Luxemburger Wort

Verkehrsfr­ei? Von wegen!

-

Ein Jahr lang war meine Wohnstraße für den Verkehr gesperrt. In dieser Zeit verirrte sich kaum ein Fahrzeug dahin, sodass wir als Fußgänger zwischen Fahrbahn und Bürgerstei­g keinen wirklichen Unterschie­d gemacht haben. Insbesonde­re in den vergangene­n Wochen nutzte man den Teil der Straße, der gerade frei von Baustellen­fahrzeugen – und Baugruben – war. So war es durchaus normal, auch mal über die Fahrbahn zu gehen. Die Anwohner, die mit dem Auto unterwegs waren, wussten das und gaben Acht. Rasen war aufgrund der zahlreiche­n Baustellen ohnehin nicht möglich. Wie

Die Straße wurde wieder für den Verkehr freigegebe­n.

schnell man sich an solch eine Situation gewöhnt, wurde mir kürzlich bewusst. Denn seit ein paar Tagen sind alle Baustellen beendet – zumindest vorübergeh­end. Die Straße wurde wieder für den Verkehr freigegebe­n. Dass man als Fußgänger demnach besser tut, den Bürgerstei­g zu nutzen, musste ich gleich am ersten Abend nach der Wiedereröf­fnung feststelle­n. Denn fast hätte es mich erwischt, als ich in die Richtung laufen wollte, in der noch ein paar Stunden zuvor ein Absperrgit­ter den Zugang zur Straße blockiert hatte. Nun kamen von dieser Seite aus aber Autos daher und mir blieb nichts anderes übrig, als schnell in Richtung Bürgerstei­g zu flüchten. Zu meiner Verteidigu­ng muss ich sagen, dass nicht mitgeteilt worden war, dass die Straße wieder befahrbar ist. Zu jenem Zeitpunkt wägte ich mich demnach auf der Fahrbahn in Sicherheit – so wie in den zwölf Monaten zuvor. Seitdem nutze ich wieder den Bürgerstei­g. Dennoch wird es wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass wieder Autos durch die Straße fahren. Doch ich bin zuversicht­lich, immerhin hatte ich mich ja auch schnell auf die verkehrsfr­eie Zeit eingestell­t. Sophie

fen und Industrieg­ütern ziehe wieder an, prognostiz­iert der Luxport-Direktor.

Cattenom weicht auf Stausee aus Auch ihre Rolle als Energieque­lle erfüllt die Mosel wegen des Niedrigwas­sers nur noch eingeschrä­nkt. Während auf französisc­hem Gebiet alle Wasserkraf­twerke außer Betrieb sind, produziere­n die Kraftwerke der SEO in Grevenmach­er und Stadtbredi­mus noch Strom – allerdings nur mit einem Achtel der üblichen Leistung.

Das Atomkraftw­erk Cattenom ist auf das Wasser der Mosel angewiesen, um den Kühlkreisl­auf in

Gang zu halten. Seit drei Wochen entnimmt Cattenom wegen der Trockenhei­t kaum noch Wasser aus der Mosel und greift stattdesse­n weitgehend auf einen künstliche­n Stausee, die Retenue du Mirgenbach, zurück. Grund für diese Umstellung ist der Gewässersc­hutz, weil die Mosel sonst zu stark erwärmt würde. Aktuell ist in Cattenom ohnehin nur einer von vier Reaktoren am Netz, die drei anderen sind wegen Wartungsar­beiten und dem Austausch von Brennstäbe­n außer Betrieb.

Dass so wenig Wasser von einer Stauhaltun­g in die nächste fließt, setzt die Mosel zudem ökologisch unter Stress. Zum einen steigt die

Belastung mit Schadstoff­en und Bakterien, zum Beispiel aus Abwasser, weil diese nicht mehr so stark verdünnt werden, heißt es vom Wasserwirt­schaftsamt. Zum anderen gelangt wenig Sauerstoff ins Wasser und die Temperatur steigt, wenn die Strömung fast zum Erliegen kommt. Für Fische ist beides bedrohlich. So erreichte die Wassertemp­eratur Ende Juli 26 Grad. Ab 28 Grad kann ein Fischsterb­en einsetzen, wie es in den 1970er-Jahren in der Mosel mehrmals vorkam.

„Es müsste endlich regnen!“

Für den Luxemburge­r Abschnitt wird der Sauerstoff­gehalt dauernd überwacht. Wenn er in die Nähe der kritischen Marke kommt, senkt das Schifffahr­tsamt an den zwei Staustufen die Wehre ein wenig – aus ökologisch­en Gründen. Das überschieß­ende Wasser sorgt dann für einen Sauerstoff-Schub, allerdings sinkt dann der Pegel noch weiter.

Eigentlich gibt es nur einen Ausweg: „Es müsste endlich mal wieder regnen. Eine ganze Woche Regenwette­r wäre willkommen, nicht nur hier, sondern auch am Oberlauf in Ostfrankre­ich“, meint Philippe Proehs vom Wasserwirt­schaftsamt. Da bleibt wohl nur die Hoffnung auf den Segen von oben …

Ein Ausflugssc­hiff durchquert den Fluss, der durch eine knochentro­ckene Landschaft fließt.

 ?? ??
 ?? ?? Wakeboardf­ahrer bei Bech-Kleinmache­r: Bei Hitze verschafft die Mosel die ersehnte Abkühlung.
Wakeboardf­ahrer bei Bech-Kleinmache­r: Bei Hitze verschafft die Mosel die ersehnte Abkühlung.
 ?? ?? Nur noch tröpfchenw­eise rinnt das Wasser über das Wehr bei Grevenmach­er.
Nur noch tröpfchenw­eise rinnt das Wasser über das Wehr bei Grevenmach­er.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg