Wenn Fischsterben für Ärger sorgt
Hobbyangler Claude Strotz kritisiert die Renaturierungsmaßnahmen an der Syr – die Behörden relativieren
Wecker. Claude Strotz ist ein passionierter Angler und verärgert. Seit an der Syr im Bereich der ehemaligen Cité Syrdall Renaturierungsmaßnahmen laufen, beobachtet er vermehrt das Sterben von Fischen und anderen Wasserorganismen. „Ich habe auf einem kleinen Landstück 15 tote Koppen und drei verendete Flusskrebse gefunden“, berichtet Strotz, der mit ein paar Freunden die Parzellen am Fluss entlang der Duchscherstrooss in Wecker für die Fischerei pachtet.
„In meinen Augen wäre die Renaturierung nicht nötig gewesen“, kritisiert Strotz die Pläne der Behörden. Im Rahmen der Errichtung des neuen Wohngebiets „An der Schmëdd“soll die Syr in diesem Abschnitt breiter werden. Das Niveau des bestehenden Wehres soll durch den Bau einer Rampe abgesenkt werden, die eine freie Wanderung der Fische und anderer Wasserorganismen möglich macht. „Ohne
Rücksicht auf Vögel, Fische und Pflanzen im Oberlauf wurde der Flussdamm geöffnet, was zu einem plötzlichen Abfluss aus dem oberen Becken führte. Tausende oder sogar Millionen von Organismen starben auf der ein Kilometer langen Strecke“, schreibt der passionierte Angler auf seinem Facebook-Account.
„Monoton“und kaum Vielfalt
Dem Wasserwirtschaftsamt und der Naturverwaltung, die die Arbeiten an der Syr überwachen, ist der Sachverhalt bekannt. Die Meinung von Claude Strotz teilen sie nicht: „Die Auswirkungen der Renaturierungsmaßnahmen werden sehr positiv für die Fischfauna sein, die im Laufe ihres Lebenszyklus auf unterschiedliche Lebensräume im Gewässer, wie den Laichgründen im Oberlauf der Gewässer zur Fortpflanzung angewiesen ist“, teilt Simone Dengler vom Umweltministerium auf Anfrage mit. Das Projekt gliedere sich in den Bewirtschaftungsplan
der EU-Wasserrahmenrichtlinie ein: „Dieser gibt den guten Zustand der Gewässer in Luxemburg bis 2027 als Umweltziel vor“, so die Sprecherin weiter. Darüber hinaus sollten im Rahmen der europäischen Biodiversitätsstrategie freie Strecken in den Flüssen wiederhergestellt und somit ungenutzte Wehre entfernt werden.
Die Verantwortlichen schätzen die Vielfalt an Fischarten in diesem Flussabschnitt als „unbefriedigend“ein, der Rückstaubereich oberhalb des Wehres sei zu monoton. „Es ist das Ziel und die legale Pflicht, die Durchgängigkeit an allen Querbauwerken wieder herzustellen, um den heimischen Fischen, aber auch den sogenannten Wanderfischen die Lebensräume, die sie für den Fortbestand ihrer Art benötigen, zugänglich zu machen.“
Das Umweltministerium weist darauf hin, dass jede Renaturierungsmaßnahme vor Ort und im Vorfeld von einem eigens beauftragten Ökologen geprüft werde. Er soll vor Ort beaufsichtigen, welche Strukturen zu erhalten sind und möglichst unbeschädigt während der Bauphase bleiben sollen. „Die teilweise Absenkung des Wehres wurde unter Aufsicht eines auf Ökologie spezialisierten Büros gemacht, sodass das Wasserniveau kontrolliert, ohne bedeutende Schwallwirkung im Unterwasser, abgesenkt werden sollte“, erklärt Simone Dengler. Die Absenkung sei notwendig gewesen, um das provisorische Wehr einzurichten, weil das Wasser an dieser Stelle zu tief gewesen sei.
Vorfälle auf Baustelle
Dass Fische und Wasserorganismen dabei sterben mussten, sieht die Beamtin gelassen: „Es ist allerdings nicht so, dass bei jeder Wasserbaumaßnahme eine geringe Beschädigung
von aquatischen Organismen zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann.“Gleiches gilt laut Dengler für die Vorkommnisse, die sich vor Kurzem auf der Baustelle nahe dem Fluss ereignet haben. Nach den Augenzeugenberichten verlor ein Bagger bei der Errichtung des provisorischen Wehres das Gleichgewicht und rutschte ins Bachbett. Auch beobachteten die Anrainer, wie ein Bagger auf der Baustelle verunreinigtes Wasser in die Syr einleitete.
„Bei jedem Eingriff am und im Gewässer besteht das Risiko, dass etwas Unvorhergesehenes passieren und dies eine negative Auswirkung mit sich bringen kann“, sagt die Sprecherin des Umweltministeriums. Die Vorfälle wurden der Verwaltung gemeldet, eine Kontrolle fand vor Ort statt. Simone Dengler: „Die Wasserverwaltung und der beauftragte Ökologe haben die Lage umgehend untersucht. Daraufhin wurden Fische dem Wasser entnommen, um den Impakt an dieser Stelle zu untersuchen. Es konnten weder Verunreinigungen noch Schäden an der Fischfauna festgestellt werden.“