Ohne Raststätte in die Ferien
Autoraststätten sind eng verbunden mit Ferienreisen. Eine meiner ersten Erinnerungen diesbezüglich ist eine Raststätte auf dem Weg in die Skiferien, an der Grenze von Deutschland und der Schweiz. Da wir häufig nachts gefahren sind, bin ich meistens erst wieder zu diesem Moment aufgewacht. Im Halbschlaf ging es dann zum Frühstück, dessen Zusammensetzung sehr viele Jahre gleich blieb, aber immer gut war – jedenfalls in meiner Erinnerung. Als ich einige Jahre später wieder dort war, hatte sich das Aussehen der Raststätte verändert – die Erinnerungen sind geblieben. Meine Beziehung zu Raststätten hat sich mittlerweile verändert. Als Kind liebte man
Meine Ungeduld ist größer als mein Hunger.
diese Pausen. Es sprang dann schon ein neues Micky-MausHeft oder sonst eine Zeitung heraus. Heute ist meine Ungeduld, am Ferienziel anzukommen, größer als die Neugierde oder der Hunger. Und dann ist es für mich unnötig, kurz vor dem Ziel einen Halt einzulegen und sich notgedrungen das meistens eher mittelmäßige Essen zu bestellen. Das sorgt meistens für familieninterne Diskussionen. Jetzt gleichen Raststätten eher einem Supermarkt, wo es alles Nötige, aber auch viel Unnötiges, gibt. Das sorgt bereits vor Ferienbeginn für Spannungen, wenn die Eltern dem Kind/den Kindern nicht das Gewünschte kaufen. Zu den Raststätten zähle ich auch die Orte, an denen man nichts kaufen kann, sondern nur den körperlichen Bedürfnissen nachgehen kann. Da habe ich vorwiegend in einem unseren Nachbarländern weniger gute Erinnerungen. Die Interpretation einer Toilette auf diesen „aire de repos“ist oft eine andere als in meiner Auffassung. Natürlich könnte man sagen, dass es wegen der Hygiene in Ordnung ist, wenn man sich nicht hinsetzen muss ... Ich bin gespannt, welche Raststätten-Erfahrungen in diesem Jahr anstehen. Ich halte Sie auf dem Laufenden. David
meint ist. Ein Junge schlägt seine beiden Fäuste abwechselnd in die Luft. „Se bagarrer“, ruft ein Mädchen. „Kämpfst du gerne?“, fragt Lehrerin Viktoria Skriabina.
Die 38-Jährige ist im April aus Mariupol geflüchtet und lebt seitdem bei einer Gastfamilie in Düdelingen. Seit 2006 unterrichtete sie Englisch und Französisch in der Ukraine, ihr Sprachstudium hat sie im Donbass absolviert. Sie ist eine der wenigen Ukrainerinnen, die nicht zurückwollen. „Es gefällt mir sehr in Luxemburg“, sagt sie. „Ich möchte gerne bleiben und mir hier ein neues Leben aufbauen.“Warum sie Luxemburg gewählt hat?
„Luxemburg ist eines der kleinsten Länder Europas und eines der am besten geschützten.“
Schlimme Erlebnisse verarbeiten „Wir haben unser Camp ‚Super U‘ genannt, weil wir glauben, dass jedes Kind ein Superheld mit eigenen Superkräften ist“, sagt Elena
Berkovitch. „Wir Erwachsenen müssen ihnen einfach einen kleinen Umhang und ein wenig Hilfe geben.“Sie nimmt einen Stapel bunter Zeichnungen der Kinder vom Tisch und blättert durch die Seiten. „Wie wir hier sehen können, sind die beliebtesten Farben: blau und gelb.“Die Motive auf den Bildern ähneln sich stark. Meistens wurden Häuser gezeichnet, Haustiere oder Herzen, auf allen Bildern erscheint die ukrainische Flagge. Auch das Kleid, das ein Mädchen auf einer Zeichnung trägt, ist mit blau und gelb ausgemalt worden. Ein Ferienlager wie dieses ist auch ein Ort, an dem schlimme Erlebnisse verarbeitet werden.
„Hier zu sein, hilft auch mir sehr“, sagt die 17-jährige freiwillige Helferin Anastasia Aleksieva, die seit März mit ihrer dreijährigen Schwester und Mutter in Luxemburg lebt. „Wenn ich nichts tue, fange ich an, über alles Mögliche nachzudenken und werde verrückt.“Anastasia geht aufs Michel-Lucius-Gymnasium und ist froh, sich in den Ferien irgendwie einzubringen.
„Einmal baute ein Junge mit Legosteinen. Ich fragte ihn, was das sei, und er sagte: Das ist für die Bombardierung Russlands. Die Kinder sind ... “, Anastasia stockt kurz, „das Schlimmste ist wirklich die Art und Weise, wie sie Dinge sagen, ohne jegliche Emotion. Aber wir haben auch gute Momente. Die Kinder erzählen mir von ihrem Leben, ihren Eltern, ihren Tieren. Das finde ich süß.“
„Die Entwicklung von Projekten für Kinder ist eine unserer Prioritäten als ukrainischer Verein in Luxemburg. Hier leben etwa 1 500 ukrainische Kinder, die vor dem Krieg fliehen mussten. Unser Ziel ist es, dass sie sich wohlfühlen und all die schrecklichen Dinge vergessen, die sie durchmachen mussten, und ihnen zu helfen, sich an ihr neues Leben in Luxemburg anzupassen“, sagt Inna Yaremenko, Vizepräsidentin der Vereinigung. Und schließlich könnten die Kinder im Camp auch neue Hobbys und Talente entdecken.
Wir haben unser Camp ‚Super U‘ genannt, weil wir glauben, dass jedes Kind ein Superheld mit eigenen Superkräften ist. Elena Berkovitch, Campleiterin