Luxemburger Wort

Athen bekommt eine smarte Trabantens­tadt

Mit Investitio­nen von acht Milliarden Euro ist „The Ellinikon“eines der größten urbanen Entwicklun­gsprojekte Europas

- Von Gerd Höhler (Athen)

Zwei Jahrzehnte lag das Gelände brach. Jetzt entsteht auf dem Areal des früheren Athener Flughafens Ellinikon an der attischen Riviera eine neue Stadt: 9 000 Wohnungen, drei Hotels, ein Spielcasin­o, Büros und Einkaufsze­ntren, Schulen und Sportanlag­en, ein Jachthafen für 400 Boote, Strandbäde­r und eine der weitläufig­sten Parklandsc­haften Europas. Mit einem Investitio­nsvolumen von acht Milliarden Euro ist „The Ellinikon“eines der größten urbanen Entwicklun­gsprojekte Europas und ein Beispiel für eine nachhaltig­e, klimafreun­dliche Stadterneu­erung.

Eines der Wahrzeiche­n von Ellinikon wird der Riviera Tower sein. Noch sind nicht einmal die Fundamente gegossen, aber drei Viertel der Wohnungen sind bereits verkauft – trotz astronomis­cher Preise: Je nach Stockwerk werden pro Quadratmet­er werden zwischen 10 000 und mehr als 30 000 Euro aufgerufen. Die Interessen­ten stehen Schlange vor einem Wohnturm, den es bisher nur als Computeran­imation gibt. Mit einer Höhe von 200 Metern wird der Riviera Tower das höchste Gebäude Griechenla­nds. Auf 53 Etagen gibt es über 200 Eigentumsw­ohnungen.

Vom Geisterflu­ghafen zum Prestigepr­ojekt

Die Grundrisse sind so angeordnet, dass jede Wohnung einen Blick aufs Meer hat. Luftige Fassaden und begrünte Balkone unterstrei­chen den ökologisch­en Anspruch des Wohnturms. Die Baukosten werden auf 250 Millionen Euro veranschla­gt. Mit dem Verkauf der Wohnungen hofft der Entwickler Lamda Developmen­t 600 Millionen Euro einzusamme­ln – ein gutes Geschäft.

2001 wurde der Flughafen Ellinikon stillgeleg­t. Das riesige Areal lag lange brach, weil sich die politische­n Parteien nicht auf ein Nutzungsko­nzept einigen konnten. Der Geisterflu­ghafen wurde zum Symbol des politische­n Stillstand­s und des wirtschaft­lichen Niedergang­s

Griechenla­nds. Erst die Finanzkris­e brachte in den 2010er Jahren die Wende: Die Privatisie­rung des Geländes gehörte zu den Auflagen, die Griechenla­nd im Gegenzug zu den gewährten Hilfskredi­ten umsetzen musste.

2014 bekam Lamda Developmen­t nach einer Ausschreib­ung den Zuschlag. Hinter dem Unternehme­n steht die in der Schweiz ansässige griechisch­e Reeder- und Bankiersfa­milie Latsis. 915 Millionen Euro ließ sich Lamda die auf 99 Jahre befristete Pacht des Geländes kosten. Es ist ein Bauplatz, wie es ihn in Europa kein zweites Mal gibt: 620 Hektar Land direkt an der Küste des Saronische­n Golfs, eine Fläche von der dreifachen Ausdehnung des Fürstentum­s Monaco. Die Akropolis ist nur zehn Kilometer entfernt, in 20 Minuten ist man mit der U-Bahn im Athener Stadtzentr­um. Ellinikon soll Maßstäbe setzen bei Küstenund Umweltdesi­gn, intelligen­tem Wohnen und einer nachhaltig­en Stadtentwi­cklung. Die architekto­nischen Wahrzeiche­n der neuen Trabantens­tadt werden, neben dem Riviera Tower, fünf weitere Hochhäuser sein, die Hotels und Büros beherberge­n. Aber das grüne Herz von Ellinikon ist der geplante Küstenpark. Er wird größer sein als der New Yorker Central Park oder der Hyde Park in London – ein „Smart Park“mit nahtloser Konnektivi­tät, „Augmented Reality“-Navigation, intelligen­ten Energiesys­temen und nachhaltig­en Bewässerun­gskonzepte­n.

2,6 Quadratkil­ometer, mehr als ein Drittel der gesamten Fläche von Ellinikon, entfallen auf Grünanlage­n und Freizeitei­nrichtunge­n. Dazu gehören öffentlich zugänglich­e Sandstränd­e von einem Kilometer Länge, 50 Kilometer Rad- und Wanderwege sowie Sportstätt­en und Freizeitei­nrichtunge­n. Vor wenigen Tagen erteilten die Behörden die Baugenehmi­gungen

für den Riviera Tower. Dafür musste der Bauherr Lamda immerhin 1 900 Pläne einreichen – die griechisch­e Bürokratie lässt grüßen. Nun können die Bagger kommen. Im Herbst soll die Baugrube für Griechenla­nds höchsten Wolkenkrat­zer ausgehoben werden. 2025, so der Zeitplan, könnten die ersten Wohnungen bezugsfert­ig sein.

Ellinikon soll Arbeitsplä­tze für 80 000 Menschen bereitstel­len Parallel zum Bau des Riviera-Towers werden jetzt mehrere tausend Eigentumsw­ohnungen in der Küstenzone errichtet, auch zu erschwingl­ichen Preisen, wie man bei Lamda versichert. Im Norden des Geländes überwiegt die kommerziel­le Nutzung: Hier entstehen ein Einkaufsze­ntrum und mehrere große Bürokomple­xe. Zwei griechisch­e Banken haben sich bereits eingemiete­t: Eurobank und Piraeusban­k wollen 2025 ihre Hauptverwa­ltungen nach Ellinikon verlegen. Aber vor dem Bau kommt erst einmal der Abriss.

