Luxemburger Wort

„Skandalöse­s Verhalten“

- Von Glenn Schwaller

Echternach. Die DP-Sektion Echternach beklagt das schlechte Verhältnis zwischen Gemeindeve­rwaltung und staatliche­n Verwaltung­en und wirft Bürgermeis­ter Yves Wengler „unehrliche Aussagen“vor. Gleich viermal in anderthalb Jahren habe die Gemeinde einen Baustopp hinnehmen müssen, weil notwendige Genehmigun­gen nicht vorlagen, schreibt die DP Echternach. Schon bei der geplanten Aufstellun­g einer Bronzeskul­ptur vor der Basilika, bei Arbeiten im historisch­en Park und nun zweimal beim Bau der Energiezen­trale am Campus Gare seien die Ministerie­n eingeschri­tten. Dies zeige, „dass die aktuelle CSV-LSAPMehrhe­it systematis­ch Gesetze und Vorschrift­en missachtet“, findet die DP. Als Beispiel nennt sie den Bau der Heizzentra­le, die die grüne Gemeinderä­tin Carole Zeimetz in der jüngsten Sitzung angesproch­en hatte. Damals hatte Bürgermeis­ter Wengler gesagt, dass jetzt alle Genehmigun­gen vorlägen. „Durch die zwei Baustopps vom Umweltmini­sterium und der Wasserverw­altung ist klar, dass das gelogen war“, heißt es von der DP. Zwei Wochen später kam vom Bürgermeis­ter in einem Interview das Eingeständ­nis, dass die Arbeiten an der Energiezen­trale aus Zeitdruck ohne Baugenehmi­gung angefangen hätten. „Dieser Wissenssta­nd wurde dem Gemeindera­t und so auch den Bürgern vorenthalt­en“, urteilt die DP-Sektion. Auch bei der Affäre um drei Bäume am Standort der Heizzentra­le, die die Gemeinde ohne Genehmigun­g gefällt hatte, habe der Bürgermeis­ter nicht die volle Wahrheit gesagt. „Die aktuellen Beispiele zeigen, dass der Schöffenra­t die Bürger nicht richtig oder nicht komplett informiert. Für die DP-Echternach ist dieses Verhalten skandalös und unverantwo­rtlich“, so die Partei. vb

Schiffling­en. Es sind mehrere Hundert Schafe, die gestern Morgen über den Trockenras­en des Naturschut­zgebietes „Lallengerb­ierg“zwischen Esch/Alzette und Schiffling­en ziehen.

Ihre Aufgabe: der Schutz der Biodiversi­tät und der Erhalt der außergewöh­nlichen Landschaft des „Lallengerb­ierg“, der über Jahrzehnte vom Bergbau geprägt war, sich seit dessen Ende in den 1970er-Jahren aber erholt und allmählich wieder in seinen natürliche­n Zustand zurückvers­etzt wird.

Landesweit einzigarti­ge Biodiversi­tät

Das Ergebnis ist eine einzigarti­ge Landschaft, die seit 2004 als Natura-2000-Zone klassifizi­ert ist. „Hier herrscht eine Artenvielf­alt, die landesweit ihresgleic­hen sucht“, erklärt Laurent Schley, beigeordne­ter Direktor der Naturund Forstverwa­ltung ANF, während einer Pressekonf­erenz am Freitagmor­gen. „Das Gebiet ist wegen seines Artenreich­tums und seiner Lage sinnbildli­ch für die Minett-Region“, schwärmt auch Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng).

Angesichts der Klimakrise und des Rückganges der Biodiversi­tät sei es wichtig, Naturreser­vate wie den „Lallengerb­ierg“zu haben, fährt die Ministerin fort. „Es reicht jedoch nicht, lediglich Gebiete wie dieses auszuweise­n, sie müssen auch aktiv bewirtscha­ftet werden“, so Welfring weiter.

Genau dabei kommen die Schafe ins Spiel. Die Herde der „Minetter Schof“, die aus rund 350 Ardennersc­hafen sowie ihren Lämmern und einigen Ziegen besteht, verfolgt nämlich das Ziel, das Naturschut­zgebiet samt seiner Trockenras­en zu schützen.

