„Mir tut alles weh“
Beim EM-Rennen im Triathlon muss Bob Haller an seine Grenzen gehen – und beschreibt die Etappen seiner Quälerei
Nach getaner Arbeit musste sich Bob Haller nicht mehr zusammenreißen. Der Triathlet humpelte aus dem Zielbereich, auf dem Gesicht ein gequältes Lächeln. „Es war ein richtig hartes Rennen“, brachte es der 29-Jährige auf den Punkt. Bei den European Championships in München lief der Luxemburger am Samstagabend nach 1.45'23'' als 34. von 70 Startern über die Ziellinie.
„Mir tut alles weh“, sagte Haller und zeigte auf seine Beine. „Das Niveau war unfassbar gut“, zeigte sich der COSL-Elitesportler beeindruckt von der Leistung seiner Konkurrenten. „Richtig krass.“Am Ende wurde es im Olympiapark von München eine FrankreichShow. Léo Bergère (1.41'09'') gewann vor seinen Landsleuten Pierre le Corre (auf 8'') und Dorian Coninx (15'').
Cambresy scheidet aus
„Ich weiß nicht, wie die Jungs vorne auf dem Rad gehämmert haben und danach trotzdem noch gelaufen sind“, sagt Haller lachend. „Ich war am Hinterrad und hatte Momente dabei, in denen ich fast verzweifelt bin.“Nicht wirklich besser erging es dem zweiten Luxemburger Starter Lucas Cambresy, der am Samstag bei seinem ersten Rennen über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) nach Überrundung ausschied.
Dass Haller mit der Medaillenvergabe nichts zu tun haben würde, war bereits vor dem Rennen klar gewesen. Der Luxemburger hatte auf dem hügeligen Terrain bei Temperaturen von um die 30 Grad mit sich selbst zu kämpfen. „Schon die Startpositionen beim Schwimmen waren richtig eng, das Reinspringen war direkt ein Geprügel“, erzählt Haller. „Ich bin richtig schlecht geschwommen, die Arme waren schwer.“
Doch Haller schaffte es, vor allem in den Kurven dranzubleiben. „Ich war froh, dass ich nach der Wechselzone an einer guten Radgruppe dran war.“Doch auf dem Rennrad wurde die Quälerei nicht weniger. „Ich habe versucht, mich zu platzieren und nach vorne zu kommen, aber gar keine Chance. Die Beine waren nach dem Radfahren schon richtig fertig.“
Dass die Nummer 111 der Weltrangliste anschließend nicht einbrach, hat er seinem Mindset zu verdanken. „Ich wollte einfach nicht aufgeben. Ich hätte nach dem Schwimmen schon negativ sein können, aber ich habe versucht, alles positiv anzugehen und mir Mut zu machen“, erläutert Haller.
Dass er beim Laufen eher langsam loslegte, war eine taktisch clevere Entscheidung. An den Anstiegen überholte Haller einige erschöpfte Athleten, fand langsam in seinen Rhythmus. „Aber die Beine waren so zerstört, vor allem beim Runterlaufen hat es so ekelhaft wehgetan“, beschreibt der Triathlet seinen Zustand während der letzten Runden.
Die Stimmung im Olympiapark half ebenfalls dabei, das Rennen zu überstehen. „Ich habe am Ende versucht, die Zuschauer zu motivieren. Das hat richtig Spaß gemacht. So viele Leute an der ganzen Strecke, das war richtig geil.“Während Haller erzählt, blitzt die Begeisterung in den Augen auf.
Beim EM-Fazit legt der 29-Jährige aber wieder schonungslos den Finger in die Wunde. „Ich bin nicht ganz zufrieden. Wir haben viel im Schwimmen geändert, damit es besser geht, gefühlt hat sich da aber nicht so viel getan“, sagt er. Im Vergleich zum Anfang der Saison sieht Haller allerdings eine Steigerung. „Da merke ich schon einen Unterschied – vor allem, dass ich jetzt deutlich stärker im Kopf bin.“jan