Poesie, Humor und zarte Ironie
Jean-Jacques Sempé ist nicht mehr da, aber seine Zeichnungen bleiben zeitlos
Paris. Zuletzt hat auch die Luxemburger Filmbranche dazu beigetragen, dass sein Lebenswerk in Erinnerung bleibt: Bidibul Productions aus Luxemburg hat nämlich den Animationsfilm „Le Petit Nicolas – Qu'est-ce qu'on attend pour être heureux“, die Geschichte um den lachenden und schelmischen kleinen Jungen, den „Petit Nicolas“, den Jean-Jacques Sempé et René Goscinny irgendwo zwischen Montmartre und Saint-Germain-des-Prés zum Leben erweckt haben, koproduziert.
Nach Goscinny im Jahr 1977 ist nun auch der zweite Vater des „Petit Nicolas“, der französische Zeichner Jean-Jacques Sempé, gestorben. Er war für seine humoristischen Pressezeichnungen, insbesondere für das renommierte Magazin „New Yorker“, bekannt. Er starb im Alter von 89 Jahren, nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.
Die Nachricht von seinem Tod löste zahlreiche Reaktionen in Politik, Wirtschaft, Medien und Kunst aus, sowohl in Frankreich als auch im Ausland. „Die zarte Ironie, die feine Intelligenz, der Jazz: Wir werden Jean-Jacques Sempé nicht vergessen können. Wir werden seinen Blick und seinen Bleistift schmerzlich vermissen. Von Petit Nicolas über Monsieur Lambert bis hin zu den Spaziergängern in Saint-Germain-des-Prés hatte er die Eleganz, immer leicht zu bleiben, ohne dass ihm etwas entging“, schrieb Präsident Emmanuel Macron in einer Nachricht auf Instagram, der die letzte veröffentlichte Zeichnung des Künstlers beigefügt war.
„Sempé, das war die Zeichnung, das war der Text. Es war das Lächeln und die Poesie. Manchmal war es die Träne des Lachens, heute Abend ist es die Träne der Rührung.
Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen“, reagierte Premierministerin Elisabeth Borne ihrerseits auf ihrem Twitter-Account und stimmte mit mehreren Regierungsmitgliedern überein.
„Ruhe in Frieden und schick uns
den Regen von da oben ...“„Sempé ist nicht mehr da, aber seine Zeichnungen werden zeitlos bleiben. Sie haben mich in Beirut, Paris und New York begleitet“, twitterte die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak. „Mit Zärtlichkeit, Poesie und Schalk, einem Humor, der sich unendlich entfaltet, und einer absoluten Freiheit hat er uns gelehrt, die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten.“
Joann Sfar, der Comic-Autor von „Le chat du rabin“, würdigte den Meister des Genres mit einer
Zeichnung: „Sempé ist tot. Es ist das erste Mal, dass ich sicher bin, dass ein Gott im Himmel ist“, schrieb er.
Der Verband der französischen Feuerwehr, die derzeit an verschiedenen Stellen des Landes gegen verheerende Waldbrände kämpft, verband dies mit einer konkreten Bitte an Sempé. „Ruhe in Frieden und schick uns den Regen von da oben ...“, twitterte der Feuerwehrverband am Donnerstagabend mit einem Augenzwinkern.
Der 1932 in Pessac in der Nähe von Bordeaux geborene Zeichner hat in seiner Karriere etwa 50 Alben veröffentlicht, darunter „Saint Tropez“, „Tout se complique“und vor allem „Le Petit Nicolas“, von dem heute etwa 15 Millionen Exemplare verkauft wurden. Als uneheliches Kind, das geschlagen wurde und stotterte, hatte Sempé nicht wirklich die Kindheit seines Helden Nicolas, den er zusammen mit Goscinny in einem idealisierten Frankreich der 1950er Jahre aufwachsen ließ.
Seine ersten Zeichnungen verkaufte er 1950 an „Sud Ouest“, die er mit „DRO“(von „to draw“, englisch für zeichnen) signierte.
Seit „Le Petit Nicolas“, das er 1959 zusammen mit René Goscinny schuf, hat Jean-Jacques Sempé fast ein Album pro Jahr veröffentlicht und rund 100 Titelseiten in der Presse gezeichnet.
Ein Bus auf einer Brücke, der nachts über die Seine fährt, Musiker, Radfahrer, ein Feuerschlucker, Szenen im Central Park oder im Jardin du Luxembourg ... In jedem seiner Werke finden sich seine Lieblingsthemen wieder: die Kleinheit des Menschen in der Natur, seine Einsamkeit in der Stadt, seine Streitigkeiten, seine Lächerlichkeit und seine übertriebenen Ambitionen, die Grenzen des Teamgeistes.
In seiner letzten Zeichnung, die in der Ausgabe des „Paris Match“am 4. August erschien und einen Maler bei der Arbeit in einer ländlichen Umgebung zeigt, schrieb Sempé: „Denk daran, mich nicht zu vergessen“. Ein letztes Werk, das wie ein vorausschauender Abschied wirkt. mt/AFP/dpa
Die zarte Ironie, die feine Intelligenz, der Jazz: Wir werden Jean-Jacques Sempé nicht vergessen können. Emmanuel Macron