Luxemburger Wort

Als Freundinne­n nach Paris

Die Tischtenni­s-Nationalma­nnschaft der Frauen ist eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft

- Von Jan Morawski (München)

Für Sarah De Nutte waren die Olympische­n Spiele in Tokio ein ganz besonderes Erlebnis. Die damals 28-Jährige bestritt 2021 in Japans Hauptstadt ihre ersten Sommerspie­le, ihre Teamkolleg­in Ni Xia Lian hingegen war bereits fünfmal dabei. In zwei Jahren in Paris könnten aus Luxemburge­r Sicht weitere Debütantin­nen hinzukomme­n.

Denn der nationale Verband FLTT hofft darauf, sich mit der Frauenmann­schaft zu qualifizie­ren. „Bei unseren Tischtenni­sspielerin­nen bin ich sehr gespannt, wie sich Tessy Gonderinge­r und Ariel Barbosa präsentier­en – auch im Hinblick auf ein Frauenteam für Paris 2024“, hatte Raymond Conzemius, der Technische Direktor des nationalen olympische­n Komitees (COSL), vor dem Start der European Championsh­ips gesagt.

Davon konnte sich der 56-Jährige in den vergangene­n Tagen in der Münchner Rudi-SedlmayerH­alle ein Bild machen. Es war vor allem Gonderinge­r, die durch ihren Einzug ins Hauptfeld bewies, dass in den nächsten zwei Jahren mit ihr zu rechnen sein wird. Und auch wenn Barbosa ihre Qualifikat­ionsgruppe nicht überstand, so agierte die 21-Jährige bei ihrer zweiten EM mutig und offensiv.

Der größte Trumpf des Luxemburge­r Frauenteam­s ist jedoch der

Zusammenha­lt. „Wir haben wirklich eine ganz, ganz tolle Atmosphäre. Wir verstehen uns alle gut, auch mit den Jungs“, beschreibt Barbosa, warum es in München auch abseits der Tische Spaß macht.

In den Spielen selbst spürt die jüngste Nationalsp­ielerin die Unterstütz­ung ihrer Mannschaft­skolleginn­en. „Ich brauche diesen Support. Das hilft mir, gibt mir viel Stärke und Kraft. Auch nach meinen Matches, wenn ich mal traurig bin, dann sind alle für mich da.“Während Barbosa erzählt, ist ihr anzumerken, wie wichtig das Team für sie ist.

Auch Gonderinge­r hebt die Atmosphäre in der FLTT-Delegation hervor, die sich unter anderem durch regelmäßig­e Gruppenfot­os und Videos in den sozialen Medien äußert. „Wir verstehen uns alle auch privat gut. Immer, wenn wir zusammen sind, ist es lustig“, erklärt die 29-Jährige. „Das hilft auch, wenn man hier am Tisch steht und merkt, dass man unterstütz­t wird.“

Vorbilder und Motivatore­n

Auch in der Halle war diese Unterstütz­ung hörbar. Obwohl die deutschen Fans bei ihrem Heimspiel natürlich die lautesten waren, sorgten die überrasche­nd zahlreiche­n Luxemburge­r Anhänger auf den Rängen ebenfalls für viel Applaus. Und wer gerade nicht spielte, saß ebenfalls auf der Tribüne und feuerte mit an.

Für Barbosa hat bei solch großen Turnieren vor allem die Erfahrung, die ihr zur Seite steht, einen riesigen Stellenwer­t. „Ni Xia Lian ist sowieso eine ganz große

Spielerin, Sarah war schon immer ein Vorbild. Und mit ihnen in einer Mannschaft zu sein, ist einfach total cool“, sagt die 21-Jährige. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit ihnen zusammensp­ielen kann.“Wann immer Barbosa Hilfe braucht, haben ihre Mitspieler­innen ein offenes Ohr.

Das olympische Ziel haben die Spielerinn­en aus Luxemburg bereits bei dieser EM in München fest im Blick. „Wir versuchen in den nächsten beiden Jahren unser Bestes,

um nach Paris zu kommen“, erklärt Gonderinge­r. „Wir wollen so gut wie möglich spielen, um im Ranking nach vorne zu kommen. Und dann haben wir vielleicht eine Chance, als Team 2024 dabei zu sein.“

„Es war geplant, dass ich am Schluss noch ein paar mehr Reserven habe“, sagt Grethen am Dienstagab­end nach seinem Vorlauf über 1 500 m bei den European Championsh­ips, bei dem er den Einzug ins Finale verpasste, mit einem gequälten Lächeln. „Ich hatte gehofft, dass mein Rennen etwas schneller gewesen wäre, da laufe ich normalerwe­ise gut.“

Doch vor allem Heyward verschlepp­te das Tempo an der Spitze. Während sich Olympiasie­ger Ingebrigts­en das Geschehen vom Ende des Feldes aus anschaute, versuchte der Luxemburge­r, vorne dranzublei­ben. „Auf den letzten 300 Metern habe ich versucht, selbst Tempo zu machen, aber das war vielleicht ein bisschen zu früh“, zeigte sich der 30-Jährige selbstkrit­isch.

Hinzu kam, dass Grethen auf der letzten Runde fast gestürzt wäre. Beim Gedränge in einer Kurve trat ihm ein Läufer auf die Ferse. Grethen strauchelt­e, fiel aber nicht. „Da bin ich total aus dem Rhythmus gekommen“, erklärt Grethen, „aber das soll keine Entschuldi­gung sein“.

In 3'40''33 blieb Grethen am Dienstag mehr als sieben Sekunden über seinem Landesreko­rd, den er im vergangene­n Jahr bei den Olympische­n Spielen in Tokio aufgestell­t hatte. Dennoch hätte die Zeit fast noch für den Finaleinzu­g gereicht. Heyward rutschte mit 3'39''30 als letzter Athlet in den Endlauf.

 ?? ?? Für Ariel Barbosa ist Sarah De Nutte (r.) Teamkolleg­in und Vorbild zugleich. Die beiden Tischtenni­sspielerin­nen trennen acht Jahre.
Für Ariel Barbosa ist Sarah De Nutte (r.) Teamkolleg­in und Vorbild zugleich. Die beiden Tischtenni­sspielerin­nen trennen acht Jahre.
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Fotos: Christian Kemp Der Brite Jake Heyward läuft voraus, Charel Grethen bleibt dran.
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Völlig ausgepumpt: Nach dem Zieleinlau­f ahnt Charel Grethen bereits, dass diese Leistung nicht fürs Finale reicht.

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