Luxemburger Wort

Zeit für Sommergesc­hichten

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Als dieser Tage der Künstler Jean-Jacques Sempé starb, hinterließ er der Welt Hunderte von Zeichnunge­n, Aquarellen und Grafiken. Eines seiner Werke berührt mich besonders: Da lässt sich ein Radfahrer auf einer einsamen Landstraße im Schatten eines Baumes nieder. Er scheint ermattet und glücklich über diese Rast. Über dem Bild steht: „Endlich Ferien!“

Wie oft habe ich selbst in dem kleinen bretonisch­en Dorf Brain im Schatten eines Kastanienb­aums gesessen und auf die träge dahinfließ­ende Vilaine geschaut. Am Ufer hielt ein Angler seine Schnüre ins Wasser, über dem blauen Atlantik-Himmel drifteten ein paar dicke weiße Wolken zum Meer. Über das Land senkte sich eine fast magische Stille. Der Mittag funkelte in lautloser Glut.

Kein Wort war am Ufer zu hören. Wie berauschen­d und üppig war so ein Sommertag in der Bretagne.

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von Rainer Holbe

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