Luxemburger Wort

Perfektes Timing

Patrizia van der Weken steht im EM-Halbfinale

- Von Jan Morawski (München) Kugelstoße­n

Im Bauch des Münchner Olympiasta­dions war es dunkel, doch Patrizia van der Weken strahlte. Während sich die anderen Sprinterin­nen noch schwer atmend entlang der Medienmeut­e schlängelt­en, bekam die 22 Jahre alte Luxemburge­rin das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

„Es war ein bisschen komplizier­t“, verrät die Leichtathl­etin. „Ich konnte wirklich gar nicht schlafen. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich war nervöser als sonst. Ich wollte es unbedingt gut machen.“Und das tat sie.

In 11''46 qualifizie­rte sich van der Weken am gestern Vormittag als Vierte des ersten von drei Vorläufen über 100 m für das Halbfinale der European Championsh­ips.

Am heutigen Abend um 20.35 Uhr geht es für sie weiter, dann tritt van der Weken unter anderem gegen die ehemalige Weltund Europameis­terin Dina AsherSmith aus Großbritan­nien an.

„Ich hoffe jetzt, dass ich mich bestmöglic­h erhole und dann im Halbfinale im Klassement nochmal verbessern kann“, sagt van der Weken, die sich im Vorlauf vor allem durch ihre Entschloss­enheit beim Zieleinlau­f einen Vorteil verschafft­e. Denn die drittplatz­ierte Schweizeri­n Géraldine Frey (11''45), van der Weken und Rani Rosius aus Belgien auf Platz fünf (11''47) trennte jeweils nur eine Hundertste­lsekunde.

Genau der richtige Moment

„Ich habe gemerkt, dass die anderen Läuferinne­n alle auf einer Höhe sind, vielleicht sogar ein bisschen vorne“, beschreibt die Luxemburge­rin ihre Gedanken während des Rennens. „Ich habe oft die Tendenz, mich zu früh nach vorne zu werfen. Deshalb habe ich versucht, genau den richtigen Moment zu erwischen.“

Dass van der Weken die European Championsh­ips ganz besonders genießen kann, liegt nicht nur an den vielen Luxemburge­r Fans im Stadion. „Es ist immerhin meine erste EM bei den Erwachsene­n“, sagt sie. „Das ist schon etwas anderes als bei der U23.“

Ihre Saison, die nach der WMTeilnahm­e im US-amerikanis­chen Eugene jetzt in München ihren nächsten Höhepunkt findet, ist bereits jetzt ein Erfolg. „Arnaud (Starck, der Trainer, Anm. d. Red) hat mir gesagt, dass ich sowieso schon zufrieden sein kann“, verrät die Sprinterin, die es sich nun erlauben kann, sich voll auf den Sport zu konzentrie­ren.

„In meinem letzten Jahr an der Universitä­t hatte ich immer irgendwas zu tun. Deshalb bin ich jetzt sehr froh, dass ich das alles hinter mir habe und die Atmosphäre genießen kann.“Und vielleicht wird das Grinsen von Patrizia van der Weken nach dem Halbfinale noch breiter.

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