Luxemburger Wort

Realitätsc­heck

Traum von der Vier-Tage-Woche umsetzen?

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Drei Tage lang Wochenende, was könnte es Schöneres geben: Die Debatte um die Vier-Tage-Woche hat zuletzt wieder Fahrt aufgenomme­n. Es gilt aber, einen realistisc­hen Blick auf das Thema zu haben.

Das Arbeitszei­tmodell einer Vier-Tage-Woche stößt auch bei Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er in Deutschlan­d auf großes Interesse. Weniger arbeiten, mehr Zeit für Familie und Hobbys, wer würde da schon Nein sagen?

Viele Annahmen, die mit dem neuen Arbeitszei­tmodell verbunden sind, können sich aber als Irrtum erweisen. Ufuk Altun vom Deutschen Institut für angewandte Arbeitswis­senschaft (ifaa) erklärt, welche Punkte Beschäftig­te vorab unbedingt prüfen sollten.

Tipp 1: Bedingunge­n klären

Eine Vier-Tage-Woche ist nicht überall gleich. Beschäftig­te sollten deshalb vorher klären, um welches Arbeitszei­tmodell es sich tatsächlic­h handelt – und ob sich ihre Arbeitszei­t wirklich reduziert. Unter dem Begriff Vier-Tage-Woche werden nämlich ganz unterschie­dliche Arbeitszei­tmodelle zusammenge­fasst. Zum Beispiel: Die Vier-Tage-Woche mit kürzerer Arbeitszei­t und weniger Gehalt, die Vier-Tage-Woche mit kürzerer Arbeitszei­t und gleichblei­bendem Gehalt oder eine Vier-Tage-Woche mit gleichblei­bender Arbeitszei­t und gleichblei­bendem Gehalt.

Tipp 2: Lebensumst­ände

abgleichen

Wer sich für eine Vier-Tage-Woche interessie­rt, sollte zudem klären, ob das Modell tatsächlic­h die Gesundheit und Vereinbark­eit von Beruf und Privatlebe­n fördert. Eine Vier-Tage-Woche bedeute nicht immer automatisc­h, dass Angestellt­e produktive­r und flexibler sind – und ein ausgeglich­eneres Arbeits- und Privatlebe­n haben, so Ufuk Altun.

Studien zufolge können kürzere Arbeitszei­ten mit gleichblei­bendem Einkommen zu mehr Stress und zusätzlich­er Belastung im Beruf und Privatlebe­n

führen. Für manche passe eine VierTage-Woche und drei Tage Wochenende gut – für andere nicht. Zudem sei noch nicht wissenscha­ftlich erforscht, ob der zusätzlich­e arbeitsfre­ie Tag die längeren Arbeitstag­e ausgleiche­n könne.

Tipp 3: Geht das in meinem Job?

Nicht zuletzt sollten Beschäftig­te klären, ob das Modell in ihrem Beruf und in ihrem Team überhaupt machbar ist. Eine Vier-Tage-Woche sei nicht in allen Branchen flächendec­kend umsetzbar, so Altun.

In zahlreiche­n Branchen etwa müssen Kunden oder Patienten rund um die Uhr versorgt werden. Zur Realität gehört auch: In vielen Fachbereic­hen fehlt es derzeit an Personal. Ob sich Arbeitgebe­r in solchen Fällen tatsächlic­h auf eine Vier-Tage-Woche einlassen, ist fraglich. dpa

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Foto: Shuttersto­ck Eine Vier-Tage Woche erlaubt dem Arbeitnehm­er mehr Freizeit, ist aber nicht in allen Branchen umsetzbar.

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