Der EM-Profi genießt
Bereits mit 19 Jahren lässt sich Turnerin Céleste Mordenti nicht mehr aus der Ruhe bringen
Die Mixed Zone war ihre Bühne: Nach ihrem EM-Auftritt im Mehrkampf posierte Céleste Mordenti vor den Schildern der Sponsoren in der Münchner Olympiahalle. Das Grinsen bekam die Turnerin dabei gar nicht mehr aus dem Gesicht. Wie schon bei ihren Übungen zuvor wirkte die Luxemburgerin auch nach getaner Arbeit gelöst und souverän.
„Ich fühle mich mittlerweile mehr, als würde ich dazugehören. Das ist schon ein cooles Gefühl“, erzählt Mordenti. Denn obwohl sie erst 19 Jahre alt ist, war die Luxemburgerin gestern bereits bei ihrer fünften Europameisterschaft am Start. Mit 43,932 Wertungspunkten konnte Mordenti ihre Starke Leistung von der WM im Oktober (47,791) allerdings nicht bestätigen, am Ende reichte es für Rang 66.
Unzufrieden war die sympathische Athletin dennoch nicht. „Der Wettkampf war nicht mein bester, aber ich hatte auch eine etwas kürzere Vorbereitung, weil ich dieses Jahr mein Abitur geschrieben habe. Deshalb bin ich besonders froh, dass ich überhaupt hier dabei sein konnte.“
Mehr Erfahrung
Der anspruchsvolle Mehrkampf, der bei den Frauen die Disziplinen Schwebebalken, Boden, Sprung und Stufenbarren beinhaltet, liegt der Allrounderin Mordenti besonders. „Man muss an jeden Gerät gut sein. Jede Turnerin hat ihre Schwächen, die sie ausgleichen muss. Dennoch können kleine Fehler am Ende sehr viel ausmachen. Es ist schon ein besonderer Wettkampf“, erläutert Mordenti.
Dabei spielt auch die mentale Stärke eine Rolle, denn ein eventuelles Missgeschick muss beim nächsten Gerät vergessen sein. „Das ist nicht so einfach, das muss ich zugeben“, sagt die 19-Jährige. „Aber mit mehr Erfahrung versteht man irgendwann, dass man sowieso nichts mehr ändern kann. Wenn man aber einen Sturz hatte, dann ist man schon genervt. Aber es gehört dazu, dass man lernt, damit umzugehen.“
Besondere Stadt
Und Céleste Mordenti hat gelernt – vor allem im Vergleich zu ihren vorherigen EM-Wettkämpfen, als sie noch als Juniorin gestartet war. „Es fühlt sich besser an, weil man die Leute kennt, weil man weiß, wie es abläuft“, verrät sie. „Bei der ersten EM hat man sich viele Fragen gestellt: Wo müssen wir hin? Wie läuft es ab? Dann sieht man alle anderen, die so gut turnen. Man trainiert mit Stars und ist beeindruckt. Jetzt fühlt es sich etwas anders an.“
Gestern Mittag musste sich die Turnerin, die als einzige Frau des Verbandes FLGym angetreten war, nicht alleine durch den Mehrkampf arbeiten. Während die großen Nationen wie Deutschland im Team antraten, absolvierte Mordenti ihre Übungen gemeinsam mit Athletinnen aus Malta, Litauen und Zypern. Doch obwohl die Lokalmatadorinnen den größten Jubel ernteten, wurde auch die Performance der Luxemburgerin regelmäßig mit Applaus von den Rängen bedacht.
Dabei ist die Stadt München ein Grund dafür, dass die European Championships für Mordenti kein gewöhnlicher Wettkampf waren. Die Luxemburgerin ist in München geboren, ihr Vater lebt noch immer in der bayrischen Hauptstadt. „Deshalb komme ich regelmäßig her“, sagt Mordenti, die auch nach ihrem Auftritt nicht direkt abreiste, sondern sich noch ein paar Tage Familienurlaub gönnt. An den Geräten allerdings konnte
Mordenti gestern keinen Unterschied feststellen: „Wenn man in der Turnhalle ist, egal, wo auf der Welt, das fühlt sich immer gleich an.“
An eine neue Trainingshalle im Ausland wird sich Céleste Mordenti demnächst gewöhnen müssen. Denn die 19-Jährige wird ab Herbst in Amsterdam studieren.
„Ich war da schon häufiger im Trainingslager. Es gefällt mir gut und ich freue mich darauf, dort zu trainieren.“Besonders wichtig ist die Trainingsgruppe. Denn das turne
rische Niveau, das Amsterdam bietet, steht Mordenti in Luxemburg nicht zur Verfügung.
Hoffnung auf Paris
Es gab zwar mal eine Frauen-Trainingsgruppe im Großherzogtum, doch mittlerweile ist Mordenti alleine. „Die Infrastruktur in Luxemburg habe ich gut ausgenutzt“, stellt die 19-Jährige fest. „Aber wenn ich jetzt weiterkommen will, dann muss ich woanders suchen.“
Mit Weiterkommen meint Céleste Mordenti auch die nächsten Olympischen Spiele in zwei Jahren in Paris. „Ich habe mir die Teilnahme nicht fest als Ziel gesetzt, weil ich weiß, dass die Qualifikationsnormen nicht einfach sind. Deshalb schaue ich einfach mal“, sagt Mordenti grinsend. Sie ergänzt aber: „Lust darauf habe ich natürlich.“
Ich fühle mich mittlerweile mehr, als würde ich dazugehören. Céleste Mordenti