Immobilienmarkt kühlt ab
Die Preise am britischen Markt fallen wie seit über zwei Jahren nicht – neue Eigenheime sind billiger geworden
London. Angesichts zunehmender Vorsicht zum Konjunkturausblick sinken die am britischen Immobilienmarkt aufgerufenen Preise so stark wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Neue Eigenheime sind im August im Monatsvergleich um 1,3 Prozent billiger geworden, wie das Immobilienportal Rightmove gestern mitteilte. Dazu trug auch die übliche Sommerflaute bei. Die Jahresteuerung reduzierte sich auf 8,2 Prozent, von 9,3 Prozent im Monat zuvor.
Der größte Preisrückgang zeigte sich bei den teuersten Objekten. Geographisch gab es den deutlichsten Preisverfall in London. Berichte der Bank of England und der Hypothekenbanken deuten darauf hin, dass höhere Zinsen und die
Sorge vor einer Lebenshaltungskostenkrise den Immobilienmarkt zu belasten beginnen. „Nach den Höhenflügen der letzten zwei Jahre deuten mehrere Indikatoren darauf hin, dass sich die Aktivität am Markt weiter abkühlt“, erklärte Rightmove-Experte Tim Bannister. „Es ist wahrscheinlich, dass sich die Auswirkungen der Zinserhöhungen im Laufe des Jahres allmählich niederschlagen werden.“
Die Anfragen von Käufern sind im Vergleich zu 2021 um vier Prozent zurückgegangen, liegen aber über dem Niveau vor der Pandemie. Die Zahl der neuen Inserate ist um 12 Prozent gestiegen. Die durchschnittliche monatliche Hypothekenzahlung für Erstkäufer
mit einer zehnprozentigen Anzahlung überstieg zum ersten Mal 1 000 Pfund.
Laut Rightmove haben sich die Wohnkosten in Großbritannien in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Das Plus von 134 Prozent steht einem Anstieg der Durchschnittslöhne von 76 Prozent gegenüber. Mit einem Absturz des Marktes ist angesichts starker Nachfrage und eines Mangels verfügbarer Objekte nicht zu rechnen. Laut Rightmove hat die Käufernachfrage seit 2019 um 20 Prozent zugenommen.
In Deutschland sind Häuser und Wohnungen im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 0,9 Prozent billiger geworden, wie eine Studie von Interhyp zeigt. Bloomberg