Wenn der Arbeitsweg zur Odyssee wird
Der öffentliche Transport auf dem Prüfstand: So reagieren CFL und ATP auf Kritiken von „Wort“-Lesern
Luxemburg. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben auf einen Aufruf des „Luxemburger Wort“zum Thema Zufriedenheit mit Bus, Bahn und Tram geantwortet. In den verschiedenen Diskussionsbeiträgen gab es sowohl Lob als auch Kritik über den öffentlichen Transport im Großherzogtum.
Neben allgemeinen Kritikpunkten wie der Frage nach der öffentlichen Finanzierung, ineffizienter Routenplanung, zu schlechter Anbindung in ländlichen Regionen und der Vernachlässigung von Pendlern, die eine eigene Betrachtung verdienen, hat das „Luxemburger Wort“das Augenmerk besonders auf die aktuelle Situation gelegt. Vertreter der CFL und des Mobilitätsministeriums wurden mit den Vorwürfen konfrontiert.
Viele Leser lobten den öffentlichen Transport im Vergleich zu Autofahrten: Häufige Staus und langwierige, anstrengende Parkplatzsuche können dadurch – mit Ausnahme einiger Buslinien – vermieden werden. Kritik gab es vorwiegend an der Bahn. Mehrere Leser bemängelten Verspätungen und Ausfälle auf dem Schienennetz – auch wenn manche das als „immer noch besser als Staus und Parkplatz suchen“empfanden.
„Als CFL sind wir natürlich daran interessiert, unseren Kunden den bestmöglichen Service anzubieten“, sagt Alessandra Nonnweiler, Pressesprecherin bei der CFL. „Das Feedback unserer Kunden ist uns sehr wichtig. In diesem Sinne ermutigen wir unsere Kunden, sich direkt an uns zu wenden. Ein Weg hierfür ist es, eine Mail an qualite@cfl.lu zu schreiben.“Weshalb ein Verkehrsmittel verspätet sei oder ausfalle, komme immer auf den konkreten Einzelfall an, daher könne man über Verspätungen und Ausfälle keine pauschale Aussage treffen.
Verspätungen von Verkehrsmitteln der CFL können Fahrgäste live und direkt über das Smartphone, via Mobilitéit-App oder CFL-Mobile-App einsehen. Dort und auf www.cfl.lu gibt es zudem Einblick in aktuelle Informationen zu Schienenersatzverkehr wie etwa dem, der aufgrund von Bauarbeiten zwischen Luxemburg und Bettemburg eingerichtet wurde. Die CFL erhofft sich von den Arbeiten, wie sie auf ihrer Seite schreibt, letztlich eine höhere Zuverlässigkeit und Kapazitätserhöhung des Nahverkehrs. Es gibt also eine Perspektive für diejenigen, die sich derzeit mit den vielen Baustellen im Netz herumschlagen müssen.
Probleme auf der Strecke Luxemburg – Bettemburg
Denn gerade die Kapazität stellte während der Bauarbeiten am Hauptbahnhof zu Stoßzeiten ein Problem im Schienenersatzverkehr Luxemburg – Bettemburg dar. Nutzer beschwerten sich über überfüllte Busse, die im Stau standen und von denen es einfach zu wenige gab. Nonnweiler weist in diesem Kontext darauf hin, dass in einem Zug deutlich mehr Leute Platz finden als in einem einzelnen Bus. Außerdem sind Busse anders als Züge Staus ausgesetzt.
„In diesem Sinne fuhren zu den Spitzenstunden alle drei bis fünf Minuten Busse ab, um Luxemburg mit Bettemburg zu verbinden, und umgekehrt. Dies ermöglichte uns, nur so viele Busse gleichzeitig in den Busbahnhöfen zu haben, dass es nicht zu Staus in den Busbahnhöfen kam. Dadurch konnten wir die nötigen Buskapazitäten zur Verfügung zu stellen, um den Ausfall der Züge im Rahmen der Arbeiten zu kompensieren“, so die CFLSprecherin.
