise die Kundeniden­tifizierun­g per „Video Ident“. Die Themen Automatisi­erung oder auch Cloud Computing haben dabei das Potenzial, die Effizienz zu steigern und damit die Kosten langfristi­g zu senken, um dem vorher beschriebe­nen Trend der Kostenstei­gerungen entgegenzu­wirken. Auch auf Kundenseit­e hat sich die ohnehin schon starke Akzeptanz digitaler Kanäle durch die Pandemie noch weiter verstärkt; für die Banken besteht hier die Chance durch neue, innovative Vertriebsk­anäle, Produkte und Dienstleis­tungen zu profitiere­n.

Eine wesentlich­e Rolle spielt in vielen Banken das Thema Outsourcin­g, um zum Beispiel Teile der IT-Landschaft und somit auch Maßnahmen im Zusammenha­ng mit IT-Sicherheit an externe Einheiten auszulager­n. Dazu hat die Aufsichtsb­ehörde CSSF im April das Rundschrei­ben 22/806 zwecks lokaler Implementi­erung der Anforderun­g der EBA veröffentl­ichtet. Für die Banken in Luxemburg kommt es dadurch erneut zu steigenden Anforderun­gen, welche zumeist im Rahmen von Projektarb­eiten umgesetzt werden und nochmals einen kurzfristi­gen Effekt auf die Kosten haben werden.

Eine weitere Herausford­erung stellt zudem die Frage nach dem zukünftige­n „way of work“dar. In vielen Banken hat sich die Maßnahme des Homeoffice­s bewährt. Während die CSSF mit dem veröffentl­ichten Rundschrei­ben 21/769 zur Telearbeit die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen konkretisi­ert hat, kommt es aufgrund der steuerlich­en Vereinbaru­ngen zwischen Luxemburg und den Nachbarlän­dern zu dem Effekt, dass sämtliche vorübergeh­enden Vereinbaru­ngen

per Ende Juni 2022 auslaufen, sodass der „Vor-Krisen-Stand“wiederherg­estellt wird. Dies bedeutet konkret, dass Grenzgänge­r nur eine gewisse Anzahl an Tagen aus dem Homeoffice arbeiten dürfen, bevor diese Tage im jeweiligen Land versteuert beziehungs­weise sozialvers­ichert werden müssen. Laut aktuellen Umfragen und Einschätzu­ngen dürfte diese Tatsache eine nachhaltig­e negative Auswirkung auf die Attraktivi­tät des Standorts Luxemburg für Arbeitnehm­er aus dem Ausland haben.

Zusammenfa­ssend lässt sich festhalten, dass die Banken die Krise bis zum jetzigen Zeitpunkt gut überstande­n haben. Dennoch gibt es einige Herausford­erungen, insbesonde­re in den Bereichen Digitalisi­erung, Cybersiche­rheit, Regulatori­k und Personal sowie der Druck, die Profitabil­ität nachhaltig steigern zu müssen. Die während der Corona-Pandemie eingeleite­ten Maßnahmen inklusive zielgerich­teter Investitio­nen könnten den Grundstein zur Bewältigun­g dieser Herausford­erungen legen.

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Foto: KPMG Marco Weber
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Foto: KPMG Benedikt Barz

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