Wo kleine Ukrainer einfach Kind sein können
145 Flüchtlingskinder können Ferien im Sommercamp Leudelingen genießen
Auf den ersten Blick scheint es wie ein ganz normales Ferienlager, in dem sich vergnügungshungrige Kinder nach einem anstrengenden Schuljahr austoben. Basketbälle fliegen in Körbe, Plastikfische werden aus einem Wasserbecken geangelt, ein Büchsenturm wird zielsicher oder unsicher beschossen und schließlich der Eierlauf, bei dem keine richtigen Eier, sondern Federbälle auf einem Tennisschläger balanciert werden müssen, ohne herunterzufallen.
Aber hier, vor der Pfadfinderhütte Schwengsweed in Leudelingen, ist in dem mit Kreide gemalten Raster auf dem Bürgersteig das Alphabet eingezeichnet – in kyrillischer Schrift. „Katia, dawai!“und schon hüpft ein Mädchen mit blondem Pferdeschwanz über die Buchstaben. Sie muss alle Buchstaben eines Wortes, das ihr zugerufen wird, finden und in das entsprechende Feld springen. Das erste Wort ist noch einfach, „Kaba (Kawa)“. Das nächste ist länger: „Biblioteka“.
Die Eltern entlasten
42 ukrainische Kinder sausen in dieser zweiten Augustwoche über das Areal am Waldrand, das in einen Abenteuerspielplatz verwandelt wurde. Der Verein LUkraine asbl hat ein Sommercamp für Flüchtlingskinder in Leudelingen ins Leben gerufen. Rund 145 Kinder sind für das Tagescamp, das am 18. Juli startete und noch bis zum 26. August geht, eingeschrieben. Jeden Tag, von 9.30 bis 17 Uhr, ist hier Programm und die Kinder werden mit zwei Snacks und einem warmen Mittagessen versorgt.
Im Zwei-Wochen-Rhythmus kommen neue Kinder ins Camp, etwa 45 sind es pro „Schicht“. „Viele Kinder wollen nach den zwei Wochen wiederkommen, weil sie hier so froh waren, aber wir müssen ja auch an die anderen Kindern denken“, sagt Elena Berkovitch. Sie leitet das Camp und lebt schon seit acht Jahren in Luxemburg. Die gelernte Managerin ist momentan auf Arbeitssuche, aber in diesen Sommerwochen kann sie sich bei der Asbl einbringen.
„Ich glaube, es gibt für die Kinder nichts Schöneres, als den Sommer zusammen mit Gleichaltrigen zu verbringen“, sagt sie. „Andererseits werden auch die Eltern entlastet“, ergänzt Berkovitch. „Die Mütter, die größtenteils allein mit ihren Kindern nach Luxemburg geflohen sind, haben tagsüber Zeit, auf Jobsuche zu gehen oder Sprachkurse zu besuchen,
„Die beliebtesten Farben auf den Zeichnungen der Kinder sind blau und gelb“, stellt Campleiterin Elena Berkovitch fest.
während wir ihre Kinder betreuen.“
Die fünfjährige Mia hat in den wenigen Monaten, die sie in Luxemburg lebt, schon ein gutes Englisch-Niveau. Um den Hals hängt eine Goldmedaille, die jedes Kind bekommt, wenn das Stempelheft voll ist. Stolz, alle Spielstationen erfolgreich gemeistert zu haben, tanzt sie zu ukrainischer Musik, die aus dem Lautsprecher dröhnt. „Ich finde es toll, hier mit anderen ukrainischen Kindern spielen zu können und Ukrainisch zu sprechen“, sagt sie. Ganz besonders aber schmecke ihr hier das Essen. Heute stehen Bulgur, Karotten und Rinderstreifen auf der Speisekarte.
Die älteste Campteilnehmerin heißt Lera und ist bei einer luxemburgischen Gastfamilie in Ettelbrück untergekommen. Die 13Jährige ist fast jeden Tag hier, gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester und ihrem Bruder. Heute ist das andere gleichaltrige Mädchen nicht im Camp, also muss sie sich unter die Jüngeren mischen. „Das ist nicht schlimm“, sagt sie, „es ist schön, Landsleute um mich zu haben.“
Im Keller hat die Französischstunde begonnen. Auf einem Arbeitsblatt sind Aktivitäten aufgemalt, daneben steht die französische Bedeutung. Jedes Kind kommt nacheinander in die Raummitte und stellt etwas pantomimisch dar, während die anderen erraten müssen, welche Aktivität ge