Illegal entsorgte Kleinabfälle im Visier
Umweltverwaltung startet Kampagne gegen Littering
Esch/Alzette. Sie sind unser täglicher Begleiter. Die Bezeichnung ist an sich eine Verniedlichung, aber sie stellen ein großes Problem dar. Illegal entsorgte Kleinabfälle verunzieren nicht nur Grünanlagen, sondern auch Innenstädte und Straßenränder. Das muss nicht sein, findet die Umweltverwaltung und zieht die Notbremse. Eine Kampagne gegen das Phänomen, das man im Englischen als Littering bezeichnet, soll es richten und zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregen.
Plakate an Autobahnen sollen den Menschen ins Gewissen reden. Ab dem 1. Juli werden sie die vorbeifahrenden Autofahrer auf das Thema aufmerksam machen. Das Problem betrifft aber nicht nur Autobahnen, an denen das Entfernen von sorglos weggeworfenen Abfällen die Allgemeinheit jedes Jahr eine erhebliche Stange Geld kostet, sondern den gesamten öffentlichen Raum, wie Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) bei der Vorstellung der Kampagne in Esch/Alzette erklärte. Die Sorglosigkeit sei oft eine Frage der Bequemlichkeit, erklärt die Ministerin. Diesem Verhalten wolle man nun entgegensteuern.
Dass die Hitparade der Kleinabfälle angeführt wird von Zigarettenkippen, ist nicht weiter erstaunlich. Nach Ansicht von verschiedenen Menschen gehören aber auch Getränkeflaschen und dosen, Verpackungsmüll und vor allem Plastik in die freie Natur. Das hat seine Auswirkungen nicht nur auf lokaler Ebene, denn der Kunststoff gelang über Bäche und Flüsse in die Meere und wird auf seiner langen Reise zu Mikroplastik zerkleinert und landet schließlich in der Nahrungskette.
Auf EU-Ebene wurde versucht, dem Phänomen durch Verordnungen entgegenzuwirken. So sollen Mehrweg- verstärkt Einwegverpackungen ersetzen. Geht es nach den Verantwortungsträgern in Brüssel, sollen auch Einwegbestecke in der Gastronomie definitiv der Vergangenheit angehören.
Es sind aber nicht nur die von der EU eingebrachten Regeln, die dem achtlosen Entsorgen von Kleinabfällen einen Riegel vorschieben können. Gefragt ist vor allem die Eigenverantwortung des Bürgers. Aus dieser Erkenntnis heraus setzt die Umweltverwaltung auf Information und Sensibilisierung.
Deshalb will man ab dem 1. Juli mit Plakaten auf das Problem aufmerksam machen. Die Fotos, die darauf zu sehen sind, stammen von der Fotografin Jessica Theis, die sich eingehend mit dem Thema befasst hat. Die Kampagne soll sich nicht auf Autobahnen beschränken, sondern laut Umweltministerin Welfring auch Gemeinden und Schulen einbeziehen.
Jessica Theis konzentriert sich nicht nur auf die schönen Seiten des Lebens. In ihrer Ausstellung „1001 Tonnen“, die im Rahmen des Europäischen Kulturjahrs 2022 in Esch und der Südregion zu sehen ist, beschäftigt sie sich mit Müll und dessen Schattenseiten. Bei ihren Streifzügen durch die Natur hat die Fotografin nicht nur Unschönes, sondern auch Kurioses entdeckt und auf Zelluloid festgehalten, denn bei ihrer Arbeit hat die junge Frau auf eine analoge Mittelformatkamera gesetzt.
Für den Titel ihrer Ausstellung hat Theis auch eine Erklärung. Sie beruft sich dabei auf eine Statistik, laut der jeder Einwohner Luxemburgs im Jahr durchschnittlich 1,6 Kilogramm Kleinabfälle im öffentlichen Raum oder der freien Natur hinterlässt. Multipliziert man diese Menge mit 626 000, dann kommt man auf die erwähnten 1001 Tonnen.
Grillparty-Müll im Wald
Am schlimmsten scheint die Lage an Straßen zu sein. An den Rändern von Landstraßen landen jedes Jahr 103 Kilogramm Abfälle pro Kilometer. Noch schlimmer ist es an Autobahnen. Hier sind es 216 Kilogramm pro Kilometer. Das Einsammeln des Mülls kostet die Allgemeinheit jährlich 1,2 Millionen Euro. Jessica Theis beschränkte sich auf ihren Streifzügen nicht auf Straßenränder. In Wäldern fielen ihr in erster Linie Abfälle auf, die nach Grillpartys zurückgelassen wurden. Dabei beschäftigte sie sich mit der Frage, weshalb die Menschen so sorglos sind und so wenig Respekt gegenüber der Natur haben.
Die Ausstellung „1001 Tonnen“ist zurzeit im Bâtiment 4 in Esch/Alzette zu sehen. Wie anlässlich der Eröffnung verlautete, soll das Thema ab September ebenfalls in den Schulen behandelt werden. Auch ein Buch mit den Aufnahmen von Jessica Theis ist erschienen und ab sofort im Handel erhältlich.