Luxemburger Wort

„Einen bleibenden Eindruck hinterlass­en“

Arthur Kluckers sammelt Punkte beim Team UAE-Emirates und will den Sprung ins Profilager schaffen

- Interview: Joe Geimer

Arthur Kluckers ist einer der stärksten Luxemburge­r Radfahrer in der U23-Altersklas­se. In der laufenden Saison fuhr der 22-Jährige schon mehrere gute Resultate ein. Er gewann sowohl eine Etappe der Flèche du Sud als auch einen Abschnitt der Tour d'Alsace. Kommendes Jahr will er den Sprung vom Leopard-Team in den Profizirku­s schaffen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat er getan. Beim Team UAE-Emirates darf er bis zum Saisonende als Stagiaire Profiluft schnuppern. Seinen ersten Renneinsat­z bei dem Topteam hat er hinter sich. Im Interview spricht er über diese Erfahrung und wirft zudem einen Blick auf die Tour de l'Avenir.

Arthur Kluckers, wie kam der Kontakt zu den Emirates-Verantwort­lichen zustande?

Ich habe mich nicht selbst darum gekümmert. Das läuft alles über Manager beziehungs­weise Agenten. Die hören sich bei den einzelnen Teams um. Wer plant einen oder mehrere Stagiaires zu verpflicht­en? In welchem Aufgebot ist noch Platz? Wer gibt der Jugend ein Chance? UAE-Emirates hatte vor knapp zwei Monaten Interesse bekundet. Das hat mich natürlich gefreut. Ich bin glücklich, dass es letztendli­ch geklappt hat.

Wie wurden Sie in der neuen Umgebung empfangen?

Ich wurde hervorrage­nd aufgenomme­n, sowohl von den Fahrern als auch von den Personen aus dem Betreuerst­ab. Ich reiste zwei Tage vor der Tour de l'Ain (9. bis 11. August) an. Einen Tag vor dem Rennen testete ich das neue Material und bekam die Teamkleidu­ng. Das war schon ziemlich aufregend. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mir keine zu großen Sorgen machte. Ich wusste, dass die Form passte. Und unter dem Strich war die Tour de l'Ain auch nur ein Radrennen. Wie man die fährt, weiß ich.

Wie haben Sie das Rennen erlebt?

Es waren drei kräftezehr­ende Tage mit vielen Anstiegen. Vor allem die dritte Etappe hatte es in sich. Vom ersten Kilometer an wurde voll aufs Tempo gedrückt. Es gab gar keine Verschnauf­pause. Es war wesentlich stiller im Peloton als an den beiden ersten Tagen (lacht). Jeder war mit sich selbst beschäftig­t. Bei dem Tempo blieb keine Zeit für einen Plausch mit den Fahrern rechts und links neben einem.

Auf der letzten Etappe sah man Sie bis rund 30 Kilometer vor dem Ziel ganz vorne im Peloton. Welche

Aufgaben haben Sie konkret übernommen?

George Bennett war unser Kapitän. Das stand fest. Weil ich mich am zweiten Tag wirklich gut fühlte und lange vorne dabei war, sollte ich auch am dritten Tag eine wichtige Rolle übernehmen. Die Taktik war klar: Entweder zu Beginn in die Ausreißerg­ruppe springen oder so lange es nur geht an der Seite von Bennett bleiben, um am letzten Anstieg des Tages einen Angriff unseres Kapitäns einzuleite­n. Das hat vorbildlic­h geklappt. Bennett wurde Tagesdritt­er. Damit hatten wir als Team unser Soll erfüllt.

Wie lautet Ihr persönlich­es Fazit nach der Tour de l'Ain?

Ich bin glücklich. Ich habe meinen Job ordentlich erledigt. Ich konnte beweisen, dass ich das

Niveau habe, um bei solch einem Rennen nicht einfach nur mitzufahre­n. Für die Teams ist es mit Bezug auf die Stagiaires auch oft eine Art Glücksspie­l. Sie wissen nie ganz genau, was sie erwartet. Ich denke, ich habe einen guten und hoffentlic­h bleibenden Eindruck hinterlass­en.

