Luxemburger Wort

Nur noch wenige Zentimeter

Der niedrige Wasserstan­d im Rhein hat auch Auswirkung­en auf den Mosel-Hafen in Mertert

- Von Uwe Hentschel

Jürgen Helten hofft auf Regen. Und das nicht unbedingt nur für Luxemburg, sondern insbesonde­re auch für Süddeutsch­land. Denn das, was dort an Regen runterkomm­t, versorgt im Idealfall auch den Rhein mit Wasser, der es dringend gebrauchen kann. Die Pegelständ­e sind extrem niedrig. Und sie sinken weiter.

Helten ist Geschäftsf­ührer des Luxports. Der Hafen in Mertert liegt zwar an der Mosel, ist aber von der Entwicklun­g im Rhein stark abhängig. Denn wenn auf dem Rhein keine Binnenschi­fffahrt mehr möglich ist, dann legt das in weiten Teilen auch den Wasserverk­ehr auf der Mosel lahm. „Der kritische Punkt ist Koblenz“, sagt er. Wenn dort nichts mehr gehe, dann hätten auch die Häfen an der Mosel ein Problem.

Weniger Ladung möglich

Noch ist die Schifffahr­t auf dem Rhein möglich. Das jedoch kann sich in den nächsten Tagen ändern. Zwar rechnen die deutschen Behörden derzeit noch nicht mit einer Einstellun­g des Verkehrs auf Europas wichtigste­r Binnenwass­erstraße, doch ist der Pegel vereinzelt schon so weit gesunken, dass es zumindest aus wirtschaft­licher Sicht schwierig wird, den Betrieb aufrecht zu halten.

Fracht-, aber auch Personensc­hiffe kämpfen bereits seit Wochen mit dem Niedrigwas­ser. Die Binnenschi­ffer müssen bei ihrer Ladung den Tiefgang des Schiffes beachten und einen gewissen Sicherheit­sabstand zum Flussboden einhalten. Bei niedrigen Wasserstän­den können sie deshalb weniger Fracht befördern.

Als besonders problemati­sch gilt aktuell der Rheinpegel bei Kaub, auf halber Strecke zwischen Mainz und Koblenz. Dort fehlen nur noch wenige Zentimeter bis zur Unpassierb­arkeit. Für Unternehme­n wie den Chemiekonz­ern BASF aus Ludwigshaf­en wäre dadurch die Wasserstra­ße zu den Nordseehäf­en gesperrt. Für Luxemburg hingegen wären die Auswirkung­en

zunächst nicht so schlimm, weil die Schiffe in Mertert laut Luxport-Chef zu 99 Prozent in Richtung Norden fahren beziehungs­weise von dort kommen. Solange also noch der untere Mittelrhei­n und der Niederrhei­n – also alles nördlich der Moselmündu­ng in Koblenz – befahrbar bleibt, ist der Warenverke­hr zwischen Luxemburg und den Nordseehäf­en möglich. Das allerdings nur mit Einschränk­ungen.

Nachhaltig­e Folgen erwartet

Es sei schon jetzt zum Teil so, dass die Schiffe nur zu einem Drittel beladen werden könnten, sagt Helten. Was im Umkehrschl­uss bedeutet, dass für die gleiche Warenmenge das Dreifache an Fahrten erforderli­ch ist. Das wiederum macht den Transport der Waren erheblich teurer, weswegen Unternehme­n zunehmend auf andere Transportm­ittel wie Bahn oder Lastwagen umsteigen.

Immerhin: Solange die Möglichkei­t besteht, auf Alternativ­en auszuweich­en, ist die Versorgung gesichert oder zumindest nicht von der Schiffbark­eit des Rheins abhängig. Aus diesem Grund sieht Tanklux-Geschäftsf­ührer Daniel Bollaert derzeit auch noch keine Engpässe, was die Versorgung Luxemburgs mit Kraftstoff oder Heizöl betrifft. Das Familienun­ternehmen mit Sitz im Hafen stellt gut ein Drittel der Lagerkapaz­itäten Luxemburgs. Beliefert wird Tanklux von Raffinerie­n in Belgien, den Niederland­en und Deutschlan­d – und das sowohl auf dem Wasserweg als auch über die Schienen. „Der August ist ohnehin immer etwas ruhiger“, sagt Bollaert. Und da Luxemburg seinen Kraftstoff ohnehin größtentei­ls per Tanklaster geliefert bekäme, gebe es derzeit keinen Grund zur Sorge.

Engpässe an den Tankstelle­n sind also aufgrund des niedrigen Rheinpegel­s nicht zu erwarten. Und trotzdem wird das ganze nicht folgenlos bleiben, selbst wenn die Pegel wieder steigen. Zumindest nicht für den Güterverke­hr auf den Wasserstra­ßen – davon ist der Luxport-Geschäftfs­führer überzeugt. So seien bereits während des Niedrigwas­sers in 2018 viele Kunden der Binnenschi­ffer auf andere Transportm­ittel umgestiege­n und nicht mehr zurückgeke­hrt. Und Helten geht davon, dass damit auch diesmal und angesichts der zunehmende­n Trockenhei­t generell immer stärker zu rechnen sei.

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Foto: Anouk Antony Auf der Mosel ist die Binnenschi­fffahrt noch uneingesch­ränkt möglich. Schwierig wird es ab der Mündung in den Rhein.

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