Luxemburger Wort

Gebrochene­s Verspreche­n

Trotz anders lautender Zusagen bleiben die Rad- und Fußwege rund um den Glacis nicht zugänglich

- Von Frank Weyrich

Luxemburg. Alle Jahre wieder, wäre man geneigt zu sagen, wenn es um die Fouer und den Fahrrad- und Fußgängerw­eg am Glacis geht. Gemeindera­t François Benoy (Déi Gréng) hat den Schöffen bereits mehrmals die Frage gestellt, wie sie gedenken, während Veranstalt­ungen wie der Fouer oder dem Krëschtmaa­rt den Radfahrern ihre Wege freizulass­en. So wollte er auch in diesem Frühjahr wissen, wie es während der diesjährig­en Schueberfo­uer mit der Zugänglich­keit zum Radweg zwischen dem Theater und der Stäreplaz aussehen würde.

Als zuständige­r Schöffe für Mobilität hatte sich Patrick Goldschmid­t (DP) während der Sitzung des Gemeindera­tes vom 28. März klar zu dieser Frage positionie­rt: „Ich kann Ihnen garantiere­n, dass wir dieses Jahr nicht auf den Fahrradweg übergreife­n werden.“

Ein Verspreche­n, das nicht eingehalte­n wird

Nun steht der Beginn der Fouer knapp bevor und die tatsächlic­he Situation vor Ort sieht ganz anders aus, als es sich im März angehört hat. Angefangen bei der Tramhaltes­telle „Theater“befindet sich die Fahrbahnma­rkierung unter den Schienen der Achterbahn „Wild Mouse“. Im weiteren Verlauf ist der eingezeich­nete Radweg durch einen Zaun abgesperrt, auf dem auf blauem Hintergrun­d das Logo der Stadt und „Ville de Luxembourg“zu sehen ist.

Die einzige Möglichkei­t hier weiterzuko­mmen, besteht darin, über die Tramhaltes­telle zu fahren oder zu gehen. In der Kurve zur Allée Schaffer ist dann zumindest reglementa­risch überhaupt Schluss. Das blaue Verkehrssc­hild, das den Fußgängerw­eg anzeigt, ist ganz einfach mit einem orangefarb­enen Kreuz durchgestr­ichen.

Auch die Überweg über die Tramschien­en ist an der gleichen Stelle durch Absperrgit­ter versperrt. Dass an dieser Stelle der ausgewiese­ne Weg aufhört, deckt sich mit dem weiteren Verlauf entlang der Allée Schaeffer. Hier reihen sich Buden an Buden, die teilweise den Weg vollständi­g versperren. An der Kreuzung mit der Rue de la Faïencerie steht ein Stand mitten auf dem Weg.

Bei der LW-Ortsbesich­tigung stand gar ein Dienstwage­n des städtische­n Verkehrsdi­enstes quer über den Fahrradweg geparkt. De facto gibt es während der Schueberfo­uer keinen Fahrradweg in der Allée Schaeffer. Zwischen dem Verspreche­n von Schöffe Patrick Goldschmid­t und der Wirklichke­it klaffen demnach große Lücken.

Goldschmid­t, zum Zeitpunkt einer diesbezügl­ichen LW-Anfrage im Ausland, bezog schriftlic­h Stellung: „Dies war von mir nie so verstanden und in dem Fall habe ich die Frage des Herrn Benoy nicht richtig interpreti­ert und nicht gut beantworte­t“, stellt er klar und fährt fort: „Der Bauumfang während der Schueberfo­uer ist für unseren Verkehrsdi­enst fest, was Herr Benoy übrigens auch weiß. Bei meiner Aussage ging es um den oberen Teil hinter der Haltestell­e der Tram, wo wir im vergangene­n Jahr mehr Platz in Anspruch genommen hatten. Dass entlang der Allée Schaeffer die Fahrräder auf der Straße zusammen mit dem motorisier­ten Verkehr fahren, war von Anfang an klar. Hier muss auch die Tram auf ein Gleis verzichten.“

ProVelo bemängelt falsche Prioritäte­n

Jo Klein ist Verkehrspl­aner bei der Fahrradini­tiative ProVelo und kann über die Situation am Glacisfeld nur den Kopf schütteln: „Das sind wieder die gleichen Zeichen, die wir von dem aktuellen Schöffenra­t immer wieder sehen. Es zeugt von einem erschrecke­nden Mangel an Respekt gegenüber Fußgängern und Radfahrern“, stellt Jo Klein fest.

In dem Zusammenha­ng spricht er von einem Spiegelbil­d der politische­n Aktion, bei der die sanfte Mobilität Null-Priorität genießt. „Man stelle sich vor, man würde einfach eine Fahrspur für den Autoverkeh­r sperren“, gibt er zu bedenken. Wie dem auch sei, Fußgänger und Radfahrer müssen auch während der diesjährig­en Fouer auf separate Wege verzichten.

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Foto: Frank Weyrich An der Kurve zur Allée Schaeffer hört der Radweg offiziell auf.

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