Die Akte „alac“und der schwierige Weg einer notwendigen Reform
Wie die nach dem Kulturhauptstadtjahr 1995 von Stadt und Staat Luxemburg ins Leben gerufene „Agence luxembourgeoise d’action culturelle“Geld verschlang und nun in den Fokus gerät
Der Name „alac“sagt vielleicht selbst Kulturfreunden nicht viel. Aber die von der „Agence luxembourgeoise d’action culturelle“betreuten Dienstleistungen wie die Verwaltung des hauptstädtischen Cercle Cité (und zum Beispiel die Umsetzung der dortigen Ausstellungen im Ratskeller), das Eintrittskartensystem LuxembourgTicket oder die Onlineplattform „Echo“, die die Veranstaltungen im Land gebündelt vorstellt, sind bekannte Eckpfeiler im Kulturleben. Und genau diese stehen besonders in einer internen Analyse im Fokus, die laut dem Kulturministerium im Herbst abgeschlossen sein soll.
Geschlossenheit nach außen
Die Geldgeber prüfen, ob das Modell der 1996 von Staat und Stadt in der Nachfolge des ersten Kulturhauptstadtjahres gegründeten asbl noch zukunftsfähig ist. Lässt sich die Struktur mit einem Millionenetat überhaupt noch aufrecht erhalten und können die einzelnen Missionen auf andere Schultern verteilt werden?
Individuelle Bitten des „Luxemburger Wort“um Stellungnahmen der Verantwortlichen zu dem sich abzeichnenden Prozess um eine mögliche Umstellung, gar Zerschlagung der Missionen und Geschäftsbereiche, wurden gemeinschaftlich beantwortet.
Sowohl die an die Stadt Luxemburg, das Kulturministerium und die aktuelle alac-Leitung unter Luc Wagner geschickten Fragen, beantwortete Ministeriumssprecher Luc Schadeck für alle Beteiligten. „Innerhalb der alac verbindet den Staat und die Stadt Luxemburg eine langjährige und erfolgreiche Partnerschaft. Es liegt deshalb auf der Hand, dass die Beantwortung der Fragen zusammen und in engem Austausch mit den Partnern erstellt wurde“, so Schadeck zur Begründung.
Lange schwelender Prozess
Aber ist denn die Partnerschaft wirklich so erfolgreich? „Ziel war es, die Positionierung der alac in einem kulturellen Umfeld, was vom Fortschritt und vom Wandel geprägt ist, zu hinterfragen und so womöglich zu einer Profilschärfung des Vereins und seiner Dienstleistungen beizutragen“, schreibt der Sprecher des Kulturministeriums zu den Zielsetzungen, die mit der Arbeit im Hintergrund verbunden ist.
Der Prozess dazu ist keinesfalls neu. Ein kurzer Rückblick: Der seit 2002 der alac vorstehende Direktor Jean Reitz schied im Einvernehmen mit den Geldgebern im Februar 2016 aus. Der Grund: Probleme in der Finanzierung und der Verwaltung der Asbl, so die Hauptstadtbürgermeisterin Lydie Polfer, die bereits bei der Gründung (s. Foto unten) dabei war und im Verwaltungsrat der alac unter anderem auch als Präsidentin tätig war und ist. Die Interimsdirektion und Geschäftsführung übernahm schon
Im März 1996 wurden die Statuten der alac unterzeichnet. Neben der damaligen Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges nahmen (unten, v.l.n.r.) Lydie Polfer, Pierre Frieden, sowie Roland Pinnel (oben, v.l.n.r.), Guy Dockendorf, Claude Frisoni und Jeannot Waringo teil. vor Reitz’ Ausscheiden der ehemalige Wirtschaftsprüfer Luc Henzig, um nach Budgetkürzungen unter dem damaligen Kulturminister Xavier Bettel die Agenturfinanzen und internen Prozesse „zu optimieren“.
„Die Finanzlage der alac ist nicht unbedingt gut, auch wegen der staatlichen Kürzungen. Man muss sehen, was man organisatorisch und wirtschaftlich verbessern kann, dass diese Agentur den Steuerzahler weniger kostet. Es geht darum, der Agentur, ihre Initiativen sowie dem Personal eine gute Perspektive zu geben“, sagte Henzig damals. Und dann? Schweigen.
Bis im September 2016 Luc Wagner offiziell die Direktion übernahm. Der Budgetanteil aus dem Kulturministerium wurde indes immer wieder erhöht. Und das zum Start von Wagner gleich um über 500000 Euro (2016: 216000 Euro, 2017: 770 200 Euro).
Doch Vorgänger Reitz orakelte bereits damals: „Die alac ist in den Jahren stark gewachsen, neue Aufgaben sind dazu gekommen. Die Produkte und Dienstleistungen [...] sind gut – aber sie müssen eben überarbeitet werden.“Und das ist trotz des deutlich höheren Budgets nicht gelungen.
Die alac und die Berater
Denn auch Luc Wagner musste sich trotz seiner Mühen schon wenige Jahre noch immer mit den gleichen Fragen beschäftigen. Zudem wurden sogar weitere Aufgaben wie die Koordinierung des Europäischen Kulturerbejahres 2018 und danach die vorläufige Betreuung des Messeauftritts der Luxemburger Buchbranche in Frankfurt (später das Branchenförderprojekt „Reading Luxembourg“) bei der alac vorläufig angesiedelt.
Luc Schadeck zum weiteren Verlauf: „Nachdem die alac 2017, unter der neuen Führung vom Direktor Luc Wagner, einen Modernisierungsprozess seiner Dienstleistungen in die Wege geleitet hat
Nach der Umgestaltung des Cercle Cité übernahm die alac 2011 die Verwaltung des Baus. Dort befinden sich auch die Büros der Kulturagentur.
Die Aufrechterhaltung dieser Missionen, unter welcher Form auch immer, sowie auch des damit verbundenen Personals wird hier zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Ministeriumssprecher Luc Schadeck