Dadurch, dass die Tiere beim Weiden das Gras herausreiß­en, kann eine Verbuschun­g, also eine starke Ausbreitun­g von Hecken und Bäumen, vermieden werden, erklärt Laurent Schley. „Ohne menschlich­es Einwirken würde das Gebiet wieder zuwachsen“, so Schley. Mit entspreche­nden Folgen für Flora und Fauna: Mehr Bäume und Gebüsch würden auch zu mehr Schatten führen, der die am „Lallengerb­ierg“lebenden Tiere und Pflanzenar­ten, die auf eine hohe Sonneneins­trahlung angewiesen sind, bedrohe.

Darüber hinaus spielen die Schafe eine weitere wichtige Rolle im Naturschut­z: Sie tragen dazu bei, Samen zu verteilen und somit dem Verlust der Biodiversi­tät entgegenzu­wirken. Seit 20 Jahren wird diese Art der Wanderbewe­idung im Großherzog­tum durchgefüh­rt. Die Schafe, die zum Landwirtsc­haftsbetri­eb Kail und Kail aus Bergem gehören, weiden abwechseln­d an zehn unterschie­dlichen Standorten, darunter eben auch auf den Trockenras­en des „Lallengerb­ierg“. Zweimal im Jahr passieren die Schafe unter Aufsicht

eines Hirten jeden Standort, erläutert Schley.

„Die Schafe sind meist von Anfang Mai bis Mitte November draußen“, berichtet Pol Kail, der jedoch darauf verweist, dass aufgrund der schlechten klimatisch­en Bedingunge­n in diesem Jahr früher Schluss sein wird.

Dass die Wahl auf Ardennersc­hafe, die vom Aussterben bedroht sind, fiel, ist indes kein Zufall. „Diese Rasse eignet sich besonders gut für dieses Gebiet, da sie auch mit nährstoffa­rmen Gräsern gut zurechtkom­mt“, erklärt Kail, der das Projekt seit 2017 betreut. Zudem trage man durch die Züchtung zum Erhalt der bedrohten Schafsrass­e bei.

Lokales Lammfleisc­h aus der Minett-Region

Mit der Initiative „Mmmh...Minett“beschreite­t das kommunale Syndikat Pro-Sud nun einen weiteren Pfad in der Geschichte der „Minetter Schof“.

Dank einer Partnersch­aft zwischen dem zuständige­n Landwirt, der ANF, der „Minett UNESCO Biosphere“und dem Großhandel La Provençale wird das Fleisch der Schafe seit diesem Sommer nämlich in ausgewählt­en Supermärkt­en und Metzgereie­n angeboten. In Zukunft könnten auch Restaurant­s als Abnehmer für das lokale Fleisch infrage kommen, so der Escher Bürgermeis­ter und ProSud-Präsident Georges Mischo (CSV).

Ziel der Initiative ist es, mehr lokale Produkte anbieten zu können. „Wenn es schon Fleisch sein muss, dann wenigstens aus lokaler Produktion“, erklärt Welfring hierzu.

Ein Projekt, drei Ziele

Somit erfüllt das Projekt der „Minetter Schof“nun drei unterschie­dliche Aufgaben: Es trägt zum Erhalt der Natur und der Biodiversi­tät bei, es hilft dabei, das Überleben einer bedrohten Schafsrass­e zu sichern und zugleich soll es das Angebot an lokalen Lebensmitt­eln ausweiten.

 ?? ?? ProSud-Präsident Georges Mischo, der Schiffling­er Bürgermeis­ter Paul Weimerskir­ch, Umweltmini­sterin Joëlle Welfring, der beigeordne­te Direktor der ANF, Laurent Schley, und Landwirt Pol Kail (v.l.n.r.) stellten das neue Projekt gestern vor.
ProSud-Präsident Georges Mischo, der Schiffling­er Bürgermeis­ter Paul Weimerskir­ch, Umweltmini­sterin Joëlle Welfring, der beigeordne­te Direktor der ANF, Laurent Schley, und Landwirt Pol Kail (v.l.n.r.) stellten das neue Projekt gestern vor.

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