Wie waren die Reaktionen innerhalb des Teams?

Direkt nach dem Rennen ist das immer schwierig, weil jeder zum Flughafen und nach Hause muss. Aber Bennett hat sich mir gegenüber positiv geäußert. Und auch die Reaktionen der Sportliche­n Leiter Fabio Baldato und Simone Pedrazzini waren ermunternd. Ich bin demnach zufrieden.

Ab morgen steht die Tour de l'Avenir mit der U23-Auswahl des Luxemburge­r Verbandes auf dem Programm. Wie groß ist die Vorfreude?

Sehr groß. Es handelt sich um das wichtigste und größte U23Rennen im Kalender. Ich möchte mich dort von meiner besten Seite präsentier­en. Ein Etappensie­g ist das anvisierte Ziel. Ich weiß, dass die körperlich­e Fitness passt. In diesem Punkt mache ich mir keine Gedanken. Ich gehe gut vorbereite­t und mit einer starken Mannschaft (Loïc Bettendorf­f, Kluckers, Tom Paquet, Rafael Pereira, Cédric Pries, Mats Wenzel, Anm. d. Red.) an den Start.

Ist eine vordere Platzierun­g in der Schlusswer­tung realistisc­h?

Das ist nur ganz schwer zu sagen. In solch einem Rennen kann viel passieren. Es sind ein Prolog und neun Etappen zu fahren. Wir werden sehen, wie sich das Rennen entwickelt. An den letzten Tagen geht es ins Gebirge. Wenn es gut läuft, kann ich dort mit den besten zehn oder 15 Fahrern hochkommen. Ich mache mir im Vorfeld allerdings keinen unnötigen Stress.

Bekommen Sie in den letzten Wochen der Saison weitere Chancen im Emirates-Trikot?

Ja. Ich werde die SkodaTour de Luxembourg mit der EmiratesMa­nnschaft bestreiten und im Oktober bei vier Eintagesre­nnen in Italien im Einsatz sein. Bei diesen Wettkämpfe­n geht die Mannschaft stets mit hohen Ambitionen an den Start. Ich werde demnach nicht geschont. Und das ist auch gut so. Die letzte Etappe der Tour de l'Ain hat mir viel Selbstvert­rauen verliehen. Ich war froh und etwas überrascht, dass das Team mir gleich viel Vertrauen entgegenge­bracht hat. Das war ziemlich cool.

Ich habe mich kontinuier­lich entwickelt und spüre, dass ich bereit bin, den nächsten großen Schritt zu machen.

Jetzt sind Sie auf den Geschmack kommen. Wird man Sie auch 2023 im Emirates-Trikot sehen?

Das weiß ich derzeit noch nicht. Aber natürlich würde mich das freuen. Es handelt sich um eine Topmannsch­aft. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie es weitergeht. Fest steht, dass ich kommende Saison den Sprung ins Profilager schaffen möchte. Nach vier Jahren beim LeopardTea­m ist jetzt einfach der richtige Moment gekommen. Ich habe mich kontinuier­lich entwickelt und spüre, dass ich bereit bin, den nächsten großen Schritt zu machen. Ob das jetzt beim EmiratesTe­am ist oder nicht, bleibt abzuwarten. Ich will einfach weiter mit guten Leistungen überzeugen. Wenn mir das gelingt, werden sich Türen öffnen und interessan­te Möglichkei­ten ergeben.

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Fotos: Getty Images Arthur Kluckers (M.) beweist, dass er auch in den Anstiegen mithalten kann.
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Arthur Kluckers (2.v.l.) war bei der Tour de l'Ain an der Seite von George Bennett, Ryan Gibbons, Felix Groß, Joël Suter und Andres Ardila (v.l.n.r.) unterwegs.

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