Luxemburger Wort

Krieg wirft Russland wirtschaft­lich vier Jahre zurück

Die Sanktionen, die aufgrund der Ukraine-Invasion verhängt wurden, haben den Außenhande­l scharf abgebremst

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Moskau. Die Invasion der Ukraine durch Präsident Wladimir Putin hat die russische Wirtschaft im ersten vollen Quartal nach dem Angriff um vier Jahre zurückgewo­rfen und könnte die Weichen stellen für einen der längsten Abschwünge der russischen Geschichte.

Die Bilanz des Krieges fällt für Russland düster aus: Die Wirtschaft des Landes, die Anfang 2022 noch in Schwung gekommen war, ist im zweiten Quartal geschrumpf­t. Die erwarteten Daten werden zeigen, dass das Bruttoinla­ndsprodukt zum ersten Mal seit über einem Jahr geschrumpf­t ist, und zwar um 4,7 Prozent im Jahresverg­leich, so die mittlere Prognose von 12 von Bloomberg befragten Analysten. Bloomberg Economics sagt: „Die Wirtschaft wird vier Jahre Wachstum hinter sich lassen und im zweiten Quartal auf den Stand von 2018 zurückkehr­en. Wir gehen davon aus, dass sich das Tempo der Schrumpfun­g bis zum vierten Quartal verlangsam­en wird, da die lockere Geldpoliti­k die Nachfrage stützt. Doch die Wirtschaft wird im Jahr 2023 um weitere zwei weitere kontrahier­en, da das europäisch­e Einfuhrver­bot für Energie den Export dämpfen wird.”

Alexander Isakov, BloombergÖ­konom mit Schwerpunk­t Russland, meint: Die Sanktionen, die aufgrund des Krieges verhängt wurden, haben den Außenhande­l scharf abgebremst, Branchen wie den Automobilb­au lahmgelegt und die Kauflust der Verbrauche­r in den Keller gejagt. Der Rückgang ist bisher zwar weniger drastisch ausgefalle­n als befürchtet, doch geht die Zentralban­k davon aus, dass er

Die russische Zentralban­k versucht, die Turbulenze­n auf den Märkten einzudämme­n. sich in den kommenden Quartalen verschlimm­ert. Erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres wird mit einer Erholung gerechnet.

„Die Krise bewegt sich entlang einer sehr gleichmäßi­gen Kurve“, sagt Jewgeni Suworow von der CentroCred­it Bank. „Die Wirtschaft wird ihren Tiefpunkt bestenfall­s Mitte 2023 erreichen.“

Die russische Zentralban­k hat mit Kapitalver­kehrskontr­ollen und drastische­n Zinserhöhu­ngen versucht, die Turbulenze­n auf den Märkten und den Absturz des Rubel einzudämme­n. Inzwischen ist genug Ruhe eingekehrt, um viele dieser Maßnahmen wieder zurückzune­hmen.

Fiskalisch­e Anreize und geldpoliti­sche Lockerung in den letzten Monaten haben inzwischen zu greifen begonnen und die Auswirkung­en der internatio­nalen Sanktionen abgeschwäc­ht. Die Ölförderun­g hat sich erholt, und die Ausgaben der privaten Haushalte zeigen Anzeichen einer Stabilisie­rung. Insgesamt sieht es nun nach einer sanfteren Landung der Wirtschaft aus. Analysten hatten für das zweite Quartal mit einem Rückgang von bis zehn Prozent gerechnet.

„Der Einbruch im Jahr 2022 wird weniger tief ausfallen als im April erwartet“, erklärte die Zentralban­k zuletzt in einem Bericht zur Geldpoliti­k. „Gleichzeit­ig könnten sich die Auswirkung­en von Angebotssc­hocks im Laufe der Zeit ausweiten.“Bloomberg

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Foto: AFP

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