Luxemburger Wort

„Fast schon unterirdis­ch“

Strassens Trainer Christian Lutz nimmt nach der Niederlage gegen Fola kein Blatt vor den Mund

- Von David Heintz

Vor dem Duell Fola gegen Strassen schienen die Rollen klar verteilt. Hier die mit vielen Vorschussl­orbeeren in die Saison gehenden Gäste, deren Kader über den Sommer scheinbar gezielt verstärkt wurde – dort die jüngst in San Marino blamabel aus dem Europapoka­l ausgeschie­dene Lokalforma­tion, die im selben Zeitraum einen großen personelle­n Aderlass und damit einhergehe­nden Qualitätsv­erlust zu verzeichne­n hatte.

Nach Spieltag eins ist all dies Makulatur, das Stimmungsb­arometer bei beiden Teams vorerst um 180 Grad gedreht. Die ersten 90 Minuten der BGL-Ligue-Saison reichten, um die Gemütslage in beiden Lagern grundlegen­d zu ändern. Die Escher gewannen am Sonntag vor 250 Zuschauern im Stade Emile Mayrisch mit 2:1.

„In den vergangene­n Wochen mussten wir viel Kritik einstecken. Insofern tut der Erfolg über einen hoch eingeschät­zten Gegner zu Saisonbegi­nn unheimlich gut. Vor allem spielerisc­h, sprich in eigenen Ballbesitz­phasen, haben wir uns seit der Blamage gegen Tre Fiori deutlich weiterentw­ickelt und uns gegen Strassen viele Chancen

herausgesp­ielt“, zeigt sich Miguel Correia nach seinem Erfolg im ersten BGL-Ligue-Spiel als Cheftraine­r gelöst.

Bei seinem Gegenüber Christian Lutz könnte die Stimmungsl­age dagegen konträrer kaum sein. Saisonspie­l eins reichte, um seinem Team ein altbekannt­es Mentalität­sproblem zu attestiere­n. „Das war fast schon unterirdis­ch. Wir halten uns nicht an die Vorgaben. Jeder macht, was er will“, verspricht Lutz in der Konsequenz, „dass den Jungs eine ungemütlic­he Trainingsw­oche bevorstehe­n wird“.

Mental nicht auf der Höhe

Strassens Trainer war umso verärgerte­r, „da wir in Führung gehend das Schwierigs­te eigentlich erledigt hatten, ehe wir dem Gegner die Tore praktisch schenkten“. Angesproch­en von diesem Vorwurf dürfen sich im Besonderen Neuzugang Brian Moding sowie Kapitän Gautier Bernardell­i fühlen. Der Ex-Rosporter Moding durchlebte bei seiner Pflichtspi­elpremiere im UNA-Trikot die ganze Palette eines Wechselbad­es an Gefühlen.

Erst bracht der 29-Jährige Strassen spektakulä­r in Führung (32.'), ehe er mental nicht auf der Höhe war und den gedankensc­hnelleren Diogo Pimentel völlig unnötig im Strafraum fällte (37.'). Stefano Bensi ließ sich die Einladung nicht nehmen und erzielte exakt 360 Tage nach seinem Kreuzbandr­iss gegen Linfield FC seinen ersten Pflichtspi­eltreffer.

Hatte Modings Unachtsamk­eit Fola wieder ins Spiel gebracht, so

Wir halten uns nicht an die Vorgaben. Jeder macht, was er will. Christian Lutz

toppte Bernardell­i die UNA-Unzulängli­chkeiten mit einem katastroph­alen Fehlpass im Spielaufba­u, den Fola über Tiago Semedo und Bruno Correia in Form des Siegtreffe­rs bestrafte (71.'). „Für solche Dummheiten bekommst du im Fußball zurecht die Quittung“, war Lutz' vernichten­dem Verdikt nichts hinzuzufüg­en.

Enttäuscht von seinen Akteuren legt der Coach nach: „Bereits im Vorfeld sagte ich den Spielern, dass nicht relevant ist, wie hoch wir medial gejubelt werden. Die

Wahrheit liegt auf dem Platz. Und da haben wir gesehen, dass dort von uns nicht viel kam. Wir tun gut daran, normale, kleinere Brötchen zu backen.“

Lutz gesteht, dass das Mentalität­sproblem kein neues ist, sondern bereits in der enttäusche­nden Rückrunde der Vorsaison Einzug erhielt. „Wir hatten eigentlich einen klaren Matchplan. Es war aber bereits letzte Saison ein Problem, dass die Jungs sich einfach an nichts halten – und denken, sie wüssten alles besser. Die Positionen

waren nicht besetzt. Statt unser Kurzpasssp­iel aufzuziehe­n, agierten wir mit langen Bällen.“

Derartige Mentalität­sprobleme sind Miguel Correia bei Fola fremd: „Das Team zieht unheimlich gut mit. Nach der Europapoka­l-Blamage war es wichtig, gut in die Meistersch­aft zu starten, damit wir in Ruhe weiterarbe­iten können.“In Strassen dagegen dürfte die kommenden Tage auf dem Trainingsp­latz trotz sommerlich­er Temperatur­en bereits ein rauer Wind wehen.

Strassens Trainer Christian Lutz ist richtig sauer. Den Saisonauft­akt hat sich der 46-Jährige anders vorgestell­t.

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Strassens Jean Tibor lässt sich nach dem Schlusspfi­ff enttäuscht auf den Rasen fallen.
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