Vorfreude statt Angst
Racings Frauen treffen heute Abend auf Juventus Turin
„Als ich in Nyon bei der Auslosung war, dachte ich: bitte nicht Juventus oder Benfica“, so Racings Philippe Ciancanelli. Die Befürchtungen des Vize-Präsidenten sollten sich allerdings bewahrheiten. „Als dann tatsächlich Juve gezogen wurde, ging meine Kinnlade runter. Von allen möglichen Gegnern ist dies der schwerstmögliche gewesen. Vergleichbar ist die Aufgabe in etwa damit, als ob unsere Männer auf Manchester City treffen würden“, erinnert sich der 54-Jährige gut daran, was ihm durch den Kopf ging. Ein Gefühl, das sich jedoch schnell wandelte.
„Die mentale Belastung, vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen, wisch schnell dem Glücksgefühl, etwas Einmaliges und Großes zu erleben. Jene Spielerinnen in unserem Kader, die für kein Nationalteam auflaufen, werden erstmals in ihrem Leben Einblicke in die richtig große Fußballwelt erhalten. Wir sind die ganzen fünf Tage auf dem Juve-Campus untergebracht, wo sich sonst die Weltstars die Klinke in die Hand geben. Die Frauen sollen jeden einzelnen Augenblick aufsaugen und genießen.“
Ciancanelli weiß um die Stärke des Gegners: „In der vergangenen Saison scheiterte Juve in der Champions League erst im Viertelfinale denkbar knapp am späteren Sieger Lyon. Im Sommer haben sie sich nochmals verstärkt. Damit ist alles gesagt. Es soll für uns ein Fest werden.“
Ausländische Liga ist keine Option Damit Racing auch künftig vergleichbare Abende erleben kann, ist es für den Doublé-Sieger aktuell auch absolut undenkbar – ähnlich dem Modell Roude Léiw Bascharage – eine Aufnahme in den Spielbetrieb eines Nachbarlandes zu beantragen. Da man im Handball Anfang des Jahrtausends national konkurrenzlos war, nahm der Verein zwischen 2005 und 2017 am Ligabetrieb in Deutschland teil.
Ciancanelli erläutert, wieso Racing im Fußball nicht daran denkt, auf den Spuren der Handballerinnen
aus Bascharage zu wandeln. „Sportlich gesehen, haben wir den Gedanken einmal durchgespielt – und ihn dann schnell verworfen. Bei einer derartigen Teilnahme in einem ausländischen Ligabetrieb müssten wir mehr Geld investieren und würden sportlich dafür weniger zurückbekommen.“
„Jede etwaige Auswärtsreise würde Hunderte Kilometer betragen, Titel könnten wir keine gewinnen und das Abenteuer Champions-League-Qualifikation hätte sich erledigt. Worin soll hierbei für uns der Reiz liegen? Spiele wie im Vorjahr gegen Benfica oder jetzt gegen Juventus würden so automatisch der Vergangenheit angehören. Für uns wäre das deshalb nicht attraktiv.“
Ciancanelli präzisiert: „Wir sind ein Luxemburger Verein und wollen in Luxemburg spielen. Zwei Drittel unserer Spielerinnen haben eine Erstlizenz. Gegen Turin werden vier 16- oder 17-jährige Mädchen im Kader stehen, die allesamt aus unserer Jugend stammen.“
Selbst wenn Racing heute Abend (Anpfiff um 20.30 Uhr) gegen Juve verliert, wäre der Aufenthalt in Italien noch nicht beendet. In diesem Fall würde der luxemburgische Meister am Sonntag ab 15.30 Uhr auf den Verlierer des Duells zwischen Flora Tallinn (EST) und Kiryat Gat (ISR) treffen.
Die mentale Belastung, vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen, wisch schnell dem Glücksgefühl, etwas Einmaliges und Großes zu erleben. Philippe Ciancanelli