Schausteller mit Lampenfieber
Eine Woche vor Fouer-Beginn bereiten Personalengpässe vielen Forains Sorgen
Luxemburg. Derzeit wird am Glacisfeld eifrig gehämmert und geschraubt, denn bereits am Freitag kommender Woche beginnt die Schueberfouer. So unterschiedlich wie deren Angebot sind eine Woche vor dem Start auch die Sorgen der Schausteller. Die Tage vor der Fouer bedeuten für sie nämlich vor allem Druck, schwere Arbeit und lange Nächte.
Wenig entspannt blickt etwa Reinhard Kaiser, der Besitzer der „Friture Henriette“auf kommende Woche. Er ist einer der Alteingesessenen der Schueberfouer und immerhin schon seit 20 Jahren mit seinem Imbiss dabei. In den Jahren vor der Corona-Pandemie hat der gelehrte Koch sein Personal immer unter Studenten gefunden. Doch die bleiben nun auf einmal aus.
„Es kommen einfach keine Studenten“, bedauert Reinhard Kaiser. Und er hat das Problem nicht als einziger. Gefragt sind Studenten über 18, damit sie auch am Sonntag arbeiten dürfen. Doch nur sehr wenige haben sich für die einst sehr begehrten Ferienjobs gemeldet. Und die Tischreservierungen laufen bereits gut.
Kniddelen und Gromperekichelcher Ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben – Arbeitswillige können sich immer noch melden. Doch er hat inzwischen einen Plan B ins Auge gefasst: Bereits zum Weihnachtsmarkt hatte er mit Flüchtlingen gearbeitet, und dabei sehr positive Erfahrungen gemacht. Das könnte er nun wiederholen.
Der Besitzer vom „Chalet au gourmet“, Gaston Schmol, ist seit
Blumig ist bei Martin Blume nur der Name. Sein Geschäft ist es, Schrecken zu verbreiten – doch auch das ist 2022 nicht mehr so ganz einfach.
Gaston Schmol setzt auf die Qualität seiner Gromperekichelcher – auch wenn die dann etwas teuerer ausfallen, als jene der Konkurrenz. zehn Jahren dabei. Er betreibt einen von nur zwei Ständen, die auf der Schueberfouer Gromperekichelcher verkaufen. „Bei uns sind sie zwar vielleicht teurer, aber dafür bieten wir immer Topqualität“, erklärt er. In Krisenzeiten ist auch diese Entscheidung ein Risikogeschäft, denn der Griff in die Brieftasche fällt vielen Menschen schwerer.
Während die Schueberfouer für Besucher in erster Linie Spaß bedeutet, verbindet Schmol sie vorrangig mit schwerer Arbeit und wenig Schlaf. „Wir versuchen, das Beste daraus zu machen“, lacht er. Mehr als vier oder fünf Stunden Schlaf pro Nacht blieben aber nicht. Für ihn steht außer Frage: „Auf der Fouer zählt jeder Tag. Ich muss immer hier sein.“
„Für mich ist es das erste Mal in Luxemburg“, sagt der Besitzer des „Top Spin Fresh“, Emmanuel Fleur. Mit dem Fahrgeschäft selbst sind zwar Generationen von Schueberfouer-Besuchern aufgewachsen. Für Fleur ist es aber Neuland. Der bisherige „Top Spin“-Betreiber war nach 2015 nicht wieder nach Luxemburg zurückgekehrt. Eine Fouer ohne „Top Spin“sei aber für ihn nicht denkbar, deshalb habe er das Fahrgeschäft nun zurückgebracht.
Dass er trotzdem nervös auf die kommenden Wochen blickt, ist auf dieselbe Sorge zurückzuführen, die auch viele andere Forains umtreibt: Auch ihm fehlt es an Personal. Dazu kommt: Es ist sein erstes Mal in Luxemburg und die Kosten, die mit seinem Betrieb einhergehen, seien hoch.
„Für den Job muss man vor allem mutig sein“, betont Emmanuel Fleur, der sich gerne von seiner unternehmerischen Seite zeigt. Um den Personalengpass zu kompensieren, sind sein Sohn und Freunde zur Stelle.
Zwischen Tradition und Hype
Auch für Martin Blume ist es das erste Mal in Luxemburg. Seit 30 Jahren ist er Besitzer „der größten mobilen Geisterbahn der Welt“. Blume hat sein festes Personal. „Aber wenn wir weniger Zeit haben, dann benötigen wir auch mehr Personal“, erklärt er. Seine Lösung: das Arbeitsamt.
Doch ihn als Meister des Schreckens plagen noch andere Ängste: die Erwartungen der Fouer-Besucher. Trifft eine Geisterbahn, sozusagen ein Urgestein der Jahrmärkte, auch 2022 noch den Nerv der Zeit? Trotz Spezialeffekten und Live-Akteuren im Inneren der Geisterbahn wird das Publikum immer anspruchsvoller. Vor allem die Jugendlichen.
„Es ist nicht leicht, allen gerecht zu werden. Kritik wird es immer geben“, meint er. Er passt sein Programm daher soweit möglich an die Kundschaft an. „Wir sind eine Geisterbahn für die ganze Familie“, so Martin. Am Mittag kommt sein Gruselkabinett mit einem softeren Programm für Familien mit kleinen Kindern, am Abend geht es dann etwas heftiger zu.
Trotz aller Sorgen gibt es für die Schausteller jedoch auch einen Hoffnungsfunken: Nach zwei Jahren Pandemie und Entbehrungen wollen die Menschen wieder raus unter Menschen gehen und Spaß haben. Das wollen die Forains den Schueberfouer-Besuchern bieten – auch, um selbst zu überleben. Denn der Besucherandrang entscheidet auch über ihr wirtschaftliches Überleben.