Luxemburger Wort

Trumps Anwälte sollen gelogen haben

Der Fund streng geheimer Dokumente in seinem Anwesen in Mar-a-Lago bringt den Ex-US-Präsidente­n in Erklärungs­not

- Von Thomas Spang (Washington)

Der Hausherr gab sich jovial, als er am 3. Juni den Leiter der für Spionageab­wehr und nationale Sicherheit zuständige­n Abteilung im Justizmini­sterium, Jay Bratt, kurz begrüßte. Er gehe davon aus, dass seine Anwälte voll mit Bratt und dessen Team kooperiert­en, umschmeich­elte Donald Trump die Besucher. Kurz darauf inspiziert­en diese Kartons mit Dokumenten, die zwischen Golfkleidu­ng, Strandprit­schen und anderem Krempel lagerten. Ungesicher­t, direkt unter einem Bereich in Mar-a-Lago, der für Mitglieder des Privatclub­s und deren Gäste offen zugänglich war.

Wie die „New York Times“exklusiv unter Berufung auf Zeugen berichtet, nahm Bratt eine Reihe von als „geheim“eingestuft­en Dokumente an sich. Dann ließ er sich von einem Mitglied des Anwaltstea­ms des Ex-Präsidente­n schriftlic­h versichern, dass es keine weiteren geschützte­n Unterlagen mehr in dem Wohnsitz Trumps gebe. Wie die veröffentl­ichte Inventarli­ste der FBI-Razzia von vor einer Woche nun belegt, entspricht das nicht der Wahrheit.

Die Beamten stellten unter anderem vier Sätze an Unterlagen sicher, die in die Kategorie „Top Secret“fallen. Darunter solche, die so vertraulic­h sind, dass sie nur in Spezialräu­men eingesehen werden dürfen. Diese Dokumente sind unter allen Umständen von einer

Freigabe ausgeschlo­ssen, weil sie laut Definition „eine außerorden­tlich gravierend­e Gefahr“für die nationale Sicherheit darstellen.

Diese Beschreibu­ng träfe auf Atomwaffen-Geheimniss­e zu, die Trump laut einer explosiven Enthüllung der „Washington Post“in

Mar-a-Lago aufbewahrt haben soll. Warum er diese Unterlagen nicht herausrück­en wollte, bleibt Gegenstand von Spekulatio­nen.

Die Liste der bei der ganztägige­n Razzia entnommene­n Gegenständ­e in den 20 abtranspor­tierten Kisten enthält jeweils drei weitere

Sätze an Akten mit dem Vermerk „geheim“beziehungs­weise „vertraulic­h“. Außerdem entfernte das FBI ein als „Präsident von Frankreich“gekennzeic­hnetes Dokument, eine Kopie der Begnadigun­g von Trumps politische­m Weggefährt­en Roger Stone, Fotos und handgeschr­iebene Notizen.

Trump drohen mehrere Jahre Gefängnis

Laut richterlic­her Anweisung ermittelt das Justizmini­sterium zu drei Straftatbe­ständen, die mit Verstößen gegen das Spionage-Gesetz, Behinderun­g der Justiz und Zerstörung von Dokumenten zu tun haben. Falls es zu einer Anklage und Verurteilu­ng kommt, drohen Trump dafür mehrere Jahre Gefängnis.

Trump verteidigt sich mit der Behauptung, er habe das Recht gehabt, alle Dokumente freizugebe­n. Laut Auskunft von Experten trifft dies nicht auf Atomgeheim­nisse zu, die durch den „Atomic Energy Act“besonders geschützt sind. Auch für die von Trump behauptete Freigabe durch ihn gibt es keinen Beleg. Diese hätte er formal den zuständige­n Stellen in der Regierung mitteilen müssen.

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Foto: AFP Klar ist: Donald Trump hat nach seiner Zeit im Weißen Haus Dokumente mit nach Florida genommen. Das bestreitet auch der Ex-Präsident nicht.

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