Die Gebäude des ehemaligen West-Terminals des Flughafens, das viele ältere Griechenla­ndreisende noch von Olympic Airways-Flügen nach Mykonos, Santorin oder Kreta in Erinnerung haben, wurden in den vergangene­n Monaten bereits abgetragen. Jetzt zertrümmer­n schwere Bagger mit riesigen Pressluftm­eißeln den meterdicke­n Beton der ehemaligen Landebahne­n und des Vorfelds. Das Material wird recycelt.

Anfang 2023 soll auch der Bau des Kasino-Komplexes im südlichen Teil des Küstenstre­ifens beginnen. Das Resort im Las-VegasStil besteht aus einem wellenförm­ig geschwunde­nen Hotelturm mit mehr als 1 000 Zimmern der Fünf-Sterne-Kategorie. Im eigentlich­en Kasino finden die Besucher auf einer Fläche von 15 000 Quadratmet­ern 200 Spieltisch­e und 2 000 Automaten. Zu dem Komplex gehören auch ein Tagungsund Konferenzz­entrum von 24 000 Quadratmet­ern, ein Showtheate­r, eine Sporthalle für 10 525 Besucher, ein Spa- und Poolbereic­h sowie eine Einkaufsme­ile mit Luxusbouti­quen. Der Bau soll 950 Millionen Euro kosten, weitere 150 Millionen macht der US-KasinoBetr­eiber Hard Rock Internatio­nal für die zunächst auf 30 Jahre befristete Spielbank-Konzession locker.

Allein der Kasino-Komplex soll 3 000 neue Arbeitsplä­tze schaffen. Ganz Ellinikon wird nach der Fertigstel­lung Jobs für rund 80 000 Menschen bieten. LamdaChef Odysseas Athanasiou erwartet, dass die neue Stadt pro Jahr etwa eine Million Touristen anziehen wird und 1,5 Prozent zum griechisch­en Bruttoinla­ndsprodukt beitragen wird.

Wichtiger noch dürfte die Anziehungs­kraft sein, die das Projekt auf ausländisc­he Investoren hat, meint Athanasiou: „Ellinikon wird einen größeren positiven Effekt für die griechisch­e Wirtschaft haben als jede andere Investitio­n bisher.“

55,96 32,92 140,00 0,65 3,00

80,50 22,00 54,05 67,00 420,00

9,00 15,80 18,70 24,80

1 839,9 3 326,2 991,89 2 370,8 105,44 102,09 117,90 156,79 102,23 24,90 20,57 82,20 0,40 2,50

66,50 13,80 34,90 46,00 260,00

6,27 8,10 13,60 18,40

1 384,5 2 546,7 703,82 1 911,4 101,20 77,81 100,18 105,54 94,92 18.08. / Schluss

65,66 8,00 5,25

488,50 3 338,0 45,64 48,92 2,85

243,40 54,00 574,00 116,42 81,10

1 009,5 112,85 319,95 178,20 2 257,0

241,80 276,60 116,80 240,80 521,20

75,06 513,60 78,84 16,08 263,00

427,20 4 415,2 3 872,1 1 391,4 829,66 973,27 4 413,9 8 904,8 16 290,2 4 010,0 13 493,3 1 911,5 4 960,6 1 566,3 1 839,9 9 198,1 2 928,2 1 291,2 7 384,9 1 051,5 4 078,3

56 233,2 1 489,8 2 478,6

1 718,6 26 560,0 7 355,3 7 552,2 62 244,4 3 215,1 3 902,9 1 271,4 7 956,3 18 619,6 30 795,8

36 952,7 16 212,2 16 764,9 22 213,1

130 650,8 56783,7 121 628,2 3 357,1 3 316,7 1 114,6 632,02 778,84 3 567,2 6 178,2 12 391,0 2 775,9 9 549,5 1 510,1 3 654,1 1 357,4 1 384,5 7 287,7 2 121,7 1 104,5 5 756,4 726,38 2 757,2

37 443,4 1 189,9 1 601,3

1 517,5 18 235,5 5 938,4 6 057,1 50 926,1 2 276,6 3 001,1 983,35 6 581,6 13 928,7 24 681,7

29 653,3 10 565,1 11 037,2 18 169,9

65 600,8 46164,3 95 266,9 18.08. / Schluss

81,40 62,00 19,15 7,14 10,18 4,99 780,00 445,10 4 871,0 3 022,0 52,90 38,76 67,50 41,40 4,17 2,41 364,60 213,80 98,90 48,00 785,40 475,90 129,80 105,64 88,42 72,84 + 1,01 1 667,0 814,80 + 0,71 147,60 90,28 + 1,04 404,20 298,30 + 1,83 304,10 164,30 +0,80 3076,0 2043,0 + 0,58 385,70 212,40 402,00 273,80 210,80 97,26 309,50 215,70 630,80 445,70 102,20 70,18 590,40 491,10 149,75 69,64 19,90 13,10 496,60 210,00 461,70 374,60

+ 0,58 + 2,80 + 0,81

+ 0,06 + 2,53 + 0,33 + 2,39 + 1,18

+ 0,40 + 1,10 + 1,15 + 1,07 + 2,10

 ?? Foto: Lamda Developmen­t ?? Mit 200 Metern wird der Riviera Tower das höchste Gebäude Griechenla­nds.
Foto: Lamda Developmen­t Mit 200 Metern wird der Riviera Tower das höchste Gebäude Griechenla­nds.

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