„Wir sind auf einem guten Weg“
Die Volleyballmänner von Trainer Pompiliu Dascalu wollen den nächsten Schritt machen
Zwei Niederlagen, ein Sieg und der dritte Tabellenplatz in Pool D, so lauten die nüchternen Zahlen der Luxemburger Volleyballmänner in der laufenden EM-Qualifikation. Doch eines darf man dabei nicht vergessen: Die Mannschaft von Nationaltrainer Pompiliu Dascalu ist unter komplizierten Anreisebedingungen bisher nur auswärts angetreten und der älteste Spieler, Chris Zuidberg, ist gerade einmal 27 Jahre alt. Mit Ryan da Luz und Christian Galoppo stehen sogar zwei 17-Jährige im Aufgebot.
Nach dem Rücktritt mehrerer erfahrener Spieler, unter anderem Tim Laevaert, Charel Hoffmann, Pol Bollendorff und Mathis Esselin, verpasst Dascalu der Nationalmannschaft eine Verjüngungskur. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die sich noch in einem Entwicklungsprozess befindet“, so der Trainer. „Mit den Leistungen, die wir bisher gezeigt haben, bin ich aber wirklich sehr zufrieden. Wir sind auf einem guten Weg.“
Gemeint sind dabei die Spiele gegen Montenegro, Island und Portugal. Gegen die beiden Favoriten aus dem Süden Europas verlor man zwar jeweils nach drei Sätzen, dafür bezwang man Island ohne Satzverlust. „Wir wussten, dass Portugal und Montenegro in einer anderen Liga spielen als wir. Aber Island ist unsere Gewichtsklasse. Dieses Spiel wollten wir unbedingt gewinnen und das ist uns gelungen.“
Doch selbst aus den Partien gegen Portugal und Montenegro nimmt die Mannschaft wertvolle Erfahrungen mit. „In Portugal haben wir ein wirklich gutes Spiel gemacht. Wir hatten dort sogar einen kleinen Fanclub in der Halle, den wir wohl Samuel und Simao (Novais) zu verdanken hatten“, sagt Steve Weber vom VC Bartringen. „Mit 25 Jahren bin ich mittlerweile einer der Ältesten in unserem jungen Team. Man merkt, hier wächst wirklich etwas zusammen. Die Stimmung in unserer Mannschaft ist einfach überragend.“
Kein Spieler über zwei Meter
Ein Problem, das Dascalu dennoch ausgemacht hat, ist die überlegene Physis Montenegros und
Portugals. „Montenegro hat mehrere Spieler, die mehr als zwei Meter groß sind. Auch Portugal hat solche Riesen. In unserem Team gibt es keinen Spieler, der die Zweimetermarke knackt.“Unterschiede im Spiel der Favoriten sah Dascalu trotzdem. „Montenegro ist physisch extrem stark, Portugal kommt mit mehr Technik.“
Wenn es am Samstag in der Coque erneut gegen Portugal geht, hofft der Trainer auf viele Zuschauer, die die Mannschaft nach vorne peitschen und er ist sich gleichzeitig bewusst, dass es in Luxemburg eine stattliche portugiesische Gemeinschaft gibt. „Wir haben mit Simao und Samuel zwei Spieler mit portugiesischen Wurzeln in unseren Reihen. Vielleicht beschert uns das ein paar zusätzliche Fans.“
Auch Weber glaubt, dass gegen die Südeuropäer im Rückspiel mehr drin ist. „Wir werden alles in die Waagschale werfen und versuchen mindestens 20 Punkte pro Satz zu machen. Wenn alles passt, können wir vielleicht auch einen Satz gewinnen, aber das wird natürlich sehr schwer“, ist sich der
Außenangreifer der Rolle als Außenseiter bewusst. Wichtig sei, dass man nicht mehr so viele unnötige Fehler wie zum Auftakt gegen Montenegro mache.
Einer, der zum zweiten Heimspiel gegen Island zurück in den Kreis der Mannschaft kehren wird, ist Gilles Braas. Aus persönlichen Gründen fehlte der Zuspieler des VC Strassen in den Auswärtspartien und ist auch am Samstagabend gegen Portugal noch nicht dabei.
„Ich bin der Einzige auf Luxemburger Seite, der größer als zwei Meter ist“, scherzt Dascalu. „Ich würde meinen Spielern gerne ein paar Zentimeter abgeben.“Mit Braas (1,90 m) wird man nun neben jeder Menge Erfahrung auf der Position des Zuspielers zusätzlich noch ein paar Zentimeter an Körpergröße gewinnen. Vertreten wurde er bislang abwechselnd von Sebastian Dobre und Simao Novais. „Wenn Gilles ins Team rücken sollte, könnte es aufgrund seiner Größe für die Mittelblocker etwas leichter werden. Trotzdem haben Sebastian und Simao ihre Aufgabe hervorragend erfüllt“, lobt Weber seine Mitspieler.
Ich würde meinen Spielern gerne ein paar Zentimeter abgeben. Pompiliu Dascalu
Die jungen Wilden
Abhängig davon, wie gut das Spiel gegen Island läuft, plant der Trainer mindestens einen der beiden 17-Jährigen im Team, zum Debüt in der Nationalmannschaft zu verhelfen. „Es ist wichtig, die jungen Spieler in die Mannschaft zu integrieren. Sie sollen in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen“, gewährt der Trainer und Ex-Profispieler einen Einblick in seine Gedanken.
Sollte es der Mannschaft gelingen, gegen Island den anvisierten zweiten Sieg einzufahren und den beiden Favoriten noch mehr Punkte abzuknöpfen, kann man durchaus von einer gelungenen Qualifikation sprechen. Auch den Novotel-Cup zum Jahreswechsel will Dascalu nutzen, um seine Mannschaft weiter zu formen und damit sie auf internationaler Bühne wichtige Erfahrungen sammelt. Letztendlich habe man noch drei Jahre Zeit, eine schlagkräftige Truppe aufzubauen. Denn 2025 stehen die JPEE in Andorra an. Dort will man an die glorreichen Erfolge aus den Jahren 2015 in Island und 2017 in San Marino anknüpfen, als man jeweils die Goldmedaille gewinnen konnte.