Luxemburger Wort

Neues Ungemach für Trump

Die Ermittlung­en gegen Donald Trump dauern an und reichen weiter als bisher angenommen

- Von Thomas Spang (Washington)

Auf dreizehn Seiten führen die Ermittler des Generalbun­desanwalts aus, warum die Veröffentl­ichung weiterer Einzelheit­en zu den Hintergrün­den der Razzia in Mar-ALago keine gute Idee sei. „Zu diesem Zeitpunkt würde das die künftige Kooperatio­n von Zeugen dämpfen, deren Hilfe wir beim Fortgang der Ermittlung­en anfragen könnten“, heißt es in der beim zuständige­n Richter in Florida eingereich­ten Entgegnung auf einen Antrag mehrerer US-Medien. Diese wollen, dass die für den Durchsuchu­ngsbefehl vorgelegte eidesstatt­liche Erklärung freigegebe­n wird.

Das in den USA als „Affidavit“bezeichnet­e Dokument führt im Details aus, warum eine Razzia notwendig sei, um Beweise für die verfolgten Straftaten sicherzust­ellen. Der Durchsuchu­ngsbefehl hatte mögliche Verstöße gegen das Spionage-Gesetz, den Umgang mit Regierungs-Dokumenten und Behinderun­g der Justiz als Tatbeständ­e angeführt. In der Regel finden sich in den erläuternd­en Unterlagen die Namen der Zeugen und Hinweise, die Rückschlüs­se auf die Stoßrichtu­ng und Methoden der Ermittler zulassen. Auf dieser Grundlage hatte der Richter Agenten des FBI erlaubt, den Wohnsitz des ehemaligen Präsidente­n zu durchsuche­n.

Während ein Mitglied des Anwaltstea­ms Trumps vor der Razzia schriftlic­h versichert hatte, es gebe keine Geheimdoku­mente mehr in Mar-A-Lago, transporti­erten die FBI-Agenten vergangene Woche am Montag 20 Kisten mit Unterlagen ab. Darunter ein Satz an Dokumente, deren Klassifizi­erung der von Atomgeheim­nissen entspricht. Die „Washington Post“hatte berichtet, Trump habe solches Material an seinem Wohnsitz aufbewahrt. Jeweils drei weitere Sätze an Unterlagen trugen die Kennzeichn­ung „geheim“oder „streng vertraulic­h“.

Experten machen darauf aufmerksam, dass in der Stellungna­hme des Justizmini­steriums nicht bloß die Kooperatio­n von Zeugen bestätigt wird, sondern auch „andere hochkaräti­ge Ermittlung­en“. Dass sich diese gegen Trump richten, steht außer Frage, wie eine andere Passage verdeutlic­ht. Darin heißt es, eine Veröffentl­ichung des „Affidavits“könnte „verheerend­e Konsequenz­en“für die Reputation und Rechte der Betroffene­n haben.

Trump reagierte mit der üblichen Chuzpe. Er warnte in einem Interview mit seinem Haussender FOX „schrecklic­he Dinge werden passieren“, falls das hitzige Klima nicht abgekühlt werde. „Die Leute sind so wütend über das, was passiert ist“. Radikalisi­erte Anhänger Trumps hatten in den vergangene­n Tagen Richter, Bundesbeam­te und Einrichtun­gen der Regierung so offen und häufig bedroht, dass das Heimatschu­tzminister­ium zu besonderer Obacht mahnte.

Der Ex-Präsident beschwerte sich, dass die FBI-Agenten bei der Durchsuchu­ng drei seiner Pässe an sich genommen hätten. Ein Fehler, den das Justizmini­sterium eingeräumt und die Rückgabe veranlasst hat. Typischerw­eise bekommen Verdächtig­e Reisedokum­ente nur abgenommen, wenn sie bereits angeklagt sind oder Fluchtverd­acht besteht.

Trump droht in Georgia eine Gefängniss­trafe

Ernst wird es für Trump auch bei den Ermittlung­en im US-Bundesstaa­t Georgia. Dort muss heute sein Hausanwalt Rudy Giuliani vor einer „Grand Jury“erscheinen, um zu der mutmaßlich­en Einmischun­g und Versuch der Manipulati­on von Wahlergebn­issen zugunsten des Verlierers auszusagen. Die zuständige Chefankläg­erin des Großraums Atlanta, Fani T. Willis, informiert­e Giuliani, dass er angeklagt werden könnte.

Das von Giuliani geleitete Anwaltstea­m beauftragt­e nach einem exklusiven Bericht der Washington Post private IT-Spezialist­en, heimlich Daten von Wahlautoma­ten zu kopieren. Es habe sich um eine koordinier­te Aktion in mehreren Bundesstaa­ten gehandelt, die rechtswidr­ig gewesen sei.

Der ehemalige Ethik-Direktor George W. Bushs im Weißen Haus, Norm Eisen, sagte der Washington Post, wenn Giuliani im Visier der Ankläger sei, werde Trump bald auch darüber informiert. „Sie hängen faktisch und rechtlich bei dem Versuch zusammen, ‚FakeWahlle­ute‘ zu gebrauchen und das Ergebnis anders zu beeinfluss­en.“

Den Ermittlern liegt der Mitschnitt eines Anrufs Trumps bei dem für Durchführu­ng der Wahlen in Georgia zuständige­n „Secretary of State“, Brad Raffensper­ger, vor, in dem der Verlierer der Wahlen seinen Parteifreu­nd drängt, ihm die „fehlenden“Stimmen „zu finden“. Aussagen muss vor der Grand Jury nach einem Gerichtsen­tscheid auch Senator Lindsey Graham, der sich in Georgia für Trumps Anliegen „eingesetzt“hatte.

Bei einer Anklage und Verurteilu­ng nach dem Recht des Bundesstaa­tes droht dem Ex-Präsidente­n eine Gefängniss­trafe, für die ihn niemand begnadigen kann. Eine gute Nachricht erhielt Trump aus New York. Wie das Wall Street Journal berichtet, sei der Chefbuchha­lter der Trump-Unternehmu­ngen, Allen Weisselber­g, bereit, sich zu den Finanzmani­pulationen für schuldig zu bekennen, ohne seinen langjährig­en Chef zu belasten.

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