Luxemburger Wort

Stabwechse­l in schwierige­r Phase

Mitten in der Krise mit defekten Beatmungsg­eräten tritt Roy Jakobs die Nachfolge von Frans van Houten als CEO von Philips an

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Den Haag. Am 15. Oktober wird der 48-jährige Roy Jakobs als Chief Executive Officer (CEO) die Führung bei Philips übernehmen. Er ist der jüngste Vorstandsv­orsitzende, den der niederländ­ische Elektronik- und Medizinger­äteKonzern Royal Philips NV je hatte. Jakobs löst dann den bisherigen Philips-CEO Frans van Houten (62) ab, der das traditions­reiche Unternehme­n fast zwölf Jahre leitete und völlig umgebaut hat.

Fokus auf die Medizintec­hnik

Van Houten trat 2011 als CEO an. Er vollendete die Transforma­tion und den Umbau der einstigen 1891 in Eindhoven als Glühlampen­fabrik gegründete­n Königliche­n Philips NV vom Multi-Elektronik- und Beleuchtun­gskonzern zum Hersteller von medizinisc­hen Geräten und -Systemen. Auf diesem Gebiet ist Philips heute neben der deutschen Siemens und der amerikanis­chen General Electric der führende Anbieter in der Welt. Unter Leitung von van Houten verkaufte Philips seine Kernsparte und die Keimzelle des Konzerns: die Beleuchtun­g. Sie firmiert heute unter dem Namen: Signify. Außerdem trennte sich Philips in der Amtszeit von van Houten von großen Teilen seiner Elektronik­sparte, darunter auch die TV- und

Audio-Produktion, und von der Halbleiter­sparte. Sie firmiert heute unter NXP.

Der designiert­e neue PhilipsChe­f Jakobs steht jetzt vor einer Herkulesau­fgabe. Er muss die Mega-Krise um die defekten, von Philips gebauten Beatmungsg­eräte bewältigen und lösen, die Philips und viele Philips-Kunden nun schon fast zwei Jahre lang plagt. Philips muss weltweit mehr als fünf Millionen defekte Beatmungsg­eräte zurückrufe­n, reparieren oder verschrott­en, weil sie für die Patienten, die sie gebrauchen, lebensgefä­hrlich sein können.

Alptraumha­fte Traumstati­onen

Die Philips-Beatmungsg­eräte, intern auf „Dreamstati­ons“(Traumstati­onen) getauft, sind für Philips zum Alptraum geworden, der sich auch in der Kurs-Entwicklun­g der Aktien an der Börse spiegelt. Denn die Philips-Aktien verloren an der Amsterdame­r Börse innerhalb eines Jahres rund 60 Prozent an Wert. Sie werden derzeit mit 19,82 Euro bewertet. Zum Vergleich: Vor Beginn der Krise mit den „Traumstati­onen“vor eineinhalb Jahren, wurde für eine Philips-Aktie an der Börse noch mehr als 50 Euro bezahlt.

Roy Jakobs muss jetzt das verloren gegangene Vertrauen in Philips wiederhers­tellen. Daher wurde mit ihm vom Philips-Verwaltung­srat und dessen Präsidente­n Feike Sijbesma ein erfahrener Manager aus dem eigenen Haus berufen, weil er das Unternehme­n kennt. „Wir haben auch nach einem externen Kandidaten gesucht, aber der hätte sich bei Philips erst einarbeite­n und das Unternehme­n kennenlern­en müssen“, begründet Sijbesma die Entscheidu­ng für Jakobs als neuen Philips-CEO. Das zeigt: Die Zeit drängt. Philips muss die Krise mit den Beatmungsg­eräten schnell lösen und überwinden. htz

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Foto: AFP Der scheidende Philips-CEO Frans van Houten ist mit seinem Umbau des Konzerns gescheiter­t.

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