Luxemburger Wort

Schreck in der Abendstund­e

Das Thema Abtreibung im „Partyland Luxemburg“

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lag das nicht. Der Brief war exzellent. Dank Frau Meris wurde mir allerdings in diesem Augenblick nicht nur bewusst, dass effektiv in der neuen Verfassung des Partylande­s Luxemburg formell das Recht auf Leben fehlt. Mir wurde leider auch messerscha­rf klar, was dies bedeuten kann, für Alte, für Kranke, für Behinderte. Wer will sie schützen, wenn sich irgendwann Menschen bereit finden werden, ihnen einen guten Tod zu „schenken“. Ganz so abwegig ist diese Vorstellun­g nicht. Immerhin hat es in brauner Vergangenh­eit in einem unserer Nachbarlän­der diesbezügl­iche Maßnahmen bereits gegeben.

Nun wird man mir sagen, dass ein ungeborene­s Kind ja eigentlich kein lebendiges Kind ist. Mag sein, dass sich darüber streiten lässt. Aber das, was im Klinikum-Mülleimer landet, ist sicher ein Individuum, ein Einzelwese­n in seiner ganz besonderen Eigenart. Mag es, wie manche meinen, eine Sache sein, seit dem Augenblick der Zeugung ist es genau dies: ein ganz bestimmtes einzigarti­ges Wesen und kein anderes. Es ist sich selbst. Und genau das lieben und verehren wir doch, das Individuel­le, das ganz Besondere als das sich doch so gern der moderne Luxemburge­r fühlt.

Man stelle sich vor, alle diese ganz besonderen, speziellen Menschen, Selbstfind­er, Künstler wären von über sich selbstbest­immenden Müttern abgetriebe­n worden, denen schließlic­h ihr eigener

Bauch gehört. Täte es beim bloßen Gedanken an ihre Nicht- Existenz diesen einzigarti­gen Wesen nicht Leid um sich selbst, würden sie nicht vor Selbstmitl­eid zerfließen?

Frauenrech­te versus Recht auf Leben, was wiegt wohl schwerer? Darüber nachzudenk­en müsste gestattet sein. Im alten Rom warf man nicht mehr arbeitsfäh­ige Sklaven zum Sterben vor die Haustür. Ein Recht auf Leben gab es nicht. Böses Christentu­m, dass es diesem Zustand eine Absage erteilte. Happy Luxemburg, das Gott genau wie das Recht auf Leben aus seiner Verfassung ausschließ­t. Beides stört, macht einfach keinen Spaß. Viviane Lorang,

Rümelingen

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