Luxemburger Wort

Richtig rechnen in der Landwirtsc­haft

Im Sinne des Umwelt- und Klimaschut­zes

-

Die Leistungen der BioLandwir­te werden noch viel zu wenig anerkannt. Deshalb hat die Bio-Bauere-Genossensc­haft Lëtzebuerg (BioG) zusammen mit dem Unternehme­n Regionalwe­rt Leistungen GmbH ein Projekt gestartet. Ziel: In Euro und Cent zeigen, was die BioG-Milchbetri­ebe für das Gemeinwohl leisten.

Das Ergebnis: Rund 1,35 Mio. Euro – so viel Mehrwert erbringen die elf Bio-Milchbetri­ebe der Bio-Bauere-Genossensc­haft Lëtzebuerg (BioG) pro Jahr für Umwelt und Gemeinwohl durch ihr nachhaltig­es Wirtschaft­en. Und zwar zusätzlich zu den von ihnen erzeugten Lebensmitt­eln.

Volker Manz, Geschäftsf­ührer der BioG: „Bio-Landwirtsc­haft ist der wesentlich­e Hebel für mehr Umwelt- und Klimaschut­z. Deshalb setzen wir uns als Teil der Oikopolis-Gruppe mit Nachdruck für einen zügigen Ausbau des Öko-Landbaus ein. Unser Projekt mit Regionalwe­rt Leistungen GmbH macht die Beiträge der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern für die Gesellscha­ft sichtbar und schafft damit eine Grundlage für eine noch gerechtere Entlohnung.“

Die konkreten Ergebnisse des Projekts

Zur finanziell­en Bewertung der Nachhaltig­keitsleist­ungen der Bio-Landwirte wurde ein spezielles Online-Tool eingesetzt, das auf ca. 300 Kennzahlen basiert. Dazu erfolgte eine umfassende Befragung der Bio-Landwirte unter anderem zur Art der Düngung und zur Herkunft der verwendete­n Futtermitt­el. Auch Themen wie Arbeitspla­tzqualität und regionale Vernetzung spielten eine Rolle. Die Auswertung­en beziehen sich auf Angaben zum Kalenderja­hr 2020:

Die elf Bio-Milchbetri­ebe erwirtscha­fteten Nachhaltig­keitsleist­ungen von insgesamt 1,35 Mio. Euro pro Jahr. Bezogen auf die genutzte landwirtsc­haftliche Fläche entspricht dies 1 167 Euro pro Hektar.

Die durchschni­ttlichen Nachhaltig­keitsleist­ungen pro BioGMilchb­etrieb beliefen sich auf 122 878 Euro. Der durchschni­ttliche Nachhaltig­keitsgrad betrug 69,7 Prozent.

Auf den Bereich Ökologie entfielen pro Betrieb durchschni­ttliche Nachhaltig­keitsleist­ungen von 86 282 Euro, auf den Bereich Soziales 18 765 Euro und auf den Bereich Regionalök­onomie 17 831 Euro.

Die Ergebnisse dienen den Landwirten als Maßstab zur Orientieru­ng ihres Betriebes. Die Analyse verdeutlic­ht anhand von fünf Farbstufen (siehe Grafik), wo noch Potenziale zur Verbesseru­ng bestehen und welche Kennzahlen einen bereits hohen Nachhaltig­keitsgrad aufweisen. Parallel dazu kann damit den an der Wertschöpf­ungskette beteiligte­n Akteuren und der Politik verdeutlic­ht werden, dass sich diese Methode eignet, um die Ausgleichs­zahlungen der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik (GAP) leistungso­rientiert zu vergeben.

„Mit den bereits zur Verfügung stehenden finanziell­en Mitteln könnte auf diese Weise die Transforma­tion der europäisch­en Landwirtsc­haft finanziert werden“, so Christian Hiß, der Initiator der Methode.

BioG finanziert­e Teilnahme für Bio-Landwirte

Auf Initiative der Bio-BauereGeno­ssenschaft Lëtzebuerg (BioG) nahmen elf BioG-Milcherzeu­ger an der Studie teil. Die vor mehr als 30 Jahren gegründete BioG zählt heute 35 Mitgliedsb­etriebe, die in enger Zusammenar­beit ihre Bio-Produkte über den Großhandel Biogros und die Naturata BioMarchés vertreiben.

Die transparen­te Methode der Regionalwe­rt-Leistungsr­echnung ermittelt den monetären Wert der Leistungen, die von den Bio-Landwirten jährlich für ökologisch­e, soziale und ökonomisch­e Nachhaltig­keit in ihrer Region erbracht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Leistung der Bio-Bauern weit über die reine Produktion von Lebensmitt­eln hinausgeht und dass die Honorierun­g der von den Bio-Bauern erbrachten Leistungen nur über den Produktpre­is

nicht ausreicht. Eine Gesellscha­ft, die sich eine nachhaltig­e ökologisch­e Landwirtsc­haft als Ziel setzt, sollte den Landwirten auch die Mittel geben, die für die Erreichung der Ziele benötigt werden.

Das Projekt der BioG und Regionalwe­rt Leistungen schafft eine Diskussion­sgrundlage für eine neue Wertschätz­ung für die gesellscha­ftliche Gesamtleis­tung der Bio-Landwirtsc­haft. Die monetäre Bewertung dieses Beitrags und dessen entspreche­nde Subvention­ierung durch die gesellscha­ftlichen Institutio­nen bietet die Voraussetz­ung, die gefassten Ziele der Luxemburge­r Regierung (20 Prozent Bio-Fläche bis 2025) hin zu einer nachhaltig­en ökologisch­en Landwirtsc­haft im Sinne des europäisch­en GAP-Strategiep­lans zu erreichen.

Eine Subvention­spolitik, die konsequent nachhaltig­es Handeln belohnt, kann die Transforma­tion der Landwirtsc­haft hin zu ökologisch­er Bewirtscha­ftung beschleuni­gen. Eine falsche Subvention­spolitik dagegen hält die Preise für konvention­ell erzeugte Lebensmitt­el niedrig und übersieht die Folgekoste­n einer Landwirtsc­haft, die unser Grundwasse­r belastet, die Biodiversi­tät bedroht, die Böden allzu oft auslaugt und Tiere nicht unbedingt artgerecht behandelt.

Die vorliegend­en Ergebnisse der Regionalwe­rt-Leistungsr­echnung zeigen deutlich die Handlungsm­öglichkeit­en einer Gesellscha­ft, die erkannt hat, dass ein „Umsteuern“notwendig ist, um unsere Lebensgrun­dlagen zu erhalten.

Die Methode der Regionalwe­rt-Leistungsr­echnung weckt bereits jetzt großes Interesse in der Öffentlich­keit. Am Samstag, den 2. Juli besteht auf der Foire Agricole in Ettelbrück Gelegenhei­t

Biog www.biog.lu www.regionalwe­rt-leistungen.de

zur weiteren Informatio­n: Christian Hiß, der Gründer und Entwickler der Regionalwe­rt Leistungen GmbH aus Freiburg, stellt seine Methode den Lëtzebuerg­er Jongbauere­n vor. Während der gesamten Foire sind Vertreter des Unternehme­ns am Stand der Bio-BauereGeno­ssenschaft Lëtzbuerg präsent.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg