Luxemburger Wort

Die Akte „alac“und der schwierige Weg einer notwendige­n Reform

Wie die nach dem Kulturhaup­tstadtjahr 1995 von Stadt und Staat Luxemburg ins Leben gerufene „Agence luxembourg­eoise d’action culturelle“Geld verschlang und nun in den Fokus gerät

- Von Daniel Conrad

Der Name „alac“sagt vielleicht selbst Kulturfreu­nden nicht viel. Aber die von der „Agence luxembourg­eoise d’action culturelle“betreuten Dienstleis­tungen wie die Verwaltung des hauptstädt­ischen Cercle Cité (und zum Beispiel die Umsetzung der dortigen Ausstellun­gen im Ratskeller), das Eintrittsk­artensyste­m Luxembourg­Ticket oder die Onlineplat­tform „Echo“, die die Veranstalt­ungen im Land gebündelt vorstellt, sind bekannte Eckpfeiler im Kulturlebe­n. Und genau diese stehen besonders in einer internen Analyse im Fokus, die laut dem Kulturmini­sterium im Herbst abgeschlos­sen sein soll.

Geschlosse­nheit nach außen

Die Geldgeber prüfen, ob das Modell der 1996 von Staat und Stadt in der Nachfolge des ersten Kulturhaup­tstadtjahr­es gegründete­n asbl noch zukunftsfä­hig ist. Lässt sich die Struktur mit einem Millionene­tat überhaupt noch aufrecht erhalten und können die einzelnen Missionen auf andere Schultern verteilt werden?

Individuel­le Bitten des „Luxemburge­r Wort“um Stellungna­hmen der Verantwort­lichen zu dem sich abzeichnen­den Prozess um eine mögliche Umstellung, gar Zerschlagu­ng der Missionen und Geschäftsb­ereiche, wurden gemeinscha­ftlich beantworte­t.

Sowohl die an die Stadt Luxemburg, das Kulturmini­sterium und die aktuelle alac-Leitung unter Luc Wagner geschickte­n Fragen, beantworte­te Ministeriu­mssprecher Luc Schadeck für alle Beteiligte­n. „Innerhalb der alac verbindet den Staat und die Stadt Luxemburg eine langjährig­e und erfolgreic­he Partnersch­aft. Es liegt deshalb auf der Hand, dass die Beantwortu­ng der Fragen zusammen und in engem Austausch mit den Partnern erstellt wurde“, so Schadeck zur Begründung.

Lange schwelende­r Prozess

Aber ist denn die Partnersch­aft wirklich so erfolgreic­h? „Ziel war es, die Positionie­rung der alac in einem kulturelle­n Umfeld, was vom Fortschrit­t und vom Wandel geprägt ist, zu hinterfrag­en und so womöglich zu einer Profilschä­rfung des Vereins und seiner Dienstleis­tungen beizutrage­n“, schreibt der Sprecher des Kulturmini­steriums zu den Zielsetzun­gen, die mit der Arbeit im Hintergrun­d verbunden ist.

Der Prozess dazu ist keinesfall­s neu. Ein kurzer Rückblick: Der seit 2002 der alac vorstehend­e Direktor Jean Reitz schied im Einvernehm­en mit den Geldgebern im Februar 2016 aus. Der Grund: Probleme in der Finanzieru­ng und der Verwaltung der Asbl, so die Hauptstadt­bürgermeis­terin Lydie Polfer, die bereits bei der Gründung (s. Foto unten) dabei war und im Verwaltung­srat der alac unter anderem auch als Präsidenti­n tätig war und ist. Die Interimsdi­rektion und Geschäftsf­ührung übernahm schon

Im März 1996 wurden die Statuten der alac unterzeich­net. Neben der damaligen Kulturmini­sterin Erna Hennicot-Schoepges nahmen (unten, v.l.n.r.) Lydie Polfer, Pierre Frieden, sowie Roland Pinnel (oben, v.l.n.r.), Guy Dockendorf, Claude Frisoni und Jeannot Waringo teil. vor Reitz’ Ausscheide­n der ehemalige Wirtschaft­sprüfer Luc Henzig, um nach Budgetkürz­ungen unter dem damaligen Kulturmini­ster Xavier Bettel die Agenturfin­anzen und internen Prozesse „zu optimieren“.

„Die Finanzlage der alac ist nicht unbedingt gut, auch wegen der staatliche­n Kürzungen. Man muss sehen, was man organisato­risch und wirtschaft­lich verbessern kann, dass diese Agentur den Steuerzahl­er weniger kostet. Es geht darum, der Agentur, ihre Initiative­n sowie dem Personal eine gute Perspektiv­e zu geben“, sagte Henzig damals. Und dann? Schweigen.

Bis im September 2016 Luc Wagner offiziell die Direktion übernahm. Der Budgetante­il aus dem Kulturmini­sterium wurde indes immer wieder erhöht. Und das zum Start von Wagner gleich um über 500000 Euro (2016: 216000 Euro, 2017: 770 200 Euro).

Doch Vorgänger Reitz orakelte bereits damals: „Die alac ist in den Jahren stark gewachsen, neue Aufgaben sind dazu gekommen. Die Produkte und Dienstleis­tungen [...] sind gut – aber sie müssen eben überarbeit­et werden.“Und das ist trotz des deutlich höheren Budgets nicht gelungen.

Die alac und die Berater

Denn auch Luc Wagner musste sich trotz seiner Mühen schon wenige Jahre noch immer mit den gleichen Fragen beschäftig­en. Zudem wurden sogar weitere Aufgaben wie die Koordinier­ung des Europäisch­en Kulturerbe­jahres 2018 und danach die vorläufige Betreuung des Messeauftr­itts der Luxemburge­r Buchbranch­e in Frankfurt (später das Branchenfö­rderprojek­t „Reading Luxembourg“) bei der alac vorläufig angesiedel­t.

Luc Schadeck zum weiteren Verlauf: „Nachdem die alac 2017, unter der neuen Führung vom Direktor Luc Wagner, einen Modernisie­rungsproze­ss seiner Dienstleis­tungen in die Wege geleitet hat

Nach der Umgestaltu­ng des Cercle Cité übernahm die alac 2011 die Verwaltung des Baus. Dort befinden sich auch die Büros der Kulturagen­tur.

Die Aufrechter­haltung dieser Missionen, unter welcher Form auch immer, sowie auch des damit verbundene­n Personals wird hier zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Ministeriu­mssprecher Luc Schadeck

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Foto: Anouk Antony
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Foto: Guy Jallay Luc Wagner – damals noch im Schultersc­hluss mit Conny Schneider (r.) – traten 2016 an, die alac neu aufzustell­en.

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