Der Weltstar in der Provinz
Real Valladolid und Clubpräsident Ronaldo sind zurück in der ersten spanischen Fußball-Liga
UD Almeria, Real Valladolid und der FC Girona – allein von den Namen her lösen die drei Aufsteiger in die höchste spanische Spielklasse in diesem Jahr keine großen Emotionen aus. Während Almeria finanziell dank saudi-arabischer Millionen eine Menge finanzieller Mittel hat, ist in Valladolid der Vereinsboss der Star.
Kein Geringerer als der ehemalige brasilianische Nationalspieler Ronaldo leitet seit vier Jahren die Geschicke beim spanischen Ligapokalsieger von 1984. Seit 2018 besitzt der dreimalige Weltfußballer 51 Prozent der Anteile des Clubs, der kürzlich nach nur einem Jahr in der Zweitklassigkeit sofort in die La Liga zurückkehrte. Wie sehr sich der Weltmeister von 2002 den Abstieg zu Herzen nahm, zeigt das Versprechen, das er den Spielern vor Beginn der abgelaufenen Saison machte. Sollte das Team den sofortigen Wiederaufstieg schaffen, würde Ronaldo den Jakobsweg nach Santiago de Compostela mit dem Fahrrad zurücklegen.
Als das Ziel erreicht war, radelte der 45-Jährige zusammen mit Freundin Celina Locks umgehend die knapp 500 Kilometer von Valladolid bis in die Hauptstadt Galiziens. „Das Gefühl, das ich im Moment habe, ist unglaublich, es ist ganz anders, denn als Spieler habe ich nie so gelitten“, gab Ronaldo nach der kräftezehrenden Fahrt zu.
Damit das Gastspiel im Oberhaus länger als nur ein Jahr dauert, müssen die Verantwortlichen in Valladolid zunächst ihre Hausaufgaben ordentlich erledigen. Allzu große finanzielle Sprünge wurden bislang nicht gemacht. Mit dem 21-jährigen Ecuadorianer Gonzalo Plata, zuvor von Sporting Lissabon ausgeliehen, konnte einer der Leistungsträger für drei Millionen Euro fest verpflichtet werden. Einer der Hauptgaranten für den Aufstieg war Torjäger Shon Weissman, dem 20 Saisontreffer gelangen. Das Auftaktspiel gegen Villarreal hingegen wird der israelische Nationalspieler wegen einer Oberschenkelverletzung verpassen.
Präsident Ronaldo schob indes Gerüchten, er wolle sich von Real
Valladolid zurückziehen, einen Riegel vor. „Zuerst war es meine Absicht, fünf Jahre zu bleiben – den Fall gesetzt, dass ich in der Zeit erreiche, was ich mir vorgenommen habe. Mein Vermächtnis wird aber noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, deshalb garantiere ich an dieser Stelle noch mindestens vier weitere Jahre.“
Nachholbedarf bestehe insbesondere in puncto Modernisierung des Estadio Municipal José Zorrilla, das für die Weltmeisterschaft 1982 in Spanien neu erbaut, seitdem aber nur wenig verändert wurde. Vor 35 Jahren hatte in Valladolid die Profikarriere von Fernando Hierro (später Abwehrchef von Real Madrid, Anm. der Red.), ehe mit den Kolumbianern René Higuita und Carlos Valderrama zwei weitere, schillernde Persönlichkeiten für die Lilaweißen die Schuhe schnürten.
Almeria investiert einige Millionen Punktgleich mit Valladolid ging UD Almeria als Zweitligameister durchs Ziel. Damit gelang im sechsten Anlauf die lang ersehnte Rückkehr in die höchste Spielklasse. Seit 2019 ist der Club aus der andalusischen Hafenstadt im Besitz des saudi-arabischen Geschäftsmannes Turki Al-Sheikh.
Vor dem Einstieg des 41-Jährigen entging Almeria zwei Mal nur knapp dem Absturz in die Drittklassigkeit, anschließend scheiterte man drei Mal in Folge in den Aufstiegs-Play-offs. Al-Sheikh investierte in diesem Sommer knapp 18 Millionen Euro in Neuzugänge. Für das 18-jährige brasilianische Abwehrtalent Kaiky vom FC Santos wurden sieben Millionen fällig. Mit Alejandro Pozo (FC Sevilla, drei Millionen Euro) erhielt Trainer Joan Francesc Ferrer Sicilia, besser bekannt als Rubi, eine weitere Verstärkung für die beste Defensive der vergangenen Saison (35 Gegentore). Im Angriff soll der etatmäßige, nigerianische Torgarant Umar Sadiq (18 Saisontreffer) vom 19-jährigen Hoffnungsträger Marko Milovanovic (Partizan Belgrad,
drei Millionen Euro) unterstützt werden. Nach der regulären Saison nur Tabellensechster, schaffte der FC Girona nach zwei Jahren Abstinenz über die Play-offSpiele den Wiederaufstieg. Aus der Talentschmiede von Real Madrid wechselt der 21-jährige Abwehrspieler Miguel Gutierrez für stolze vier Millionen Euro in die katalanische Kleinstadt. Aus Kostengründen wurden weitere Neuzugänge nur leihweise verpflichtet.
Als Schnäppchen könnte sich dabei die Leihgabe von Valentin „Taty“Castellanos erweisen, der in der vergangenen Saison mit 19 Toren und acht Vorlagen maßgeblich am Titelgewinn von New York City FC in der amerikanischen MLS beteiligt war. „Ich fühle mich bereit für eine neue Herausforderung. Ich möchte dem NYCFC und dem FC Girona dafür danken, dass sie mir diese Chance geben und einen Weg gefunden haben, meine Reise fortzusetzen“, freut sich der 23-jährige Argentinier auf seine neue Aufgabe.