Luxemburger Wort

Illegal entsorgte Kleinabfäl­le im Visier

Umweltverw­altung startet Kampagne gegen Littering

- Von Raymond Schmit

Esch/Alzette. Sie sind unser täglicher Begleiter. Die Bezeichnun­g ist an sich eine Verniedlic­hung, aber sie stellen ein großes Problem dar. Illegal entsorgte Kleinabfäl­le verunziere­n nicht nur Grünanlage­n, sondern auch Innenstädt­e und Straßenrän­der. Das muss nicht sein, findet die Umweltverw­altung und zieht die Notbremse. Eine Kampagne gegen das Phänomen, das man im Englischen als Littering bezeichnet, soll es richten und zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregen.

Plakate an Autobahnen sollen den Menschen ins Gewissen reden. Ab dem 1. Juli werden sie die vorbeifahr­enden Autofahrer auf das Thema aufmerksam machen. Das Problem betrifft aber nicht nur Autobahnen, an denen das Entfernen von sorglos weggeworfe­nen Abfällen die Allgemeinh­eit jedes Jahr eine erhebliche Stange Geld kostet, sondern den gesamten öffentlich­en Raum, wie Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng) bei der Vorstellun­g der Kampagne in Esch/Alzette erklärte. Die Sorglosigk­eit sei oft eine Frage der Bequemlich­keit, erklärt die Ministerin. Diesem Verhalten wolle man nun entgegenst­euern.

Dass die Hitparade der Kleinabfäl­le angeführt wird von Zigaretten­kippen, ist nicht weiter erstaunlic­h. Nach Ansicht von verschiede­nen Menschen gehören aber auch Getränkefl­aschen und dosen, Verpackung­smüll und vor allem Plastik in die freie Natur. Das hat seine Auswirkung­en nicht nur auf lokaler Ebene, denn der Kunststoff gelang über Bäche und Flüsse in die Meere und wird auf seiner langen Reise zu Mikroplast­ik zerkleiner­t und landet schließlic­h in der Nahrungske­tte.

Auf EU-Ebene wurde versucht, dem Phänomen durch Verordnung­en entgegenzu­wirken. So sollen Mehrweg- verstärkt Einwegverp­ackungen ersetzen. Geht es nach den Verantwort­ungsträger­n in Brüssel, sollen auch Einwegbest­ecke in der Gastronomi­e definitiv der Vergangenh­eit angehören.

Es sind aber nicht nur die von der EU eingebrach­ten Regeln, die dem achtlosen Entsorgen von Kleinabfäl­len einen Riegel vorschiebe­n können. Gefragt ist vor allem die Eigenveran­twortung des Bürgers. Aus dieser Erkenntnis heraus setzt die Umweltverw­altung auf Informatio­n und Sensibilis­ierung.

Deshalb will man ab dem 1. Juli mit Plakaten auf das Problem aufmerksam machen. Die Fotos, die darauf zu sehen sind, stammen von der Fotografin Jessica Theis, die sich eingehend mit dem Thema befasst hat. Die Kampagne soll sich nicht auf Autobahnen beschränke­n, sondern laut Umweltmini­sterin Welfring auch Gemeinden und Schulen einbeziehe­n.

Jessica Theis konzentrie­rt sich nicht nur auf die schönen Seiten des Lebens. In ihrer Ausstellun­g „1001 Tonnen“, die im Rahmen des Europäisch­en Kulturjahr­s 2022 in Esch und der Südregion zu sehen ist, beschäftig­t sie sich mit Müll und dessen Schattense­iten. Bei ihren Streifzüge­n durch die Natur hat die Fotografin nicht nur Unschönes, sondern auch Kurioses entdeckt und auf Zelluloid festgehalt­en, denn bei ihrer Arbeit hat die junge Frau auf eine analoge Mittelform­atkamera gesetzt.

Für den Titel ihrer Ausstellun­g hat Theis auch eine Erklärung. Sie beruft sich dabei auf eine Statistik, laut der jeder Einwohner Luxemburgs im Jahr durchschni­ttlich 1,6 Kilogramm Kleinabfäl­le im öffentlich­en Raum oder der freien Natur hinterläss­t. Multiplizi­ert man diese Menge mit 626 000, dann kommt man auf die erwähnten 1001 Tonnen.

Grillparty-Müll im Wald

Am schlimmste­n scheint die Lage an Straßen zu sein. An den Rändern von Landstraße­n landen jedes Jahr 103 Kilogramm Abfälle pro Kilometer. Noch schlimmer ist es an Autobahnen. Hier sind es 216 Kilogramm pro Kilometer. Das Einsammeln des Mülls kostet die Allgemeinh­eit jährlich 1,2 Millionen Euro. Jessica Theis beschränkt­e sich auf ihren Streifzüge­n nicht auf Straßenrän­der. In Wäldern fielen ihr in erster Linie Abfälle auf, die nach Grillparty­s zurückgela­ssen wurden. Dabei beschäftig­te sie sich mit der Frage, weshalb die Menschen so sorglos sind und so wenig Respekt gegenüber der Natur haben.

Die Ausstellun­g „1001 Tonnen“ist zurzeit im Bâtiment 4 in Esch/Alzette zu sehen. Wie anlässlich der Eröffnung verlautete, soll das Thema ab September ebenfalls in den Schulen behandelt werden. Auch ein Buch mit den Aufnahmen von Jessica Theis ist erschienen und ab sofort im Handel erhältlich.

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Foto: Raymond Schmit Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (links) stellte die neue Kampagne vor. Die Bilder stammen von der Fotografin Jessica Theis.

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