Wer mobil reisen will, muss warten
Der „Caravan Salon“in Düsseldorf lockt kommende Woche zahlungskräftige und geduldige Camping-Fans aus aller Welt an
Urlaub in der eigenen Region oder zumindest im Nachbarland zu machen, ist seit Corona besonders beliebt. Unter den herrschenden Bedingungen funktioniert das besonders gut, wenn das eigene Hotelzimmer permanent an der eigenen Seite ist. Und so boomte die Caravaning-Branche in den vergangenen Jahren unaufhörlich: 2021 lag die Zahl der Neuzulassungen europaweit bei über 260 000 Einheiten – ein Plus von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
2022 scheint jedoch das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn sich die aktuellen Zahlen verstetigen: Im Juni wurden 30 Prozent weniger Gefährte zugelassen als im selben Monat des Vorjahres. Ursache ist jedoch nicht die fehlende Nachfrage – ganz im Gegenteil. Ins Stocken gerät die Produktion hauptsächlich, weil die erforderlichen Basisfahrzeuge in zu geringen Stückzahlen geliefert werden. Die zunehmenden Lieferkettenprobleme bei Halbleitern und Rohstoffen machen sich bemerkbar. Die Lieferzeiten für Fahrzeuge betragen teilweise mehr als ein Jahr.
Leitmesse mit mehr als 650 Ausstellern
Das sind keine erfreulichen Vorzeichen für den diesjährigen „Caravan Salon“, der vom 27. August bis 4. September in den Messehallen in Düsseldorf stattfindet. Dabei sind zur 61. Auflage der Branchenshow viele Hersteller, die aus Vorsicht von einer Teilnahme in den Vorjahren abgesehen hatten, wieder zurückgekehrt. Die Düsseldorfer Messe musste sogar zusätzlich drei Hallen öffnen, damit jeder der 650 Aussteller einen Platz finden konnte. Allen Lieferproblemen zum Trotz wird das Angebot auch dieses Mal wohl einzigartig sein: Bei keiner anderen Ausstellung weltweit finden Fachleute, Endverbraucher und Vermieter ein umfassenderes Angebot.
Immerhin im Vermietungsgeschäft blickt man laut einer Marktforschungsstudie positiv in die Zukunft:
Viele Händler könnten mit den verfügbaren Fahrzeugen den eigenen Miet-Fuhrpark erneuern oder sogar ergänzen und so der steigenden Nachfrage gerecht werden. „Die Lage bei Wohnwagen ist insgesamt etwas entspannter, da es weniger Unsicherheit in der Produktion, aber auch eine geringere Nachfrage gibt“, heißt es etwa in der Studie.
Auf dem „Caravan Salon“hat sich für Neueinsteiger die sogenannte „Starter-Welt“etabliert: Sie bietet einen ersten Einblick in die gesamte Bandbreite des Caravanings und hilft dabei, das Passende herauszusuchen. Käufer wie Mieter erhalten hier Praxistipps zu Fahrzeugtypen, Reiserouten oder dem geeigneten Campingplatz.
Caravan-Profis, die sich über Trends informieren wollen, werden fündig in den Hallen, die technisches Equipment wie Klimaanlagen oder andere Komfort-Ausbauten anbieten. Als zusätzliches Angebot gibt es im Freigelände zwischen den Hallen 5 und 9 erstmals eine Sonderschau zum Thema „Abenteuer Selbstausbau“. Die Besucher sehen an den ausgestellten Eigenbauten, was alles möglich ist.
Innovationen in Technik und Design
In Zeiten steigender Benzinkosten geraten vor allem aerodynamische Eigenschaften stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit. So hat Hymer dem kompakten „Eriba Feeling 515“einen neuen und flacheren Grundriss verpasst, der sich durch ein Hubdach mit niedriger Aufbauhöhe auszeichnet. Schon mit wenigen Handgriffen lässt sich dieses öffnen – die Stehhöhe beträgt 198 Zentimeter. Hersteller LMCCaravan präsentiert ebenfalls ein leichtes und flaches Fahrzeug. Die preiswerte „Tourer“-Reihe bietet serienmäßig ein Aufstelldach, um zusätzliche Schlafplätze zu schaffen – eine Variante, die die Familientauglichkeit steigert.
Auch beim Design sind 2022 Trends erkennbar. So zeigt Tabbert mit dem Wohnwagen „Pep Pantiga“eine komplette Neuentwicklung: Das Interieur bietet einen veränderten Aufbau – keine Oberschränke an den Seiten, stattdessen hohe Fenster, wodurch der Innenraum wesentlich heller und geräumiger wirkt. Diese wenigen Beispiele zeigen, dass die CaravaningBranche nichts an Innovationskraft eingebüßt hat, ungeachtet aktueller Beeinträchtigungen bei der Produktion.