In solchen Fällen wünscht sich Nonnweiler „auch ein gewisses Maß an Absprache seitens der Reisenden, die in den Bus steigen. Diese sollen sich auf die unterschiedlichen Busse aufteilen. Wenn alle Kunden gleichzeitig in den ersten Bus steigen möchten, wird dies gezwungenermaßen zu vollen Bussen führen.“Wie gut diese Absprache unter den realen Bedingungen funktionieren kann, hängt sicher von der Menge und Laune der Beteiligten ab.
So konnten Nutzer der Linie 621 alternativ auch mit dem direkten Schienenersatzverkehr zwischen Bettemburg und Luxemburg fahren und an der Haltestelle „Hildegard von Bingen“in Cloche d’Or aussteigen, von wo aus sie in diesem Viertel und Richtung Howald mobil seien. In vielen Fällen ist die schnellste Verbindung nach Howald von dort aus laut Apps ein etwa viertelstündiger Fußmarsch, der Rollstuhlfahrern natürlich kaum offensteht.
Ein Einstieg war an der Haltestelle nicht vorgesehen. Es handelte sich ausschließlich um einen Ausstieg, den die CFL zur Entlastung der Linie 621 eingeplant hat. Diese Information war aber offensichtlich so nicht zu allen Nutzern durchgedrungen.
Ein Grund dafür dürfte dem Kenntnisstand des „Wort“nach sein, dass sowohl die CFL-Mobileals auch die Mobililitéit-App für den Weg von Bettemburg in die Hauptstadt die Linie 621 sowie Verbindungen über den Hauptbahnhof priorisieren.
An den Bussteigen in Bettemburg und Luxemburg standen allerdings auch stets mehrere Ansprechpartner, die auf Nachfrage nähere Auskunft über die eingerichteten Ersatzverbindungen hätten geben können.
Probleme bei der Organisation des Schienenersatzverkehrs
Auch wenn die CFL die Arbeiten selbst verantwortete und daher für sie der Beginn der Bauarbeiten einzuplanen war, bereitete ihr die Organisation der Busse offenbar Probleme. Innerhalb Luxemburgs standen nicht ausreichend Busse zur Verfügung, um die ausfallenden Zugkapazitäten zu ersetzen, und daher mussten unter anderem Busse aus Deutschland angemietet werden. Die CFL hatte also gleich mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen.
Probleme mit der MobilitéitApp und im Allgemeinen auch mit nicht aktualisierten Fahrplänen fallen allerdings eigenen Angaben zufolge nicht in die Verantwortlichkeit der CFL, die nur einer von mehreren Akteuren des allgemeinen Straßenverkehrsregimes (RGTR) ist. Das RGTR-Netzwerk wiederum ist dem Ministerium für Mobilität und öffentliche Arbeiten unterstellt.
Ken Devillers von der Verwaltung für den öffentlichen Transport (ATP), die dem Ministerium für Mobilität und öffentliche
Arbeiten zugehört, äußert sich auf Anfrage zu den oben genannten Problemen wie folgt: „Zur Mobilitéit-App sind CFL und ATP in regelmäßigem Austausch, um hier unter anderem Verbesserungen beim Datenaustausch anzustreben. Es bedarf natürlich gewisser Prozeduren, um Richtigkeit und Qualität zu garantieren, die etwas Zeit kosten. Aber die werden natürlich so schnell als nur möglich eingearbeitet.“
Die Anbringung der physischen Fahrpläne wiederum obliege nicht der ATP, sondern den Gemeinden: „Die neuen Aushänge wurden den Gemeinden, wie immer, im Vorfeld zur Verfügung gestellt, mit den entsprechenden Instruktionen und mit Verweis auf die Wichtigkeit dieser Auskunft. Am 25. Juli appellierte die ATP nochmals dringend an die Gemeinden, die ihnen zur Verfügung gestellten Haltestellenauskünfte auch tatsächlich anzubringen.“
Auch die ATP verweist im Fall konkreter Probleme wie etwa mit der Mobilitéit-App auf die Kontaktmöglichkeit via mobiliteit.lu, wo gegebenenfalls auch Screenshots eingesendet werden können. Es gebe durch externe Faktoren wie Gemeindearbeiten oder Verkehrsfälle immer auch Einflüsse, die die ATP nicht im Vorhinein einplanen könne.
Als CFL sind wir natürlich daran interessiert, unseren Kunden den bestmöglichen Service anzubieten. Alessandra Nonnweiler, CFL