Welche Zukunft für die Schrebergärten?
Kleingärtner auf dem Galgenberg sitzen auf dem Trockenen – und das ist nicht ihr einziges Problem
Esch/Alzette. Auch an diesem Sonntag brütet die Hitze erbarmungslos über den Galgenberg. Anna Planeta ist schon früh am Morgen gekommen, um ihre Blumen zu gießen. Sie kommt am liebsten morgens in ihren Schrebergarten an der Schneier, weil sie zu dieser Zeit die Eichhörnchen auf den Bäumen beobachten kann. Sie muss dann immer an Polen denken, das sie und ihr Mann Piotr vor 25 Jahren verlassen haben, um in Esch ein neues Leben zu beginnen.
„Als ich klein war, ging ich nach der Schule immer in den Wald, der hat so eine Ruhe ausgestrahlt“, sagt sie. Die Bäume in den Wäldern auf dem Galgenberg seien zwar nicht dieselben, trotzdem könne das Paar hier oben vom Stadtlärm abschalten.
Anna hält zwei rote Paprikaschoten und zwei große Tomaten in der Hand. Etwas zerknautscht und faltig sehen sie aus, „aber besser als im Geschäft schmecken sie allemal“, schiebt Anna ungefragt hinterher. Die Polin ist studierte Landschaftsgärtnerin und kennt so einige Kniffe. Bevor sie ihre Blumen einpflanzt, mischt sie noch ein paar Brennnessel ins Erdloch, „das gibt den Pflanzen Kraft“.
Und trotzdem macht sich Anna Sorgen um ihr Kleinod. Zuerst einmal ist da die anhaltende Hitze, die ihren Böden zu schaffen macht. Sie zeigt auf aufgerissene Erde, auf der in diesem Jahr keine Erdbeeren gewachsen sind. „Normalerweise ist in meinem Garten alles grün“, stellt sie klar.
Sie führt zum Apfelbaum hinter dem Schuppen, an dem nur kleine Früchte hängen. Piotr erklärt: „Ich erinnere mich, dass wir 2003 auch schon extreme Trockenheit hatten, aber dieses Jahr ist es schlimmer, viel länger, es regnet ja kaum noch.“
Wasser gibt es nur noch an wenigen Tagen
Das zweite Problem: Im Frühling hat die Gemeinde das Wasser aus dem Hahn gekappt, der im Garten der Planetas aus dem Boden ragt. Auch alle anderen Gärten sind betroffen. Wasser gibt es für die Kleingärtner auf dem Galgenberg jetzt nicht mehr direkt aus der eigenen Leitung im Garten, sondern aus Gemeinschaftshähnen, die im Abstand von etwa 50 Metern auf den öffentlichen Wegen in der Siedlung stehen.
Da das Wasser aber nur an drei Tagen in der Woche aus den Hähnen kommt – mittwochs, samstags und sonntags – müssen die Kleingärtner ihre Gartenbesuche jetzt gewissenhafter planen.
Bereits vorher habe es Einschränkungen gegeben, klärt Anna auf. „Normalerweise hatten wir zwischen Mitte-Mai und September immer Wasser, zuletzt dann aber nur noch zweimal pro Woche. Und jetzt“, Anna seuftzt, „kein Wasser mehr“.
Die beiden haben Glück, dass der nächste Wasserhahn direkt neben ihren Garten steht. „Ja, wir dürfen uns nicht beschweren“, fügt Anna hinzu. „Aber wie machen das ältere Menschen, die ihre schweren Gießkannen schleppen müssen?“, fragt sie und lässt einen schwarzen Eimer volllaufen. „Das wird dann auch für uns schwerer in den nächsten Jahren.“Einige Gärtner würden nun vermehrt mit Wasserkanistern von zu Hause mit dem Auto vorfahren. „Ist das noch ökologisch?“, fragt Anna.
„Wenn ich das vorher
gewusst hätte ...“
Ein paar Meter blättert eine Frau Anfang 70 durch ein „Garten“-Magazin. Ihre Gartenmöbel sind blau gestrichen, auch die Blockhütte ist blau und alles erinnert hier ein wenig an schwedische Gemütlichkeit. Auf dem runden Tischchen stehen gelbe und rote Blumen in einer blau-weiß gestreiften Vase, die Frau hat mit ihrer Leseecke ein schattiges Plätzchen gefunden. In ihrer Zeitschrift sucht die Luxemburgerin nach Inspiration für ihren Garten, „aber es ist schwer, neue Pflanzen zu kaufen“, sagt sie, die nicht namentlich genannt werden möchte, „ich muss sie ja ausreichend gießen“.
Seit 2019 pachtet sie das Grundstück, das Häuschen habe sie dazugekauft. „Ich war so froh, diesen Garten zu haben, als die Coronapandemie losging.“Jeden Tag komme sie her, die Gartenarbeit und das Zwitschern der Vögel tue der Rentnerin gut. Manchmal kommt jemand von der Beschäftigungsinitiative CIGL und hilft ihr beim Heckenschneiden.
Die Frau führt zu ihrem Beet, zeigt auf eine kleine, gelbe Kugel, die an einem Strauch hängt. „Mein Hokkaido wächst überhaupt nicht mehr, auch meine Bohnen werden dieses Jahr nichts.“Kürbis benötigt nach der Befruchtung viel Wasser, sonst bleiben die Früchte klein. „Wir sind hier alle sehr unglücklich mit der Situation. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mir niemals diesen Garten geholt“, gibt sie zu.
Viele andere, die man zum Wasserproblem befragen könnte, sind an diesem Augusttag nicht in ihren Gärten, es ist die Zeit des Kollektivurlaubs, aber es ist auch noch nicht einmal Mittag. Und dann ist doch ein Knacken und Schaben hinter einer Holzpforte zu vernehmen.
Ein älteres Ehepaar sitzt an einem Tisch – er schält Haselnüsse, sie füllt hellrote Himbeeren in eine Lunchbox. In Lydies und Daniels Garten wachsen Cocktailtomaten. Die werden besonders gerne von den Enkelkindern vernascht. Dazu kommen Rhabarber, Nashi-Birnen, Zwetschgen, in diesem Jahr mit vielen Maden, Schlangengurken. In diesem Jahr nur wenige – mangels Regen.
„Von der Gemeinde heißt es immer, denken Sie an die Bienen und Insekten, pflanzen Sie auch Blumen, aber wie denn?“, fragt Lydie aufgebracht. „Ich würde ja gerne, aber ich kann denen doch nicht genug Wasser geben.“Die Gartenverordnung sieht vor, dass ein
Ich war so froh, diesen Garten zu haben, als die Coronapandemie losging.