Schwere Hypothek
F91-Trainer Carlos Fangueiro ärgert sich über die Auswärtsniederlage im Hinspiel der Conference-League-Play-offs
„Ich bin frustriert. Frustriert, weil wir den Matchplan nicht umgesetzt haben. Wir trafen auf einen Gegner, der national einen Negativlauf hat (als Meister der Vorsaison ist Poznan aktuell Tabellenletzter der Ekstraklasa, Anm. d. Red.). Davon wollten wir profitieren“, sagte F91-Trainer Carlos Fangueiro, nachdem seine Mannschaft das Hinspiel der Conference-League-Play-offs am Donnerstagabend auswärts mit 0:2 verloren hatte.
„Die Vorgabe war es, den Gegner hoch anzulaufen und zu pressen sowie auf dem ganzen Feld aggressiv in den Duellen zu sein. Leider ist uns dies nicht gelungen. Wir haben den Gegenspielern zu viel Platz gelassen“, erklärt Fangueiro.
Symptomatisch für die Analyse des Coaches war der frühe Rückstand Düdelingens. Als F91 eine Ecke nur unzureichend klärte und sich Kristoffer Velde den Ball ungehindert auf seinen starken rechten Fuß legte, ließ er Lucas Fox nicht den Hauch einer Chance (6.').
Zwar konnte F91 sich ab Minute zehn vom Druck des polnischen Meisters befreien, doch Mehdi Kirch und Co. überzeugten ihren Coach nicht. „In den ersten 35 Minuten haben wir es Poznan zu leicht gemacht“, so Fangueiro, der zur Kurskorrektur nicht bis zur Halbzeit wartete, sondern noch vor der Pause einen Doppelwechsel vornahm. Eliot Gashi und Bruno Freire mussten nach 38 Minuten vom Platz, Sylvio Ouassiero und Nelito da Cruz wurden eingewechselt.
Fehlende Erfahrung
Insgesamt wirkte Fangureio das Spiel seines Teams lange Zeit zu statisch. „Wir hatten offensiv zu wenig Bewegung in unserem Spiel.“Angesprochen auf das Warum, fand Fangueiro in der fehlenden Erfahrung einen Erklärungsansatz. „Ehrlicherweise kann ich es mir nur damit erklären, dass das Team in der Summe zu beeindruckt von der Wucht dieses fantastischen Stadions war.“Zwar waren die Tribünen des Stadion Poznan nur zu weniger als einem Viertel voll, doch die knapp 10 000
Anwesenden verursachten einen Höllenlärm.
Einer, für den der beeindruckende Rahmen als ehemaliger WM-Teilnehmer sowie Ex-Spieler von West Ham United, Fiorentina und Eindhoven wohl kein großes Problem gewesen wäre, hätte F91 mit Sicherheit gutgetan. Manuel da Costa trat die Reise nach Posen verletzungsbedingt jedoch nicht mit an.
Das Fehlen seines Abwehrchefs wollte Fangueiro nicht als Ausrede gelten lassen. „Mit Sicherheit hätte uns Manuel gutgetan, um Ruhe auf seine Mitspieler auszustrahlen. Wir haben den Gegner jedoch nach der Halbzeit auch ohne ihn dominiert. Mir fehlt derzeit vor allem ein dritter Stürmer. Unseren eingewechselten AkademieSpielern Francisco Ninto und Pedro Mendes gehört die Zukunft, sie sind aber noch nicht die Gegenwart.“
Fangueiros geäußerte Frustration potenzierte sich ob der Umstände des 0:2, das Mikael Ishak in der 66.' erzielte. „In der Halbzeitpause forderte ich von meinem Team eine Reaktion. Unglücklicherweise kassierten wir das 0:2 dann in einer Druckphase unsererseits.“Dass in den Play-offs zur Conference League kein Video Assistant Referee zum Einsatz kommt, tat sein Übriges. „Der zweite Gegentreffer war ganz klar Abseits. Es ist ein essenzieller Unterschied, ob man mit einem 0:1 oder einem 0:2 ins Rückspiel geht.“
Stürmer gesucht
Hoffnung, die Hypothek am nächsten Donnerstag ab 20.30 Uhr im Stade de Luxembourg noch zu tilgen, hat Fangueiro dennoch: „Wer gegen Malmö zwei Tore schießt, kann dies auch gegen Poznan. Hierfür wird jedoch deutlich mehr Bewegung im letzten Drittel vonnöten sein.“
Fangueiros Frust partiell lindern, sollte die Tatsache, dass er bei seinem Präsidenten auf offene Ohren stößt. „Es ist allzu offensichtlich, dass wir die Abgänge von Adel Bettaieb, Edvin Muratovic und Nader Hassan bis dato noch nicht kompensiert bekamen. Die Frage ist nicht, ob ein dritter gestandener Stürmer kommen wird, sondern wann“, so Gerry Schintgen.