Abtauchen in die Geschichte
Die eigene Identität anhand von Kunst aufarbeiten
Hier können Koffer geöffnet werden, dort besteht die Möglichkeit in Tagebüchern zu blättern und an anderer Stelle öffnet sich der Blick auf einen leuchtenden Sternenhimmel; Sterne versinnbildlichen in Litauen die Seelen der Menschen. Wobei die Sterne hier aus demselben Stacheldrahtzaun zusammengesetzt sind, der auch den langen, schmalen und dunklen Flur umgibt, den die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Out of the Darkness“zuvor entlanggelaufen sind. Die Schau, die auf den persönlichen Erlebnissen der jüdischen Künstlerin Jenny Kagan und ihrer Familie basiert, ist nicht nur interaktiv, sondern auch immersiv. Anhand von Installationen, Bildern, Videos und O-Tönen wird die Familiengeschichte erzählt. Im Zentrum steht dabei das Überleben von Kagans Eltern, die sich während des Holocausts im Kaunas’ Ghetto kennenlernten. Bei dieser intensiven und erschütternden Ausstellung geht es sowohl um die persönliche Vergangenheitsbewältigung, als auch um die kollektive Geschichte der jüdischen Bevölkerung Kaunas’.
Ein Teil der „Out of the Darkness“-Schau.
„1972. Breaking Through the Wall“, eine weitere Ausstellung, die im Alten Posthaus besucht werden kann, dreht sich ebenfalls um Vergangenheitsaufarbeitung. Auflehnung, Revolution und dissidente Persönlichkeiten, wie Romas Kalanta – der sich 1972 vor dem Musiktheater Kaunas selbst in Brand und damit ein Zeichen gegen das Sowjetregime setzte – stehen im Fokus der Schau. Erzählt wird hier ebenfalls die musikalische Revolutionsgeschichte Litauens.