„Verzichte gerne auf das große Geld“
Basketball-Nationalspieler Ben Kovac ist seit einer Woche in der Slowakei und bereitet sich auf die Saison vor
Ben Kovac kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Der Basketballer lebt seit einer Woche in der Slowakei, der Heimat seiner Eltern. Mit seinem neuen Club Patrioti Levice bereitet sich der luxemburgische Nationalspieler derzeit intensiv auf die anstehende Saison vor. Im Interview spricht der 22-Jährige über seine ersten Eindrücke, die Unterschiede zu den Niederlanden und Geld im Basketball.
Ben Kovac, seit wann sind Sie in der Slowakei?
Seit vergangenem Freitag. Ich bin mit meinem Vater mit dem Auto gekommen, weil ich so die Möglichkeit hatte, einige Dinge mitzunehmen. Ich musste noch meinen neuen slowakischen Pass abholen, den ich vor einiger Zeit abgegeben hatte, weil man keine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen durfte. Das hat sich aber längst wieder geändert.
Wie waren die ersten Trainingseinheiten mit Patrioti Levice?
Die Mannschaft hatte bereits am 1. August mit dem Training begonnen. Aktuell sind einige Spieler bei ihren Nationalmannschaften, unser Chefcoach (Michal Madzin, Anm. d. Red.) ist auch nicht da, weil er Co-Trainer der Slowakei ist. Wir trainieren zweimal täglich, morgens leider schon um 8.30 Uhr. Die Einheiten sind sehr intensiv und das Konditionstraining extrem anstrengend. Ich war zuletzt zwar eine Woche in Griechenland im Urlaub, doch ich habe mich dort fit gehalten, sodass meine Form deutlich besser ist als in den vergangenen Jahren in der Vorbereitung.
Haben Sie schon eine Wohnung?
Ja, in der Nähe der Halle. Die Wohnung ist recht groß, ich habe also Glück. Da vor mir schon ein anderer Spieler hier gewohnt hat, war sie bereits eingerichtet. Ich habe meine Playstation, Apple TV und eine Heißluftfritteuse mitgebracht. Die wenigen Dinge, die mir noch gefehlt haben, besorgte ich gemeinsam mit unserem Teammanager – etwa eine Mikrowelle und einen Staubsauger.
Sind die Vereinsstrukturen mit denen Ihres Ex-Clubs Den Helder Suns vergleichbar?
Es ist professioneller als in den Niederlanden. Der Teammanager kommt zu jedem Training, wir haben zwei Coaches und einen individuellen Trainer sowie einen Masseur. Als Spieler muss man sich um fast nichts kümmern.
Fällt Ihnen die Integration ins neue Team leicht?
Die Basketballwelt ist recht klein, deswegen gibt es zu vielen Spielern Verbindungen. Mein Teamkollege Tre'Darius McCallum spielte für Sparta. Zu einigen Mitspielern habe ich bereits ein gutes Verhältnis. Wir treffen uns und gehen gemeinsam ins Restaurant. Abends sind wir nach dem Training erst gegen 20 Uhr zu Hause. Weil Levice recht klein ist, macht man dann auch nicht mehr viel.
Die Distanz zu Luxemburg ist jetzt deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Ist das kein Problem?
In Den Helder bin ich auch nicht jedes Wochenende besucht worden, auch wenn manchmal Freunde zu mir kamen. Jetzt besteht die Möglichkeit, nach Budapest zu fliegen und dann hierherzufahren. Viele Familienmitglieder
leben zwar in der Slowakei, jedoch nicht direkt in der Nähe.
Fühlt sich die Slowakei wie Ihr Zuhause an?
Ich muss mich weniger umstellen, als wenn ich beispielsweise nach Schweden gewechselt wäre, weil es einfach hilft, dass sich die Menschen mit mir in ihrer Sprache unterhalten können. Doch auch wenn ich Familie in der Slowakei habe, ist Luxemburg mein Zuhause. Dort ist mein Herz.
Worauf freuen Sie sich in dieser Saison am meisten?
Dass wir in einem europäischen Wettbewerb antreten, war einer der Gründe, warum ich mich für diesen Club entschieden habe.
Wir nehmen an der ChampionsLeague-Qualifikation teil. Sollten wir die Gruppenphase verpassen, spielen wir im Europe-Cup. Für den Verein ist das eine große Sache,
uns erwarten aber auch starke Gegner. Zunächst treffen wir auf das ungarische Spitzenteam BC Körmend.
Sehen Sie Levice als Zwischenstation?
Ich muss erst einmal schauen, ob ich mich durchsetzen kann. Als Beispiel: Im Luxemburger Basketball trennen sich die Clubs oft von den Profis, das muss aber nicht zwingend daran liegen, dass diese nicht gut genug sind. Oft passen Spieler einfach nicht ins System. Ich weiß noch nicht, welche Rolle ich spielen werde. Das gilt es abzuwarten.
Sie sind im Sommer fast zum französischen Erstligisten Le Portel gewechselt, der sich dann doch gegen die Verpflichtung entschieden hat. Trauern Sie dieser verpassten Chance noch hinterher?
Damit habe ich abgeschlossen. Mir war ein Zweijahresvertrag angeboten worden, davon war ich selbst überrascht. Ich sollte neunter oder zehnter Mann werden und für die Zukunft aufgebaut werden. Es wäre natürlich cool gewesen, in der ersten französischen
Im Basketball läuft es ganz anders als beispielsweise im Fußball, wo ein Drittliga-Spieler in Luxemburg Torprämien kassiert.
Liga zu spielen, weil es in Europa nicht viel besser geht. Doch wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Bei meinem neuen Team spiele ich eine größere Rolle und kann mich in einem europäischen Wettbewerb zeigen. Ich bin zufrieden.
Ist es als Profi-Basketballer schwierig, über die Runden zu kommen?
Im Basketball läuft es ganz anders als beispielsweise im Fußball, wo ein Drittliga-Spieler in Luxemburg Torprämien kassiert. Ich verzichte gerne auf das große Geld, um meiner Leidenschaft nachzugehen. Dank der Armee muss ich mir keine großen finanziellen Sorgen machen.
Haben Sie nach Ihrer starken Saison 2021/2022 gemerkt, dass die Angebote deutlich besser wurden?
Mit dem Niveau steigen auch die Budgets der Teams. Davon profitiere ich. Ich rede nicht gerne übers Geld, doch das liegt natürlich auf der Hand. Aktuell ist das Gehalt aber nicht das Wichtigste, darauf liegt der Fokus wohl eher gegen Ende der Karriere. Ich kann mich noch verbessern.