Raketenangriff auf Einkaufszentrum
Russische Besatzer nehmen Tausende Zivilisten ins Visier – Einkesselung von Lyssytschansk vorerst verhindert
Kiew/Brüssel. Dramatische Szenen gab es gestern in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk, wo ein belebtes Einkaufszentrum durch einen Raketenangriff in Brand geriet. „Die Besatzer haben mit Raketen auf ein Einkaufszentrum geschossen, in dem mehr als Tausend Zivilisten waren“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beim Nachrichtendienst Telegram. Er verbreitete ein Video, in dem das brennende Gebäude und dicke dunklen Rauchwolken zu sehen sind. Laut dem Präsidentenbüro wurden mindestens zwei Menschen getötet und etwa zwei Dutzend weitere verletzt. In unmittelbarer Nähe des Einkaufszentrums befindet sich eine Fabrik für Straßenbaumaschinen.
Westlich von Lyssytschansk schlug das ukrainische Militär nach eigenen Angaben russische Angriffe zurück und verhinderte damit eine Einkesselung der strategisch wichtigen Großstadt im Osten des Landes. Die feindlichen Truppen hätten „erhebliche Verluste“erlitten, teilte der ukrainische Generalstab mit. Das russische Militär wiederum teilte mit, bei Angriffen auf die Region Mykolajiw im Südosten der Ukraine seien mehr als 40 ukrainische Soldaten getötet worden. Wie viele Angaben zum Kriegsgeschehen waren auch diese nicht zu überprüfen.
Putin reist ins Ausland
Russlands Präsident Wladimir Putin wird heute seine erste Auslandsreise seit Kriegsbeginn antreten und laut Kreml Gespräche mit dem tadschikischen Staatschef in dem zentralasiatische Land führen. Tags darauf nimmt er an einem Gipfel der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres in Turkmenistan teil. Außerdem kündigte der Kreml Putins Teilnahme am G20-Gipfel im Herbst in Indonesien an. Die G20 ist eine Staatengruppe führender Wirtschaftsmächte, der neben den G7-Staaten Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und den USA unter anderen auch Russland, China und Saudi-Arabien angehören. Unter Verweis auf die Corona-Pandemie hatte Putin in den vergangenen Monaten an vielen Veranstaltungen nur im Online-Format teilgenommen.
Die EU-Kommission will als Vorbereitung auf einen möglichen russischen Angriff mit Massenvernichtungswaffen Spezialausstattung in die Ukraine schicken. „Medizinische Ausrüstung sowie Ausrüstung, die auf chemische, biologische oder nukleare Notfälle zugeschnitten ist, befinden sich auf dem Weg in die Ukraine“, erklärte der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, gestern in Brüssel. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt angekündigt, man wolle Boden-Raketen vom Typ Iskander nach Belarus verlegen, die auch mit atomwaffenfähigen Sprengköpfen bestückt werden können.
Menschenleben retten
Die Lieferung in die Ukraine im Wert von 11,3 Millionen Euro umfasst nach Angaben der Kommission unter anderem 300 000 Spezialschutzanzüge,
5 600 Liter Dekontaminierungsmittel und 850 Geräte für Dekontaminierungsmaßnahmen. Für die medizinische Versorgung stelle die EU etwa Patientenmonitore, Infusionspumpen und Beatmungsgeräte bereit. „Krankenhäuser und medizinische Fachkräfte in der Ukraine arbeiten unter ständigem Beschuss. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um ihnen die notwendigen Instrumente zur Rettung von Menschenleben zur Verfügung zu stellen“, so Lenarcic. dpa