Geschichte und Geschichten bei der „Giedel“
Leser küren Traditionslokal im Fond-de-Gras zur „Terrass vum Joer“im Süden
Fond-de-Gras. Luxemburger Geschichte erleben, den historischen Train 1900 in einer einzigartigen Kulisse passieren sehen und dabei ein kühles Bier genießen: Das und viel mehr hat das Traditionsgasthaus „Bei der Giedel“im Fond-de-Gras zu bieten. Die Leser des „Luxemburger Wort“wissen die Mischung aus Rustikalität und Natur zu schätzen und verleihen dem Lokal die Auszeichnung zur „Terrass vum Joer“in der Region Süden.
Im Fokus des Wirtshauses steht nach wie vor seine reiche Entstehungsgeschichte. Fond-de-Gras war eines der wichtigsten Bergbauzentren des Großherzogtums. Mittendrin wurde im Jahr 1880 das heutige Gasthaus „Bei der Giedel“von Léonard Mullesch errichtet. Ursprünglich diente es als Herberge für dessen Arbeiter, bevor es 1894, als Mulleschs Frau Patentante wurde, seinen Namen verliehen bekam. Bis 1983 wurde die „Giedel“von derselben Familie geführt, ihre Fotos zieren bis heute die Wände des Lokals. Am traditionellen Erscheinungsbild wurde auch bei der Renovierung zwischen 1986 und 1988 festgehalten. Wer zur „Giedel“geht, erlebt das Ambiente einer alten Bergarbeiterschenke. Und auch heute noch ist es seine Historie, die das Lokal besonders macht, weiß Chef und Bäcker-Konditor Alves Berto, der das Gastgewerbe seit vier Jahren führt. „Wir sind hier an einem historischen und touristischen Ort, die Geschichte ist reich, die Landschaft malerisch“, erfreut sich Berto am Ausblick der Terrasse, der einen, wenn man zum richtigen Zeitpunkt da ist, direkt auf den Train 1900 hinabschauen lässt.
Das Lokal liegt gänzlich abgelegen von den Ortschaften und erlaubt es den Besuchern, einen Moment abzuschalten. „Ich sage immer, wir sind hier in der Provence“, beschreibt der Bäckermeister die Umgebung. „Hier herrscht für gewöhnlich die absolute Ruhe. Das ist auch meist das, was die Leute nach einem stressigen Tag hier suchen.“Insbesondere die Sonnenuntergänge seien regelrecht zum Dahinschmelzen, schwärmt Sara Dino, die rechte Hand des Chefs. „Es gibt tatsächlich Leute, die einfach still dasitzen und zusehen, wie die Sonne untergeht. Es ist jedes Mal aufs Neue ein Spektakel“, beschreibt sie auch ihren liebsten Aspekt der Terrasse.
„Wer zur 'Giedel' geht,
trinkt Battin“
Am besten lasse sich der Anblick mit einem kühlen Bier genießen, wie Alves Berto und seine Sekretärin Sara Dino verraten. „Wer zur 'Giedel' geht, trinkt Battin!“, sind sich die beiden einig und lächeln. Die Erklärung dafür sei ganz einfach. „Wir sind im Süden des Landes, die Brauerei ist quasi nebenan, und es ist nunmal ein gutes Bier“, so Berto. Cocktails würden eher selten bestellt werden – und wenn, dann die klassischen Aperitifs wie beispielsweise der Aperol Spritz. „Extravagantere Cocktails wären hier auch einfach nicht authentisch“, weiß Sara Dino.
„Wir sind ein sehr traditionsorientiertes Lokal. Diese Mentalität spiegelt sich überall wider, auch auf unserer luxemburgisch-französischen Speisekarte“, hebt „Giedel“-Chef Berto indes hervor. Insbesondere luxemburgische Speisen würden Anklang bei hungrigen Gästen finden.
Doch wer sind die Kunden? Anders als der Rest des Gasthauses „Bei der Giedel“ist der typische Besucher nämlich nicht so leicht zu beschreiben. „Unsere Kundschaft ist vielfältig, es wäre mir nicht möglich DEN 'Giedel'Gast zu beschreiben“, denkt Berto laut nach. Es gebe selbstverständlich Stammkunden, die dem Lokal seit 50 Jahren treu sind. Genauso finden aber auch immer wieder junge Leute zur „Giedel“. Dann gibt es noch die Touristen,
Wanderer und Radfahrer, die täglich auf Entdeckungsreise im Fondde-Gras sind und in ehemaligen Bergarbeiterherberge eine Pause einlegen und einen Happen essen, um ihre Tour gestärkt fortzusetzen. Oder diejenigen, die mit dem Train 1900 gefahren sind und von der Terrasse aus noch einmal den Ausblick genießen wollen.
„Auf der Terrasse wird es auf jeden Fall nie langweilig, man sieht jeden Tag neue Menschen, die entweder gezielt oder zufällig vorbeikommen“, freut sich der Bäcker-Konditor über sein gut besuchtes Lokal.
Insgesamt können bis zu 250 Personen Platz auf der Terrasse finden, da im Eingangsbereich eine weitere, kleiner Terrasse zusätzlich Sitzmöglichkeiten bietet. An den Wochenenden empfehle es sich jedoch trotzdem einen Tisch zu reservieren.