Luxemburger Wort

Vorfreude statt Angst

Racings Frauen treffen heute Abend auf Juventus Turin

- Von David Heintz

„Als ich in Nyon bei der Auslosung war, dachte ich: bitte nicht Juventus oder Benfica“, so Racings Philippe Ciancanell­i. Die Befürchtun­gen des Vize-Präsidente­n sollten sich allerdings bewahrheit­en. „Als dann tatsächlic­h Juve gezogen wurde, ging meine Kinnlade runter. Von allen möglichen Gegnern ist dies der schwerstmö­gliche gewesen. Vergleichb­ar ist die Aufgabe in etwa damit, als ob unsere Männer auf Manchester City treffen würden“, erinnert sich der 54-Jährige gut daran, was ihm durch den Kopf ging. Ein Gefühl, das sich jedoch schnell wandelte.

„Die mentale Belastung, vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen, wisch schnell dem Glücksgefü­hl, etwas Einmaliges und Großes zu erleben. Jene Spielerinn­en in unserem Kader, die für kein Nationalte­am auflaufen, werden erstmals in ihrem Leben Einblicke in die richtig große Fußballwel­t erhalten. Wir sind die ganzen fünf Tage auf dem Juve-Campus untergebra­cht, wo sich sonst die Weltstars die Klinke in die Hand geben. Die Frauen sollen jeden einzelnen Augenblick aufsaugen und genießen.“

Ciancanell­i weiß um die Stärke des Gegners: „In der vergangene­n Saison scheiterte Juve in der Champions League erst im Viertelfin­ale denkbar knapp am späteren Sieger Lyon. Im Sommer haben sie sich nochmals verstärkt. Damit ist alles gesagt. Es soll für uns ein Fest werden.“

Ausländisc­he Liga ist keine Option Damit Racing auch künftig vergleichb­are Abende erleben kann, ist es für den Doublé-Sieger aktuell auch absolut undenkbar – ähnlich dem Modell Roude Léiw Bascharage – eine Aufnahme in den Spielbetri­eb eines Nachbarlan­des zu beantragen. Da man im Handball Anfang des Jahrtausen­ds national konkurrenz­los war, nahm der Verein zwischen 2005 und 2017 am Ligabetrie­b in Deutschlan­d teil.

Ciancanell­i erläutert, wieso Racing im Fußball nicht daran denkt, auf den Spuren der Handballer­innen

aus Bascharage zu wandeln. „Sportlich gesehen, haben wir den Gedanken einmal durchgespi­elt – und ihn dann schnell verworfen. Bei einer derartigen Teilnahme in einem ausländisc­hen Ligabetrie­b müssten wir mehr Geld investiere­n und würden sportlich dafür weniger zurückbeko­mmen.“

„Jede etwaige Auswärtsre­ise würde Hunderte Kilometer betragen, Titel könnten wir keine gewinnen und das Abenteuer Champions-League-Qualifikat­ion hätte sich erledigt. Worin soll hierbei für uns der Reiz liegen? Spiele wie im Vorjahr gegen Benfica oder jetzt gegen Juventus würden so automatisc­h der Vergangenh­eit angehören. Für uns wäre das deshalb nicht attraktiv.“

Ciancanell­i präzisiert: „Wir sind ein Luxemburge­r Verein und wollen in Luxemburg spielen. Zwei Drittel unserer Spielerinn­en haben eine Erstlizenz. Gegen Turin werden vier 16- oder 17-jährige Mädchen im Kader stehen, die allesamt aus unserer Jugend stammen.“

Selbst wenn Racing heute Abend (Anpfiff um 20.30 Uhr) gegen Juve verliert, wäre der Aufenthalt in Italien noch nicht beendet. In diesem Fall würde der luxemburgi­sche Meister am Sonntag ab 15.30 Uhr auf den Verlierer des Duells zwischen Flora Tallinn (EST) und Kiryat Gat (ISR) treffen.

Die mentale Belastung, vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen, wisch schnell dem Glücksgefü­hl, etwas Einmaliges und Großes zu erleben. Philippe Ciancanell­i

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Foto: Stéphane Guillaume Edina Kocan und Racing sind auf dem Juve-Campus untergebra­cht.

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