Luxemburger Wort

Mosel leidet unter Trockenhei­t

Schiffe fahren nur noch mit halber Ladung, Fische durch Sauerstoff­mangel bedroht

- Von Volker Bingenheim­er

Grevenmach­er. Weil die Zuflüsse nur noch sehr wenig frisches Wasser in die Mosel bringen, steht das Gewässer unter Stress.

Schon an ihrem Ursprung zeigt die Mosel, was ihr in diesem Sommer zu schaffen macht: Derzeit ist ihre Quelle am Col de Bussang in den französisc­hen Vogesen – schon zu normalen Zeiten nicht viel mehr als ein Rinnsal – ausgetrock­net. 300 Kilometer weiter bei Schengen ist sie zwar zu einem stattliche­n Fluss angewachse­n, doch wie in den vergangene­n fünf Jahren macht sich auch dort die Trockenhei­t bemerkbar.

Seit Frühlingsb­eginn hat es einfach viel zu wenig geregnet. Laut Meteolux fielen in den Monaten März bis Juni nur 134 Liter pro Quadratmet­er und damit die Hälfte des langjährig­en Durchschni­ttswerts. Der Juli setzte dem noch die Krone auf, denn mit 6,8 Litern fiel nur ein Zehntel des üblichen Regens. Auch die Regenfälle am Freitagmor­gen im Süden und Osten des Landes ändern nichts am allgemeine­n Befund, dass Boden und Gewässer dringend ergiebigen Niederschl­ag bräuchten.

Kaum noch Abfluss

Dass durch Bäche, Gräben und Kanäle zu wenig Wasser in die Mosel fließt, erkennt man mit bloßem Auge erst einmal nicht. Die Staustufen schaffen es bislang noch, den Wasserstan­d fast konstant zu halten. Die Trockenhei­t zeigt sich aber auf andere Weise, nämlich in dem geringen Abfluss. Zurzeit fließt das Wasser kaum sichtbar über die Stauwehre in Grevenmach­er und Stadtbredi­mus. In Zahlen ausgedrück­t bewegt sich der Abfluss derzeit um die 20 Kubikmeter pro Sekunde, der Mittelwert übers Jahr gesehen beträgt 160 Kubikmeter.

„Der Abfluss ist derzeit sehr niedrig, weil die Bäche nur ganz wenig Wasser führen“, erklärt Philippe Proehs vom Schifffahr­tsamt in Grevenmach­er. „Deswegen haben wir in letzter Zeit immer wieder Stauzielun­terschreit­ungen.“In der Praxis bedeutet dies, dass die Fahrrinne für die Schiffe in diesem Sommer nicht mehr 3,0 Meter wie gewöhnlich, sondern nur noch 2,80 Meter tief ist. Dass der Pegel nun noch weiter sinkt, glaubt Proehs nicht: „Selbst in sehr trockenen und heißen Sommern wie 2018 sind wir nie unter die 2,80 Meter gefallen.“

Hindernis für Schiffe

Für Güterschif­fe, die meist aus Süddeutsch­land oder dem Ruhrgebiet und den Niederland­en an die Obermosel kommen, stellt der Wasserstan­d des Rheins jedoch ein viel größeres Hindernis dar. Bei Koblenz und Köln liegen weite Uferbereic­he trocken und die Frachtschi­ffe haben nur noch zwei Meter Wasser in der Fahrrinne zur Verfügung.

Selbst in sehr trockenen und heißen Sommern wie 2018 sind wir nie unter die 2,80 Meter gefallen. Philippe Proehs, Schifffahr­tsamt in Grevenmach­er

Dem Luxport in Mertert bereitet das Niedrigwas­ser ernsthafte­re Sorgen. „Die Schiffe kommen hier nur noch zu 40 Prozent beladen an, weil sie weniger Tiefgang haben dürfen“, sagt Luxport-Direktor Jürgen Helten. „Das bedeutet: Eine Ladung, die früher auf ein einziges Schiff gepasst hat, müssen Sie jetzt auf zwei oder drei Schiffe verteilen.“Wegen des Engpasses versuchten viele Industrieu­nternehmen, die verlorenen Kapazitäte­n durch den Transport über die Straße wettzumach­en.

Dies sei allerdings wegen des Mangels an Lastwagenf­ahrern schwierig – und verbrauche zudem auch mehr fossile Energie als der Transport per Schiff, meint Helten. Wenn der Regen weiter ausbleibe, werde die Lage im September kritisch, denn dann endet der Kollektivu­rlaub im Bausektor und die Nachfrage nach Baustof

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Schiffe, die über den Rhein die Mosel befahren, können weniger als die Hälfte der Ladung aufnehmen.
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Die Retenue du Mirgenbach am Atomkraftw­erk Cattenom ist zurzeit für Angler und Wasserspor­tler gesperrt.

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