Ein Ratgeber für mehr Artenvielfalt
Sicona und Umweltministerium zeigen, wie Dörfer und Städte grüner werden können
Hitze und Dürre haben der Natur in diesem Sommer stark zugesetzt. „Das zeigt ganz deutlich, dass wir uns mitten in einer Klima- und Biodiversitätskrise befinden“, erklärt Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) am Donnerstag bei einem Pressetermin. Hintergrund ist die Vorstellung der zweiten Auflage des Ratgebers „Naturnahe Grünanlagen im Siedlungsbereich“, der Kommunen helfen soll, ihren Teil zum Kampf gegen die Klimakatastrophe beizutragen.
„Luxemburg ist besonders gefordert, da naturnahe Flächen bei uns rasch verschwinden“, fährt sie fort. „Wir müssen weitere Anstrengungen unternehmen, um versiegelte Flächen zu begrünen.
Da haben wir noch enormes Potenzial“, erklärt Welfring weiter.
Die aktuelle Hitzewelle verdeutliche, wie wichtig Grünflächen in Siedlungsgebieten seien. „Wenn es warm ist, sind viele Stadt- und Dorfbewohner froh, sich auf grüne Flächen zurückziehen zu können“, führt Welfring aus. Neben dem Kühleffekt, der von solchen Anlagen ausgeht, bieten sie einen Lebensraum für zahlreiche Insektenund Pflanzenarten.
Gemeinden sollen mit dem Naturpakt unterstützt werden
Ein weiterer Vorteil der Grünflächen in den Dorf- und Stadtkernen: Flächen, die wild wachsen, brauchen nur wenig Unterhalt und benötigen oft weniger Wasser als gepflegte Gärten oder Grünanlagen, wie Simone Schneider von Sicona erklärt: „Die Flächen müssen nur angelegt werden, anschließend erfordert ihre Instandhaltung keinen großen Aufwand mehr“.
Um den Biodiversitätsschutz im kommunalen Raum voranzutreiben, hat das Umweltministerium 2020 den Naturpakt ins Leben gerufen. Dessen Ziel ist es, die nachhaltige Entwicklung sowie den Naturund Artenschutz gemeinsam mit den Gemeinden zu fördern.
Engagierte Gemeinden werden hierbei mithilfe eines Punktesystems belohnt. Neben dem Startgeld für die Zertifizierung werden für alle umgesetzten Maßnahmen im Bereich des Naturschutzes, beispielsweise indem die Versiegelung von Böden vermieden oder die Lichtverschmutzung bekämpft wird, Punkte vergeben. Insgesamt 77 Maßnahmen werden im Naturpakt aufgelistet, allein 20 davon zielen auf den Schutz der Artenvielfalt im Siedlungsgebiet ab.
Unterstützung erhalten die Kommunen zudem in Form einer staatlichen Beteiligung an den Kosten der Naturpakt-Berater, die allen teilnehmenden Gemeinden zur Verfügung stehen. Diese können intern sein, also selbst aus der Gemeindeverwaltung oder einem kommunalen Syndikat kommen, oder extern sein.
84 der insgesamt 102 Gemeinden in Luxemburg haben den Naturpakt mittlerweile unterschrieben. 76 Gemeinden verfügen aktuell über einen internen, acht über einen externen Berater, wie Fenn Faber, Direktor der Klima-Agentur, die als zentraler Ansprechpartner für Fragen rund um den Naturschutz fungiert, erklärt.
Aktuell liegt der Fokus bei der Umsetzung des Naturpaktes auf der Bestandsanalyse und der Auswertung der bisher umgesetzten Maßnahmen, berichtet Fenn Faber weiter. Wenn diese Phase abgeschlossen ist, können die ersten Audits stattfinden. Dies ist für Oktober dieses Jahres vorgesehen.
Als zusätzliche Hilfestellung bei der Bewahrung der Artenvielfalt in Dörfern und Städten stellte das Sicona am Donnerstag zudem die zweite Auflage seines Ratgebers „Naturnahe Grünanlagen im Siedlungsbereich“vor.
Tipps zur Bewahrung der Artenvielfalt
Der Ratgeber, der 65 Seiten umfasst, jedoch auch online abrufbar ist, richtet sich sowohl an Gemeinden als auch an Privatpersonen und enthält zahlreiche Tipps zur Förderung der Artenvielfalt.
Enthalten sind mehrere Maßnahmen, mit denen Dorf- und Stadtzentren grüner gestaltet und die Biodiversität in den Siedlungsgebieten wieder hergestellt werden können, erläutert Lisa Siebenaler von Sicona. Hierzu zählen etwa die Begrünung von Dächern und Fassaden, die Schaffung von Wildblumenwiesen, das Zulassen von Spontanvegetation oder das Einrichten von Nisthilfen für verschiedene Vogelarten.
Grundprinzip vieler Maßnahmen: Die Natur wachsen lassen, statt gleich alles wegzuschneiden und ästhetisch herzurichten. „Wir machen dabei nichts anderes, als uns an der Natur zu orientieren“, erklärt Simone Schneider. In der Broschüre enthaltene Fotos und praktische Anleitungen sollen bei der Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen und somit beim Schutz der Artenvielfalt helfen.
Luxemburg ist besonders gefordert, da naturnahe Flächen bei uns rasch verschwinden. Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng)
Wir machen dabei nichts anderes, als uns an der Natur zu orientieren. Simone Schneider, Sicona